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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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Smith & Wesson mit beiden Händen, Finger am Abzug. Diesmal war sie vorbereitet. Sie wusste, dass er sie beobachtet hatte, und dass er kommen würde. Trotzdem begann ihr Puls zu rasen, als sie ihn am Fuß des Rankgerüstes hörte. Das Herz trommelte gegen das Brustbein, und Schweiß rann ihr den Rücken hinab.
    In wenigen Augenblicken war er am Fenster. Sie sah den Schatten verharren wie einen schwarzen Geier. Dann war sein Gesicht am Glas, erschreckte sie und ließ sie beinah hochfahren. Nicht bewegen. Nicht zurückweichen. Bleib ruhig und besonnen. Doch das Entsetzen hatte sie fest im Griff und ließ die Befehleder Vernunft nicht durchdringen. Ein leichtes Zittern behinderte ihre Zielgenauigkeit. Sie wusste, dass sie in ihrer dunklen Ecke sicher war. Außerdem würde er sich auf die zusammengerollten Kissen unter der Bettdecke stürzen, die er für sein schlafendes Opfer hielt.
    Ob es ihn überraschte, wie gut sie in seinem Spiel mithielt? Würde es ihn enttäuschen, dass sie seine Schritte vorhersagen konnte? Vielleicht rechnete er nicht mit der schnellen Entdeckung, dass die zweite Leiche nicht seine gewesen war. Jedoch musste ihm klar sein, dass man es bemerken würde, und zwar bald. Deshalb verlor er keine Zeit mit der Jagd nach seinem ultimativen Opfer, dem ultimativen Schlag gegen seine Nemesis. Das hier sollte sein großes Finale werden, die tödlichste Wunde, die er ihr beibringen konnte, ehe die Diabetes ihn erblinden ließ.
    Sie umklammerte die Waffe. Um ihr Entsetzen zu bekämpfen, konzentrierte sie sich auf die Gesichter seiner Opfer, auf die Liste der Namen, zu der nun auch Jessica, Rita und Rachel gehörten. Wie konnte er es wagen, sie zur Komplizin seiner Untaten zu machen! Sie wollte Zorn in sich wecken, um den Druck des Grauens loszuwerden.
    Vorsichtig schob er leise das Fenster hoch, und ehe er den Raum betrat, roch sie bereits den Gestank nach Rauch und Schweiß. Sie wartete, bis er zur Bettkante kam und das Skalpell aus dem Stiefel zog.
    „Das werden Sie nicht brauchen“, sagte sie ruhig und zuckte mit keinem Muskel.
    Er fuhr herum, Skalpell in der Hand. Mit der freien Hand schlug er die Bettdecke zurück und schnappte sich die Lampe vom Nachttisch. Der gelbe Schein erfüllte den Raum, und als Stucky sich zu ihr umdrehte, glaubte Maggie für einen kurzen Moment etwas wie Überraschung im Ausdruck der undurchdringlichen Augenzu lesen. Doch er fing sich schnell, stand aufrecht da und ersetzte die überraschte Miene durch ein verzerrtes Lächeln.
    „Nanu, Maggie O’Dell. Dich habe ich nicht erwartet.“
    „Gwen ist nicht da. Sie ist in meinem Haus. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass wir die Plätze getauscht haben.“ Stucky hatte nicht gewagt, sie direkt anzugehen. Das wäre zu einfach gewesen. Er verhielt sich genau wie in jenem Lagerhaus in Miami vor acht Monaten. Auch da wäre es einfacher gewesen, sie zu töten. Stattdessen hatte er ihr als ständige Erinnerung physische und psychische Narben beigebracht. Auch diesmal wollte er sie nicht töten, er wollte sie vernichten. Es wäre der endgültige Schlag gegen sie, wenn er sich an ihrer Freundin vergriff, die ihr nahe stand, die sie liebte und respektierte.
    „Du bist gut geworden in unserem kleinen Spiel.“ Er wirkte erfreut.
    Ohne Vorwarnung drückte sie ab, seine Hand flog zurück, und das Skalpell landete auf dem Boden. Er starrte auf seine blutige Hand. Dann sah er ihr in die Augen. Diesmal las sie mehr als Sorge in seinem Blick. War das beginnende Angst?
    „Wie fühlt sich das an?“ fragte sie und versuchte das Beben in der Stimme zu unterdrücken.
    Da war wieder dieses Lächeln, dieses herablassende Grinsen, das sie ihm gern vom Gesicht gewischt hätte.
    „Das sollte ich dich fragen, Maggie. Wie fühlt es sich an, in meinem Spiel mitzumischen?“
    Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten. Ruhig. Du schaffst das. Er wird nicht gewinnen. Diesmal nicht.
    „Es ist vorbei“, brachte sie heraus. Ob er ihre Hand zittern sah?
    „Es gefällt dir, mich bluten zu sehen. Gib es zu.“ Er hob die Hand, um ihr zu zeigen, wie das Blut seinen Ärmel hinabtropfte. „Was für ein Machtgefühl, nicht wahr, Maggie?“
    „Ist es auch ein Machtgefühl, seinen besten Freund zu töten, Stucky? Haben Sie es deshalb getan?“
    Sie glaubte zu erkennen, dass er leicht das Gesicht verzog. Vielleicht hatte sie endlich seine Achillesferse gefunden.
    „Warum haben Sie es getan? Warum haben Sie die einzige Person umgebracht, die es
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