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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
Autoren: V.A.
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Korridors auf der rechten Seite. Der Wärter suchte einen zweiten Schlüssel aus dem umfangreichen Bund heraus, drückte ihn kurz gegen das Schloß und trat dann beiseite, als die Tür aufschwang, um Kellett in die Zelle zu lassen.
    Der Raum war winzig. Die gesamte Einrichtung bestand aus einem Klappbett, einem kleinen Tisch und einem Stuhl.
    Bevor die Gefängnisse endgültig abgeschafft worden waren, wäre eine Zelle dieser Größe unmöglich gewesen. Aber diese hier diente nur zur vorläufigen Unterbringung der Angeklagten, die bestenfalls eine Stunde vor und nach der Verhandlung in dieser bedrückenden Atmosphäre warten mußten. Von hier aus wurde der Angeklagte in eines der Behandlungszentren gebracht – oder er verließ die Zelle als freier Mann.
    Aber Woods gehörte zu den Fällen, für die eine dritte Möglichkeit geschaffen worden war. Er sollte anschließend in ein luxuriös ausgestattetes Zentrum für Untersuchungsgefangene gebracht werden, wo er den Erfolg der eingelegten Berufung abwarten würde.
    Woods sprang hastig auf, als Kellett seine Zelle betrat. Er gehörte zu dem nervösen kahlköpfigen Typ, der Bankangestellter oder Beamter hätte sein können, bevor Bankangestellte und Beamte durch Roboter ersetzt worden waren. Da ihm diese Möglichkeit nicht geblieben war, gehörte Woods zu dem Heer der Arbeitslosen, das sich aus Männern und Frauen zusammensetzte, die nie gearbeitet hatten und es auch nie tun würden. Wozu denn auch? Schließlich bezogen sie vom Staat eine großzügige Arbeitslosenrente, die ihnen ein luxuriöses, aber langweiliges Leben sicherte. Vermutlich lag darin der Grund dafür, daß einzelne von ihnen gelegentlich überschnappten.
    Das war vermutlich auch bei Henry Woods der Fall gewesen. Jahrzehntelang hatte er alles besessen, was sein Herz begehrte – ein siebenstöckiges Haus mit Roboterdienstboten, drei Privathubschrauber, zwei Schwimmbecken mit Klimaanlage und Hunderte von anderen Annehmlichkeiten.
    Und trotzdem war Henry Woods vorzeitig kahl geworden und konnte einem nicht immer in die Augen sehen. An einem strahlenden Sommermorgen hatte er seine Frau mit einem Handtuch erdrosselt.
    Jetzt stand er so dicht vor Kellett, daß der Anwalt deutlich erkannte, wie übermäßig seine Pupillen geweitet waren. Woods hatte offensichtlich eine Droge genommen; vermutlich eines der zahlreichen Mescalinderivate, die in gewissen Kreisen der Bevölkerung den Alkohol als Betäubungsmittel zu ersetzen begannen.
    »Ich habe schon gedacht, Sie würden nie wieder zurückkommen, Mister Kellett! Die Sache macht mich allmählich verrückt! Das müßte verboten werden, daß man einen Menschen hier unten nach der Verhandlung einsperrt, wo er nur nachdenken kann!« Er griff nach Kelletts Arm. »Wie stehen meine Aussichten in der Berufungsverhandlung, Mister Kellett? Ziemlich gut, wie? Denken Sie daran, daß ich nur die Wahrheit von Ihnen hören will!«
    Kellett beherrschte sich mühsam, damit sein Widerwillen nicht allzu deutlich sichtbar wurde. Natürlich befand Woods sich in einer unangenehmen Lage, aber trotzdem hätte er sich nicht so unmöglich aufführen dürfen. »Sie haben nur verschwindend geringe Aussichten auf einen Freispruch, Mister Woods«, erwiderte er schließlich wahrheitsgemäß. »Die Berufung ist eine bloße Formalität – bestenfalls ist sie als Verzögerungstaktik geeignet. Das Ergebnis steht bereits jetzt fest. Der Berufungsrichter hat gar keine andere Möglichkeit, als die heutige Entscheidung zu bestätigen.«
    Woods riß die Augen auf; seine Stirn war plötzlich mit Schweißperlen bedeckt. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Mister Kellett! Es muß doch noch einen Ausweg geben! Bitte, Mister Kellett, irgendwie lassen die Maschinen sich bestimmt hereinlegen! Sie haben doch Jura studiert! Um Gottes willen ...«
    »Beherrschen Sie sich!« brüllte Kellett ihn an und trat einen Schritt zurück, um die Hand auf seinem Arm loszuwerden. »Sie haben Ihre Frau ermordet. Deshalb können Sie nicht erwarten, daß Ihr Leben wie früher weitergeht!« Er machte eine kurze Pause und starrte den anderen an. »Ich sehe überhaupt nicht ein, was die Aufregung soll, Mister Woods. Als ich zum erstenmal als Verteidiger vor Gericht auftrat, wurden dergleichen Verbrechen noch mit dem Tode bestraft.«
    Woods ging zu seinem Stuhl hinüber und setzte sich nieder. »Das wäre vielleicht sogar besser! Ich habe gesehen, wie sich die Operation auf Menschen auswirkt, wie sie sich nachher verändern. Aber
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