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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
Autoren: V.A.
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die Antwort. »Dem Berufungsantrag wird hiermit stattgegeben.«
     
    »Sie haben sich gar keine Mühe gegeben!« warf Woods ihm erregt vor. »Sie haben kaum den Mund aufgemacht. Wie können Sie einen Freispruch erreichen, wenn Sie kein Wort sagen?«
    »Ich habe keinen Freispruch erwartet, Mister Woods.« Kellett wünschte sich, er hätte den Fall nie übernommen. Obwohl er die Robotrichter nicht ausstehen konnte, waren sie ihm allmählich fast sympathischer als sein Klient. Der Mann war nicht nur ein Mörder, sondern ein Dummkopf dazu!
    Kellett seufzte leise und unternahm einen neuen Versuch. »Mister Woods, weshalb akzeptieren Sie nicht endlich die Tatsache, daß Sie verurteilt worden sind? Die Berufung war eine reine Formalität. Der Richter berücksichtigt die vorliegenden Beweise – sonst gar nichts. Ich hätte Ihnen den Gefallen tun und eine stundenlange leidenschaftliche Verteidigungsrede halten können, aber das wäre Zeitverschwendung gewesen. Wir haben es hier schließlich nicht mit Menschen zu tun, deren Gefühle beeinflußbar sind. Wir stehen Robotern gegenüber!«
    »Vielleicht urteilt das Oberste Bundesgericht anders«, meinte Woods.
     
    Das Oberste Bundesgericht wies eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Berufungsgericht auf, aber das Verfahren unterschied sich trotzdem beträchtlich. Während der Berufungsrichter die Tonbandaufzeichnungen der ersten Verhandlung schweigend mit höchster Geschwindigkeit auswertete, spielte der Richter des Obersten Bundesgerichts sie laut ab. Dabei hatte Kellett Gelegenheit, sich zu jedem Punkt zu äußern, der unter Umständen zugunsten des Angeklagten sprechen konnte.
    Für Kellett war die Angelegenheit von Anfang bis zu Ende bloße Zeitvergeudung, die zu keinem vernünftigen Ergebnis führen konnte.
    Woods hockte in seinem Sessel, spielte nervös mit den Fingern und verfolgte die Wiederholung der ersten Verhandlung mit gespannter Aufmerksamkeit. Der Protokollführer, ein freundlicher junger Mann, der verschiedenfarbige Kontaktlinsen trug, wie es die neueste Mode für den eleganten Herrn vorschrieb, war schon nach der ersten Viertelstunde eingedöst und schien ständig in Gefahr, von seinem Drehstuhl herunterzurutschen.
    Kellett schloß müde die Augen und lehnte sich in den bequemen Sessel zurück, während die Stimme von Woods' ehemaliger Nachbarin monoton aus dem Lautsprecher drang.
    »... die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Mistreß Ann Leslie, Euer Ehren.«
    Kellett richtete sich plötzlich auf. Auf unerklärliche Weise hatte sein Unterbewußtsein ihm eben eine Lücke im Gesetz gezeigt. Während die Frauenstimme endlos weitersprach, verfolgte er diese Eingebung weiter und stellte zu seiner Überraschung fest, daß diese Möglichkeit wirklich bestand. Er warf Woods einen raschen Blick zu, aber sein Klient sah nicht auf, sondern spielte weiter mit seinen Fingern.
    In den folgenden Stunden verzichtete Kellett bewußt auf jede Einrede, auf jede Möglichkeit zum Widerspruch. Woods schien zunächst verwirrt, dann wurde er wütend und schließlich schien er sich in sein Schicksal zu ergeben. Kellett beruhigte ihn absichtlich nicht, weil der Mann eine Strafe für sein unmögliches Benehmen verdient hatte.
    Nach einer kleinen Ewigkeit war die Überprüfung des Beweismaterials endlich abgeschlossen. Der Oberste Richter wiederholte die Frage seines Kollegen vom Berufungsgericht.
    Kellett erhob sich langsam. »Keine weiteren Beweismittel, Euer Ehren«, stellte er fest. Dann setzte er sich rasch wieder.
    Woods schien einem hysterischen Anfall nahe. Der Richter reagierte genau nach Vorbild; er zögerte eine Sekunde lang, bevor er feststellte: »Das Urteil gegen den Angeklagten Henry Woods ist Rechtens und wird bestätigt.«
    Kellett erhob sich nochmals. »Ist eine Berufung gegen das Urteil zulässig, Euer Ehren?«
    Der Protokollführer sah überrascht auf und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. Selbst der Wachposten starrte Kellett interessiert an; schließlich erlebte man es nicht jeden Tag, daß ein Anwalt sich selbst zum Narren machte.
    Der Richter beschäftigte sich jedoch mit dieser Frage ebenso sorgfältig, wie er vorher das Beweismaterial ausgewertet hatte. Dann antwortete er bestimmt: »Eine Berufung ist nicht zulässig, Mister Kellett.«
    Der Anwalt stand noch immer. »Weshalb nicht, Euer Ehren?« fragte er jetzt.
    Eigentlich hätte er sich die Antwort selbst geben können. Sie entsprach genau den allgemein gültigen Richtlinien. »Nachdem es kein höheres
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