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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Autoren: Sven Regener
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Magnetic
gehen und ein leeres gegen ein volles Fass austauschen würde. Ferdi und Holger
würden mir dabei den Rücken freihalten und jeden, der in der Nähe war,
irgendwie ablenken.
    »Aber wenn
die Tür abgeschlossen ist, dann wird’s schwierig«, sagte ich.
    »Abgeschlossen?
Bei Magnetic? Nie im Leben«, sagte Ferdi. »Die sind doch so naiv!«
    Ich nahm
das leere Fass in die Hand und wir gingen los. Als wir zur Magnetic-Lounge
kamen, nahm ich das Fass auf die Schulter, damit es noch amtlicher aussah, und
so spazierten wir hinein ins Gewühl. Ich wollte gleich zum Kabuff und die Sache
hinter mich bringen, aber Ferdi
wollte erstmal ein Bier für sich und eins für Holger, »Nicht immer aus einem
Becher trinken, das ist unhygienisch«, sagte er, »das Bier werden wir sowieso
brauchen, zum Ablenken, ich hab da eine Taktik!«, und er lief los ins Gewühl,
das Bier zu holen und Holger gleich hinterher. Ich stellte das Fass ab und
lehnte mich so unauffällig wie möglich an eine Wand und wartete auf die beiden.
Ich rauchte eine Zigarette. Dann noch eine. Und dann noch eine. Die beiden
kamen nicht wieder.
    »Karl, bist du das? Karl Schmidt?«
    Es war
Erwin Kächele. Er stand vor mir und schaute zu mir rauf, er hatte sich nicht
groß verändert in den letzten fünf Jahren, ein bisschen verhutzelter war er
geworden, das kleine Schwabenmännlein, aber ansonsten ganz klar der gute alte
Erwin Kächele.
    »Erwin, was machst du denn hier?«
    »Das würde
ich aber mal lieber dich fragen, Kerle! Ich dachte, du bist in Bielefeld!«
    »Nein, Hamburg.«
    »Ich
dachte, du bist irgendwie in Bonnies Ranch oder so. Also in der Bielefelder
Version.«
    »Nein, Hamburg Ochsenzoll war ich. Und UKE.«
    »Und was machst du dann hier?«
    »Ich arbeite hier. Für BummBumm.«
    »BummBumm?
Sind das nicht die mit Schöpfi?«
    »Ja. Und
mit den Hosti Bros. Und Kratzbombenlabel und so.«
    »Kratzbombe?
Kenne ich nicht. Habe mit denen nicht so viel zu tun, wir machen vor allem für Magnetic.«
    »Wer ist wir? Und was macht ihr?«
    »Gastro.
Wir machen doch Gastro. Frank und ich.«
    »Frank Lehmann?«
    »Ja, Herr
Lehmann. Wir haben eine Firma, Rave Gastro Berlin, wir machen Gastro bei
Raves. Darum der Name. Aber hier in Essen nicht. Hier machen wir nur die Lounge
für Magnetic. Zum Spaß!«
    »Ist
Frankie hier auch irgendwo?«
    »Ja, aber
der ist gerade rüber ins Hotel gegangen, der legt sich kurz hin. Kommt um vier
wieder. Ist das dein Fass oder eins von unseren?«
    »Das ist
von BummBumm, also aus unserer Lounge. Das wollte ich eigentlich wegstellen,
aber dann hab ich Ferdi gesucht und es aus Versehen mitgenommen.«
    »Bist du
sicher, dass du wieder in Ordnung bist, Karl?«
    »Ja. Schön dich zu sehen,
Erwin.«
    »Finde ich
auch. Mensch, Karl …« Er verstummte und schaute mich mit großen Augen an.
»Hätte ich nicht gedacht, dass ich dich nochmal wiedersehe. Ich dachte, dich
hätte es voll erwischt. Man hat ja auch nichts mehr gehört von dir, Kerle.«
    »Ja, das
war ein schneller Abgang.«
    »Du musst
unbedingt auf Frankie warten, der kommt um vier wieder. Der wird Augen machen!«
    In diesem
Moment kamen Ferdi und Holger dazu. Sie hatten jeder ein Bier dabei. »Bier mit
Koks«, rief Ferdi und freute sich. Er und Holger stießen an.
    »Ferdi, das
ist Erwin«, sagte ich. »Der macht bei Magnetic die Gastro, das Bier und all
das!«
    »Super«,
sagte Ferdi. »Wir können jetzt loslegen.«
    »Warte eben
noch«, sagte ich und gab Ferdi Zeichen mit den Augen, verdrehte sie und
zwinkerte und was weiß ich nicht alles.
    »Ja, pass
auf«, ließ sich Ferdi nicht aufhalten, »also wir haben hier Bier mit Koks, und
wenn einer kommt und gucken will, was du machst oder wenn einer Fragen stellt,
dann sagen wir ihm, dass wir Bier mit Koks haben und ob er mal trinken will.«
    »Das ist
deine Taktik?«, sagte ich. »Deswegen habe ich auf dich gewartet?«
    »Ja, ist
doch super!«
    »Was habt
ihr denn vor?«, fragte Erwin.
    Ich trat
hinter ihn und schüttelte den Kopf und zeigte auf das Fass dabei und legte
einen Finger an die Lippen, aber Ferdi war nicht zu bremsen.
    »Wir wollen
denen von Magnetic ein Fass Bier klauen«, sagte er. »Wir haben drüben keins
mehr.«
    »Ach so«,
sagte Erwin. »Karl Schmidt, du alter Eierdieb! Immer noch derselbe Kindskopf!«
Er klang ganz gerührt.
    »Ja«, gab
ich zu, »das war der Plan. Ich wollte mit dem leeren Fass zu eurem Lager und es
gegen ein volles eintauschen.«
    »Soso«,
sagte Erwin. »Aber was, wenn da abgeschlossen
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