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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Autoren: Deon Meyer
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    Er durfte sich nicht zum Narren machen.
    Kripo-Kaptein Bennie Griessel saß mit schwitzenden Händen am Steuer, in neuen Kleidern, die er sich eigentlich nicht leisten konnte, und mit einem Blumenstrauß auf dem Beifahrersitz. Mit jeder Faser seines Wesens gierte er nach der nervenberuhigenden Wirkung des Alkohols. Er durfte heute Abend auf keinen Fall einen Deppen aus sich machen. Nicht vor Alexa Barnard, nicht vor all den Stars aus der Musikbranche, nicht nach all den Vorbereitungen der letzten Woche.
    Bereits am Montag war er beim Friseur gewesen. Am Dienstag hatte ihn Mat Jouberts Frau Margaret als modische Beraterin zu Romens in Tygervallei begleitet. »Auf der Einladung steht Smart casual , Bennie, das bedeutet: Chinos und ein schönes Hemd«, hatte sie ihm mit ihrem charmanten englischen Akzent geduldig erklärt.
    Doch Bennie bestand auf einem passenden Jackett, vor lauter Angst, zu casual und nicht smart genug zu erscheinen. Denn es würden smarte Leute anwesend sein.
    Er wollte auch noch eine Krawatte dazu, aber Margaret war energisch eingeschritten. » Overdressed ist schlimmer als underdressed. Keine Krawatte und damit basta.« Sie verließen das Geschäft mit Khaki-Chinos, einem hellblauen Baumwollhemd, einem schwarzen Gürtel, schwarzen Schuhen, einem modischen schwarzen Jackett und einer Kreditkartenquittung, bei der ihm die Haare zu Berge standen.
    Seit Mittwoch bereitete er sich auf das Ereignis vor, denn er wusste, dass dieser Anlass, dieser Empfang, das Potential besaß, ihn vollkommen zu überwältigen. Am meisten fürchtete er sich davor, versehentlich zu fluchen, denn dazu neigte er, wenn er nervös wurde. Den ganzen Abend über würde er seine Zunge im Zaum halten müssen. Keine Polizeiausdrücke, keineSchimpfworte, nur angenehme Konversation. Ruhe bewahren! Damit ihm das gelang, hatte er die ganze Situation schon einmal sorgfältig durchdacht, »prävisualisiert«, wie seine Vertrauensperson bei den Anonymen Alkoholikern, Dok Barkhuizen, ihm geraten hatte.
    Zu Anton L’Amour würde er sagen: »Der Gitarrenpart bei Kouevuur – einfach brillant.« Mehr nicht, bloß keine Opern quatschen. Zu Theuns Jordaan: »Ich mag Ihre Stücke sehr.« Ja, das klang gut und gewählt, drückte Respekt und Wertschätzung aus. Und, oh, mein Gott, wenn Schalk Joubert da war, würde er tief durchatmen, ihm die Hand schütteln und nur sagen: »Angenehm, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.« Anschließend musste er die Flucht ergreifen, bevor er den Bassisten, den er so sehr verehrte, mit Lobeshymnen zutextete.
    Die allergrößte Sorge bereitete ihm jedoch Lize Beekman.
    Wenn er doch nur ein Glas trinken könnte, bevor er sie traf! Nur um seine Nerven zu beruhigen und ganz bestimmt nichts Unüberlegtes anzustellen.
    Er würde sich erst die schweißnasse Hand an der Hose abwischen, damit er Lize Beekman nicht mit einem feuchten Händedruck begrüßte. »Juffrou Beekman«, würde er sagen. Mit beherrschtem, freundlichem Lächeln. »Juffrou Beekman, es ist mir eine besondere Ehre.« Nein, das war nicht das, was ihm Professor Phil Pagel, der staatliche Rechtsmediziner, vorgeschlagen hatte. »Eine ausgesprochene Ehre« sollte er sagen.
    »Juffrou Beekman, es ist mir eine ausgesprochene Ehre. Ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Musik.« Sie würde sich bedanken, und er würde von da an den
     Mund halten und Alexa suchen, denn das war seine einzige Chance, sich nicht zum Deppen zu machen.
    Der weiße Chana-Lieferwagen hielt unter den Bäumen in der Tweedelaan, zwischen dem Livingstone-Gymnasium und dem Hinterhof der Polizeidienststelle Claremont.
    Es war ein unauffälliges Fahrzeug, Baujahr 2009, gezeichnet vom harten Arbeitseinsatz – eine Beule in der vorderen Stoßstange, Kratzer und Lackschäden auf der Heckklappe. Die hinteren Fenster und die Heckscheibe waren mit billiger weißerFarbe überpinselt, und der Lackton der seitlichen Schiebetüren unterschied sich leicht von dem des übrigen Fahrzeugs.
    Der Scharfschütze schaltete den Motor aus, legte beide Hände auf die Knie und blieb einen Augenblick lang reglos sitzen.
    Er trug einen verwaschenen Blaumann. Blonde Haare fielen ihm lang über den Rücken, und er hatte eine braune Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen.
    Konzentriert ließ er den Blick erst durch die linke vordere Seitenscheibe über das verlassene Schulgelände schweifen. Dann sah er nach rechts. Er betrachtete die hohe Einfriedung auf der gegenüberliegenden Straßenseite, den doppelten
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