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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Autoren: Sven Regener
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sechs Uhr mit Auflegen dran. Ich wollte mich eigentlich vorher nochmal
hinlegen, aber irgendwie geht das nicht«, sagte sie. »Ich kann hier irgendwie
nicht weggehen.«
    »Ich weiß«,
sagte ich. »Ich war gerade im Hotel, aber ich konnte nicht schlafen. Das geht
nicht, wenn man die Musik noch durch die Wände hört. Nicht weil sie so laut
ist, sondern weil sie da ist und man das hört und dann will man dabei sein!«
    »Irgend
sowas«, sagte sie.
    »Wo sollst
du denn um sechs Uhr auflegen?«, fragte ich.
    »Halle 4«, sagte sie. »Keine
Ahnung, wo das ist.«
    »Ich weiß
das«, sagte ich. »Ich war da schon mit Anja und Dubi. Ich kann dich
hinbringen.«
    »Das ist
aber noch ein paar Stunden hin«, sagte sie. »Wie sollen wir das so lange
durchhalten?«
    »Keine
Ahnung!«
    Hinter mir
war die Fensterfront und Rosa schaute jetzt an mir vorbei und hinaus in die
Halle.
    »Das sieht
toll aus«, sagte sie.
    »Ja«, sagte
ich.
    Sie schob
eins von den Fenstern auf und wir stellten uns nebeneinander und schauten
zusammen raus. Das Bummbumm, das hereinkam, wehte uns die Haare zurück.
    »Ich muss
dich mal was fragen!«, rief ich in ihr Ohr.
    Sie nickte.
    »Ich muss
mir jetzt überlegen, ob ich in Hamburg bleibe oder nach Berlin ziehen soll.
Okay?«
    »Ja klar.
Und das ist die Frage?«
    »Ja, nein,
also die Frage ist …« Ich wusste nicht, wie ich’s sagen sollte. »Die Frage
ist …« Rosa guckte mich neugierig an, sagte aber nichts. »Die Frage ist …«,
rief ich hilflos gegen das Bummbumm an.
    Rosa schob
das Fenster zu. »Ich finde, jetzt solltest du aber schon mal sagen, was die
Frage ist«, sagte sie.
    »Also die
Frage ist: Wenn ich nach Berlin gehen würde, würdest du das gut finden?«
    »Ja.«
    »Also du
würdest da nicht etwa denken, dass …«
    »Nein!«
Rosa steckte sich eine Zigarette an, zog einmal daran und hielt sie mir hin.
»Hier! Rauchen darfst du ja wohl!«
    »Ja,
danke!«
    Sie steckte
sich eine für sich selbst an.
    »Ich meine
…«, fing ich wieder an.
    »Schon
klar«, sagte sie. »Alles okay.«
    Wir
rauchten eine Zeitlang und dann sagte sie: »Vielleicht sollten wir noch ein
bisschen ins Hotel gehen«, sagte sie. »Sechs Uhr ist noch so lange hin.«
    »Ja klar«,
sagte ich.
    »Weißt du
den Weg zum Hotel? Ich habe ihn vergessen.«
    »Ja,
erstmal müssen wir raus hier!«
    »Das hätte
ich auch noch gewusst!«
    Wir gingen
hinaus und auf der Treppe nach unten nahm sie mich an der Hand. »Ich hab Angst
vor dem Gewühl da«, sagte sie und zeigte auf den Ringstrom. »Dass ich dich da
verliere. Ich weiß ja den Weg nicht.«
    »Eigentlich
wäre es nur ein Stück rechts herum und dann gleich in den rosa Tunnel«, sagte
ich, »aber einfacher ist es wahrscheinlich mit dem Strom, also links herum
und einmal fast ganz um die Halle.«
    »Das kommt
mir bescheuert vor«, sagte sie. Wir waren unten angekommen und sie preschte vor
und zog mich rechts herum und gegen den Strom der Leute und drängelte sich mit
mir im Schlepptau da durch, aber niemand schimpfte oder wehrte sich, als er von
Rosa beiseitegeschoben wurde, die meisten Leute machten sogar von selber
Platz.
    »Mit dir
macht das Spaß«, sagte sie und drehte sich dabei zu mir um. »Du bist so groß
und stark, da haben die alle Angst vor!«
    »Glaube ich
nicht«, sagte ich, »ich sehe doch so harmlos aus!«
    »Harmlos am
Arsch«, sagte sie, und dann kamen wir an den Tunnel.
    »Hier
geht’s zum Fluxi«, sagte ich, und wir machten eine kurze Pause, in der sie mich
gegen die rosagestrichene Fluxitunnelwand schob und küsste.
    »Gehen wir
zu dir oder zu mir?«, fragte sie.
    »Die Zimmer
im Fluxi sind alle gleich gut«, sagte ich.
    »Dann gehen wir zu mir«, sagte sie.
»Ich habe einen Wecker dabei!«

77. Open End
    Als ich
aufwachte, war es
draußen hell, so viel konnte man durch das kleine Fenster erkennen, das zur
Halle hinüberzeigte. Rosa lag neben mir und machte ein Auge auf, als ich mich
aufsetzte. Der Wecker, den sie sich extra auf halb sechs gestellt hatte, zeigte
auf viertel vor elf.
    »Du hast
verschlafen«, sagte ich.
    »Am Arsch
verschlafen«, sagte sie. »Ich bin schon wieder zurück. Halle 4! Das war
vielleicht ein Scheiß! Da waren bloß Leute, die pennen wollten. Die haben sich
da hingeschleppt und sind eingepennt!«
    »Warum hast
du mich nicht geweckt? Ich wollte doch mitkommen.«
    »Du warst
nicht wach zu kriegen. Außerdem musst du frisch sein, du musst uns ja nach
Hause fahren. Wann fahren wir eigentlich?«
    »Keine
Ahnung », sagte ich. Ich stand
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