Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
ist?«
    »Ha,
abgeschlossen!«, lachte Ferdi ihn aus. »Da ist doch nie und nimmer
abgeschlossen, dazu sind die von Magnetic doch viel zu naiv.«
    »Das
stimmt«, sagte Erwin. »Hört mal, ich würde euch ja ein Fass schenken, aber das
ist nicht mein Bier, da müsstet ihr einen von Magnetic fragen, vielleicht
Volker oder Shorty.«
    »Shorty
würde uns wahrscheinlich eins geben«, sagte Ferdi, »aber wo ist da der
sportliche Effekt?«
    »Guter
Punkt. Aber mal ehrlich, wenn ihr bei uns Bier klaut, dann müsst ihr das drüben
bei euch anschließen und das selber ausschenken, das nervt doch, warum bleibt
ihr nicht lieber bei uns und trinkt hier mit?«
    »Gute
Idee«, sagte Ferdi. »Da hättest du auch mal drauf kommen
können, Charlie!« Er hielt Erwin seinen Bierbecher hin. »Hier, trink mal Bier
mit Koks!«
    »Bier mit
Koks?« sagte Erwin. »Wer’s glaubt, wird selig!« Er nahm einen tiefen Schluck
und sagte zu mir: »Bist du jetzt in Bielefeld?«
    »Nein,
Hamburg«, sagte ich. »Aber nicht mehr lange. Oder vielleicht gar nicht mehr.
Schwer zu sagen.«
    »Kommst du
wieder nach Berlin?«
    »Ja«, sagte
ich. »Ich glaube schon!«
    »Das wäre
toll«, sagte Erwin. »Du musst dich melden, wenn du Hilfe brauchst. Hauptsache,
du bist wieder okay! Ich muss dann mal weiter, ich muss das Bierlager
abschließen.« Dann ging er weg.
    »Ich glaub,
ich mach noch ein bisschen Bier auf mein Koks«, sagte Ferdi und ging zurück ins
Gewühl und Holger hinterher.
    Ich ging
mit dem Fass zurück in die BummBumm-Lounge. Da war niemand mehr. Ich schloss
das Fass im Kabuff ein, schob die Fenster zur Halle zu, nahm einen Edding und
suchte einen Zettel. Als ich keinen fand, nahm ich einen der Bumm-Lappen von
Hans und drehte ihn um. Auf die Rückseite schrieb ich: »Wir sind bei Magnetic!«
und malte einen Pfeil dazu. Den heftete ich mit Gaffa an die Tür der Lounge und
zog sie zu. Ich sah auf die Uhr. Es war erst zwei und ich hatte Feierabend.
Und noch zwei Stunden, bis Frankie wiederkam. In die Magnetic-Lounge traute
ich mich nicht zurück, das war mir zu gefährlich. Und ich war todmüde. »Zur Not
weglaufen«, hatte Werner gesagt. Ich ging die Treppe hinunter und in den
Ringstrom und ließ mich von ihm einmal fast um die ganze Halle treiben, bis ich
zum Verbindungsgang kam, der zum Fluxi führte. In den bog ich ein und lief so
schnell ich konnte ins Ho tel. An der Rezeption bat ich sie darum, mich um
viertel vor vier zu wecken, dann ging ich aufs gute alte Fluxi-Zimmer und legte
mich in vollen Klamotten ins gute alte Fluxi-Bett.

75. Am Ende des Tunnels
    Ich lag
also auf dem
Fluxi-Bett und wollte schlafen, aber es ging nicht. Das Bummbumm der großen
Party drang leise durch die Betonwände und erinnerte mich daran, dass da
draußen Leute waren, die sich amüsierten, die tanzten, Drogen nahmen, sich
betranken, knutschten, fummelten, Sex hatten, Platten auflegten, Unsinn redeten
und was weiß ich nicht alles, während ich im guten alten Fluxi-Bett lag und
nicht schlafen konnte und außerdem das Gefühl hatte, etwas vergessen zu haben,
es hatte etwas mit Erwins Frage zu tun, damit, ob ich nun nach Berlin kommen oder
in Hamburg bleiben wolle, denn natürlich wollte ich nach Berlin, aber warum
hatte ich dann so vage geantwortet, warum hatte ich mich um noch gar nichts
gekümmert, warum hatte ich nicht wenigstens Ferdi mal gefragt, ob er was zu
wohnen für mich hatte oder gar Erwin Kächele, wie oft hatte ich früher bei ihm
gewohnt oder durch ihn was zu wohnen gefunden, dabei wurde das doch nun, wo
mein Job für BummBumm fast vorbei und die Springtime-BummBumm-Lounge geschlossen
war und also die ganze Magical-Mystery-Sause und damit auch die
Fluxi-Beheimatung ihrem Ende entgegengingen, ganz schön dringlich und ich
konnte mir beim besten Willen nicht einreden, dass ich eben ein cooler Typ war, der
voll im Hier und Jetzt lebte und erstmal alles auf sich zukommen ließ, nein,
der war ich nicht, es war eher so, dass irgendwas fehlte, irgendwas war noch
nicht klar, und so lag ich also da auf dem guten alten Fluxi-Bett und konnte
nicht schlafen, ich dachte nach und dachte nach und durch die Wände drang leise
das gute alte Bummbumm und redete mir ein, dass die Antwort irgendwo da
draußen war, und je länger ich dort lag, desto mehr sehnte ich mich dahin
zurück, wo das große Bummbumm-Herz schlug, dahin wo, da war ich mir sicher, die
Antwort war, was immer die dann war, hier, im Fluxi-Bett, wusste ich ja nicht
einmal die Frage, nur dass ich etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher