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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Autoren: Sven Regener
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Fass ein. Es gab ein klopfendes Geräusch.
    »Was soll
das denn werden?«, fragte ich.
    »Man muss
nur die weiche Stelle finden«, sagte Werner und stach weiter auf das Fass ein,
und jedesmal das klopfende Geräusch.
    »Ha!«
Werner wurde immer wilder, er stach und stach auf das
Fass ein wie ein Freak aus einem Mantel- und Degenfilm.
    »Werner,
hör auf damit, die klopfen schon, die Fässer!«
    Aber Werner
hatte die weiche Stelle gefunden und das Rohr drang mit einem klappernden
Geräusch bis zum Anschlag ins Fass ein. »Jetzt regnet’s gleich rein«, sagte er
triumphierend. »Jetzt dreh ich euch den Hahn auf, ihr Jammerlappen!« Er begann,
an dem Hahn zu drehen, zugleich wurde das Klopfgeräusch lauter und jemand
drückte die Klinke herunter.
    »Ist da
einer drin?«, rief jemand. »Charlie, bist du da drin?«
    Dann
wummerte es, wie wenn sich jemand gegen die Tür warf.
    »Jetzt dreh
ich euch den Hahn auf«, wiederholte Werner, und er drehte und drehte am Hahn,
aber es kam kein Bier raus. »Das ist enttäuschend«, sagte er.
    »Ja«, sagte
ich. Ich drehte den Schlüssel um und öffnete die Tür und Ferdi kam
hereingeflogen, direkt auf mich drauf.
    »Hoppla«,
rief er. »Was machst du denn hier drin? Und warum machst du nicht auf?«
    »Wo ist
Werner hin?«, fragte ich verwirrt.
    »Welcher
Werner?«
    »Ich muss
eingeschlafen sein.«
    »Kein
Problem, aber wir brauchen neues Bier.«
    Ich guckte
auf meine Uhr. Es war kurz vor halb zwei.
    »Hier drin ist alles alle, Ferdi, und
der Typ von der Gastro ist nicht wiedergekommen.«
    »Dann
müssen wir den suchen. Da kommt nur noch Gesprotzel aus dem Fass, ich weiß gar
nicht, wo ich jetzt das Koks reinbröseln soll.« Er lachte. Lange und ausdauernd.
    »Ich mach
das«, sagte ich. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich hätte nach dem
Gastrotypen suchen müssen! »Bleib du hier und mach gute Laune, ich besorg uns
Bier.«
    »Hier? Wie
soll ich hier drin denn gute Laune machen?« Ferdi lachte schon wieder, er
hatte eindeutig eine hysterische Phase, der alte Glitterschnitter.
    Ich machte
das Licht im Kabuff aus und er folgte mir nach draußen. In der BummBumm-Lounge
herrschte Aufbruchstimmung, so viel war mal sicher, ich sah überall Leute ihre
Becher austrinken, abstellen und gehen. Basti kletterte aus dem Fenster und plumpste
zwischen die Sitzreihen auf den Rängen.
    »Schau dir
das an, die gehen alle!« sagte Ferdi. »Das ist doch peinlich. Das ist nur,
weil’s hier kein Bier mehr gibt. Schöpfi spielt gerade da draußen, stell dir
vor, wenn der wiederkommt und hier ist keiner mehr in der Lounge, das ist ja
schrecklich, wie soll man so Party machen?«
    »Ich besorg
Bier!«
    »Ja, beeil
dich.«
    Ich ging hinaus und durch die anderen
Lounges. Alle hatten noch Bier, nur wir nicht. Von der Event Gastro Essen war
niemand zu entdecken. In der Lounge von Magnetic war die Hölle los, alle
möglichen Leute, die ich vorher bei uns gesehen hatte, und auch Sigi, Raimund,
Dubi, Anja, Rosa und Hans belagerten hier die Biertankstellen, denn bei
Magnetic hatten sie gleich drei davon. Ich schaute mich um. Die Lounge von
Magnetic war zwar größer als unsere, aber fast baugleich, und auch hier hatten
sie einen sinnlosen Tresen und in der Nähe davon eine Tür und ich sah jemanden
mit einem Bierfass auf der Schulter dort hineingehen und kurze Zeit später ein
Bierfass hinter sich herschleifend wieder herauskommen.
    Ich ging
zurück zu unserer Lounge und ins Kabuff und holte ein leeres Fass heraus. In
unserer Lounge waren jetzt nur noch Ferdi und Holger, die gemeinsam aus einem
Becher Bier tranken und dabei aus dem Fenster in die Halle schauten, in der
Schöpfi auflegte und die Party ihrem Höhepunkt entgegenwaberte, es war ein
bizarrer Anblick, wie in einem Science-Fiction-Film, überall auf den Rängen die
Leute, stehend und zuckend und überall das Licht und der Sound, der alles
umfasste und steuerte und beseelte. Als ich mit dem Fass aus dem Kabuff kam,
bemerkte Ferdi mich und kam zu mir rüber.
    »Ist das
ein volles Fass?«
    »Nein.« Ich
sagte ihm, was ich vorhatte und er war begeistert. »Wir helfen dir! Keine
Widerrede. Holger auch, aber erst austrinken!« Holger war einverstanden und
dann tranken die beiden erstmal ganz in Ruhe ihr Bier gemeinsam und brüderlich
aus, Schluck für Schluck. Ich stellte das Fass solange ab und trank etwas von
dem Kaffee, der in der Maschine hinter dem Tresen vor sich hin oxidierte, und
währenddessen berieten wir uns. Der Plan war, dass ich zum Kabuff von
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