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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
Autoren: V.A.
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zu räumen, eine Brücke über den Bach zu schlagen, einige Dutzend Goldfische ins Wasser zu setzen und ...
    »Harry!«
    Er sah erschrocken auf. Leider kein Goldfisch. Emily war endlich aufgestanden.
    »Harry, du streust schon wieder deine ganze Asche auf den Teppich.«
    »Oh ... Tut mir leid, Liebling.«
    »Ich gehe jetzt aus«, verkündete Emily.
    Er sah sie abschätzend an. Sie bot einen durchaus erfreulichen Anblick. Die klare Haut wies noch keine Falten auf, das blonde Haar war sanft gewellt und elegant frisiert, die Figur unter dem taillierten grünen Seidenkleid wirkte noch immer jugendlich und äußerst anziehend.
    »Besuchst du wieder den Scharlatan?« wollte Harry wissen.
    »Er ist kein Scharlatan, das weißt du ganz genau. Er ist ein staatlich geprüfter Mystiker und hat dazu noch einen sehr guten Charakter.«
    In letzter Zeit hatte Emily sich für alle möglichen Geheimkulte begeistert, was eigentlich gar nicht ihrer Art entsprach. Diese Kulte hatten alle ein Merkmal gemeinsam – sie verdammten die sogenannten fleischlichen Vergnügungen. Emily behauptete es jedenfalls, aber das paßte ebenfalls nicht recht zu ihr. Deshalb war es nur verständlich, daß Harry gewisse Zweifel hegte.
    »Du kannst dem Kerl einen schönen Gruß von mir ausrichten«, sagte er.
    »Danke, das tue ich gern.« Ihre Stimme klang kühl und unbeteiligt. »Wenn du mir einen Gefallen tun willst, trinkst du heute nachmittag nicht allzuviel, Harry. Wir gehen abends aus.«
    »Wirklich?«
    »In den Klub. Heute findet wieder eine Tombola zugunsten der Altenhilfe statt.«
    Auch das noch, dachte Harry.
    Emily stolzierte mit schwingenden Hüften zur Tür hinaus.
    Der Teufel soll die Weiber holen, dachte Harry. Er hatte es schon mit anderen Frauen versuchen müssen – schließlich war er noch nicht so alt, daß er die jahrelange Abstinenz widerspruchslos hinnahm –, aber diese flüchtigen Abenteuer hatten ihn nie befriedigt. Im Grunde genommen war er doch sehr konservativ eingestellt.
    Er ging in das Speisezimmer hinüber und aß wie üblich allein.
    Nach dem Mittagessen kehrte er in seinen Liegesessel zurück, ließ sich einen Whisky mit Soda einschenken und holte die Filmspulen aus der Tasche. Mal sehen, was Richard Mavor zu bieten hat, dachte er dabei.
    Harry Eddington hatte seinen Entschluß im Grunde genommen bereits gefaßt.
    Aber trotzdem gehörte er nicht zu den Menschen, die impulsiv reagieren und dabei unter Umständen die Katze im Sack kaufen.
    Er traute diesem Richard Mavor noch immer nicht völlig.
    Deshalb mußte er genau wissen, was er tat, bevor er seinen Namen unter einen Vertrag mit der Exchange setzte.
     
    Die Filmspulen entsprachen ziemlich genau seinen schlimmsten Befürchtungen.
    »Eigentlich müßten die Kerle sich doch ein paar vernünftige Autoren leisten können, wenn sie jedem Kunden zwei Drittel seines Vermögens abnehmen«, murmelte er vor sich hin.
    Trotzdem ließ er nicht locker. Nach einiger Zeit konnte er feststellen, daß die Projektionen trotz der komplizierten Ausdrucksweise eigenartig überzeugend wirkten. Harry war ein gerissener Geschäftsmann, der alle Tricks kannte, aber diese Ausführungen beeindruckten ihn. Man mußte nur erst herausbringen, was der Autor eigentlich hatte sagen wollen.
    Die erste Spule trug den schönen Titel Die soziokulturellen Requisiten der Status- und Rollentransformation .
    Für normale Menschen hieß das nichts anderes, als daß jeder Wechsel von einer Rolle in die andere die Erfüllung bestimmter Bedingungen voraussetzte, über die sich der Betreffende im klaren sein mußte, wenn er die neue Rolle richtig spielen wollte. Das war bisher alles schön und gut.
    Der jeweilige Status wurde offenbar je nach Kulturstufe der fraglichen Gruppe auf verschiedene Weise bestimmt, aber auch hier wurden im Grunde genommen die gleichen Kriterien wie in der modernen Zivilisation bewertet: Alter, Geschlecht, Herkunft, Vermögen, Charakter und so weiter. Aber der Wert dieser Kriterien veränderte sich von einer Kultur zur anderen. In einigen wurden die Alten besonders geehrt, in anderen dominierten die Jungen; in einigen Kulturen genoß der Mann alle Vorteile, in anderen nahmen Frauen die beherrschende Stellung ein.
    Schon nach kurzer Zeit hatte Harry Kopfschmerzen. Aber er las weiter und stellte fest, daß es auch Unterschiede in der Bewertung der verschiedenen Arten von Menschen gab. Bei den Sioux-Indianern wurden die Krieger besonders geehrt, aber bei den Hopis legte man mehr Wert auf
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