Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
Schwerste, aber der, der sich am schwersten von allen machen
konnte, war er auf jeden Fall, und als ich ihn gebeten hatte, sich doch bitte
auch mal an meinem Hals festzuhalten, hatte er mir vorwurfsvoll
entgegengehalten, dass er den linken Arm nicht bewegen könne, das tue so weh,
wenn er den bewege. Vor dem Sanitätszimmer stand ein Sanitäter und rauchte.
    »Was hat er
denn?«, fragte er.
    »Verdacht
auf Herzinfarkt«, sagte Werner und schwenkte dazu seinen Rot-Kreuz-Ausweis.
    »Wie alt?«
    »Fünfzig«,
sagte Ferdi.
    »Na dann
…!«, sagte der Sanitäter und trat seine Zigarette aus. »Dann wollen wir
mal.«
    Ich trug
Ferdi auf sein Geheiß in das Zimmer und legte ihn dort auf eine Liege. Ein
Mann, auf dessen T-Shirt »Notarzt« stand, stand von einem Stuhl, auf dem er geschlafen
hatte, auf und blinzelte ihn an.
    »Was hat er
denn?«
    »Verdacht
auf Herzinfarkt«, sagte der Sanitäter.
    »Wo fehlt’s denn?«, sagte der Arzt zu
Ferdi.
    »Mir ist
schlecht und ich habe Beklemmungen und ich kann den linken Arm nicht heben.«
    »Na, dann
wollen wir mal«, sagte der Notarzt. »Können mal bitte alle rausgehen, die
nicht direkt mit ihm verwandt sind? Oder ihn liebhaben? Also einer oder eine
kann hierbleiben, der Rest muss raus!«
    »Raimund
bleibt da«, sagte ich. »Oder willst du, Sigi?«
    »Ich? Nee, lieber nicht!«, sagte
Sigi.
    »Ich lieber
auch nicht!«, sagte Raimund.
    »Die sollen
alle abhauen«, sagte Ferdi.
    Wir gingen
alle raus und warteten und rauchten erstmal eine. Nach ein paar Minuten ging
die Tür auf und Ferdi kam raus.
    »Wie
sieht’s aus, Ferdi?«
    »Geht mir
schon wieder besser.«
    »War kein
Herzinfarkt?«
    »Der meint
nein. Mir geht’s auch schon wieder besser.«
    »Und das mit dem linken Arm?«
    »Ja, der
wollte mich abhören und da hab ich das Hemd ausgezogen und da ist voll der
blaue Fleck an der Schulter hier!« Ferdi zeigte auf seine linke Schulter.
»Wegen wie ich da von der steilen Treppe gefallen bin, als ich vom Set kam.
Hatte ich ganz vergessen. Voll die Prellung. Das tut total weh!«
    »Gott sei
Dank«, sagte Raimund.
    »Das kannst
du wohl sagen«, sagte Ferdi. »Ganz schöner
Schreck!«
    »Das kann
man wohl sagen«, sagte Sigi.
    »Okay«,
sagte ich. »Wird Zeit, dass wir nach Hause fahren.«
    »Ja«, sagte
Shorty von Magnetic. »Macht’s gut, Leute. War schön,
dass ihr da wart!«
    »Wir
fanden’s auch gut, Shorty«, sagte Raimund.
    »Immer
wieder gern«, sagte Shorty. »Auf euch ist Verlass,
Leute!«
    »Klar,
Shorty«, sagte Ferdi, »das war ‘ne super Springtime!«
    »Ohne euch
wäre das alles doch bloß Gummistiefelscheiß«,
sagte Shorty.
    »Da sagst
du was«, sagte Raimund.
    »Okay«,
wiederholte ich. »Wird Zeit, dass wir nach Hause
fahren, Leute.«
    »Mach’s
gut, Karl.«
    »Mach’s
gut, Werner. Ich komm nochmal vorbei.«
    »Mach’s gut
Ferdi! Mach’s gut, Raimund. Und du auch«,
sagte Shorty.
    »Sigi. Ich
heiße Sigi!«
    »Mach’s
gut, Shorty, schön war’s!« sagte Raimund.
    »Wollen wir
dann mal gehen?«, sagte ich.
    »Echt ‘ne
super Springtime! Ihr Magnetic-Leute habt’s echt
drauf!«, sagte Raimund.
    »Halle 4
war scheiße!«, sagte Sigi.
    »Nicht
jetzt, Sigi! Jetzt machen wir hier gerade Friede, Freude,
Eierkuchen!«
    »Na gut,
Halle 4 war super!«
    »Ich trink
noch ein Bier«, sagte Shorty.
    »Ich bin
dabei«, sagte Werner.
    Die beiden gingen zusammen weg.
    »Das ist
das Problem mit den Magnetic-Leuten«, sagte Raimund. »Die sind so ehrgeizig!
Die wollen immer die Letzten sein!«

79. Magical Mystery
    Das
wurde dann noch ein
langer Tag. Irgendwann waren alle im Auto und sicher festgeschnallt oder im Komabrett
verstaut und wir fuhren los und dann war natürlich überall Stau und dann
gehörte uns natürlich auch jede Raststätte zwischen dem Kamener Kreuz und
Dreilinden. Als wir in Berlin einrauschten, war es schon dunkel und alle außer
mir schliefen. Wir kamen über den Westen rein, Avus, Funkturm, ICC, das gute
alte Bulettenberlin, und als wir die Kantstraße Richtung Savignyplatz und Zoo
hinunterbretterten, kriegte ich einen akuten Anfall von schlechter Laune, das
war schon nah am dunklen Gefühl, ich hatte überhaupt keine Lust auf Berlin, das
deprimierte mich alles plötzlich so sehr, es kann doch nicht sein, dachte ich,
dass man nach fünf Jahren einfach wieder in dieselbe Stadt zurückzieht, als ob
nichts gewesen wäre, man kann, dachte ich, doch sowieso überhaupt nicht in
dieselbe Stadt zurückziehen, das geht nicht, dachte ich, wenn man
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher