Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
friedliche Männer. Die angeführten Beispiele waren so überzeugend, daß Harry ohne weiteres begriff, was der Autor hatte sagen wollen.
    Offenbar veränderte die Rolle, die zu einem bestimmten Status gehörte, sich auch je nach Zeitpunkt und äußeren Umständen. Das grundlegende Problem ließ sich also einfach genug darstellen: Glück und Zufriedenheit waren vor allem davon abhängig, ob man der richtige Mensch zur richtigen Zeit am richtigen Platz war. Die Exchange brauchte also nur dafür zu sorgen, daß ihre Klienten einen geeigneten Platz in der Kultur einnahmen, die ihre speziellen Eigenschaften besonders schätzte.
    Harry las die Spule bis zu Ende durch. Dann ließ er sich einen zweiten Drink kommen und nahm die nächste in Angriff, die ebenfalls einen hochtrabenden Titel aufwies: Eine thematische Analyse der amerikanischen Kulturschichtung.
    »Du lieber Gott«, murmelte Harry vor sich hin.
    Diesmal war die Grundidee sogar einigermaßen interessant. Der Autor stellte fest, daß die amerikanische Kultur des Jahres 1995 sich als dynamisch und progressiv charakterisieren ließ; sie stand damit im Gegensatz zu den sogenannten statischen und passiven Kulturen, die bei anderen Völkern existierten. Dieses System basierte auf bestimmten Prinzipien, die seit Jahrzehnten allmählich größere Bedeutung gewonnen hatten: die rasch fortschreitende technische Entwicklung, ständige soziale Veränderungen, die übermäßige Betonung alles Jugendlichen und die Isolierung des einzelnen als eine Art soziales Atom. »Genau wie ich«, stellte Harry fest.
    Das Ideal der amerikanischen Kultur, wurde weiterhin ausgeführt, war der tatkräftige Mann, der wagemutige Draufgänger, der Mann mit der offenbar unerschöpflichen Energie. Selbst heutzutage hatte sich diese Vorstellung lebendig erhalten. Die älteren Menschen – dem Gesetz nach alle, die den fünfzigsten Geburtstag bereits hinter sich hatten – befanden sich in einer schwierigen Lage, weil sie eigentlich überflüssig waren. Sie hatten nicht mehr viel zu bieten, weil die Weiterentwicklung der Kultur sie überrollt hatte; die Kultur hatte sich so rasch verändert, daß die Kultur, in der die Alten Experten waren, einfach nicht mehr existierte. Hatten sie jedoch genügend Geld, konnten sie wenigstens als Verbraucher fungieren. »Ganz recht«, meinte Harry an dieser Stelle beifällig.
    Darüber hinaus blieb den Älteren nur die Möglichkeit, ›jung zu denken‹ und sich als schmerbäuchige Teenager zu verkleiden. Im Laufe der Zeit waren die Frauen immer einflußreicher geworden, während die von den Männern gespielte Rolle allmählich zweifelhaft zu werden drohte ...
    Harrys Kopfschmerzen waren allmählich fast unerträglich geworden. Deshalb warf er nur einen kurzen Blick auf die beiden letzten Spulen, um einen Eindruck davon zu bekommen, was sie zu bieten hatten.
    Die dritte trug den Titel Die legalen und ethischen Aspekte der Ego-Exchange und enthielt eigentlich nur einen Überblick über eine ganze Reihe von Gerichtsentscheidungen, die in dieser Sache bereits gefallen waren. Im Grunde genommen war daran nur wichtig, daß Persönlichkeitstransfers dem Gesetz nach zugelassen waren, wenn beide Betroffenen ihr Einverständnis erklärt hatten. Für die ethische Seite der Angelegenheit sorgte eine Entschließung der Vereinten Nationen, die nach jahrelangen Beratungen endlich angenommen worden war. Das Manifest über die Rechte des einzelnen Menschen zu kultureller Selbstbestimmung enthielt genau das, was der Name bereits besagte.
    Die letzte Filmspule brachte Die Praxis des Persönlichkeitstransfers mit einem Vorwort des ehemaligen Vorsitzenden der amerikanischen Ärztevereinigung. (In der langen Fußnote wurde stolz darauf hingewiesen, daß der gute Doktor jetzt als Schamane auf Feuerland praktizierte.) Die Projektion zeigte eine Unmenge von Diagrammen, Schaltskizzen und mathematischen Formeln, die Harry völlig unverständlich blieben.
    Aber das war schließlich nicht weiter wichtig.
    Harry überlegte bereits, wann er Mr. Mavor seinen nächsten Besuch abstatten sollte.
     
    »Wir möchten Sie völlig zufriedenstellen«, betonte Richard Mavor am folgenden Morgen.
    »Dann haben wir beide das gleiche Ziel.«
    »Habe ich richtig verstanden, daß Sie noch einige Fragen beantwortet haben wollen?«
    »Richtig. Nehmen wir einmal an, daß ich mich mit einem Persönlichkeitstransfer einverstanden erkläre. Garantiert die Exchange mir dann, daß ich in Zukunft glücklich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher