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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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Darüber stellte er Quittungen mit Stempel als »First AD« und Unterschrift aus. Bei ihrem ersten Engagement als Statisten oder Kleindarsteller würden die Mädchen das Geld gegen Vorlage der Quittung von den Produktionsfirmen zurückbekommen.
    Das »Studio« befand sich in einer alten Lagerhalle, die Knut noch aus seiner Zeit als Spediteur gekannt und für seine Zwecke angemietet hatte. Hier kümmerte sich Knuts Kumpel Ingo, ein permanent schwitzendes Ungetüm, um die Technik. Die war bewusst einfach gehalten, um – so erzählte es jedenfalls Knut den Mädchen – die Einschüchterungsschwelle möglichst niedrig zu halten. Ein Scheinwerfer, ein Mikro, eineDV-Kamera und ein Videorekorder – das war’s. Geistesabwesend wirkend bediente Ingo die Geräte, während sich Knut auf die Mädchen konzentrierte. Die sollten sich nicht ausziehen oder in irgendeiner Weise ihre weiblichen Reize präsentieren. Sie sollten nur von sich selbst erzählen. Waren sie in Fahrt gekommen und hatten sich lockergesprochen, dann mischte Knut sich ein. Ging es gut, dann entwickelte sich zwischen ihm und dem jeweiligen Mädchen eine Spannung, die andere auch beim Anbaggern in Kneipen hinbekamen – nur eben der unscheinbare Knut nicht. Und etwa bei jeder Achten, so hatte es Knut ausgerechnet, war dann auch mehr drin.
    Zieht man die mühevolle, unendliche Langmut erfordernde Beutejagd von Spinnen in Betracht, dann hatte Knuts Verhalten nichts Widernatürliches. Sicher, er log die Mädchen an, nahm ihnen ihr Taschengeld ab. Aber was hatten sie denn anderes verdient, wenn sie glaubten, sie müssten zu ihrem Glück unbedingt im Fernsehen zu sehen sein? Das waren sie ja tatsächlich, wenn auch ausschließlich im Fernseher von Knut.
    Der Trick ging einige Zeit gut. Bis Knut auf Jolanthe traf. Die war Anfang 20 und entsprach mit ihrer fröhlichen Naivität ganz dem Opfer-Schema für Knuts Masche. Nicht nur das, Knut war sich sicher, dass Jolanthe zu jenen Achten gehörte, wo noch mehr drin war. Normalerweise verschwanden die Mädchen rasch nach dem »Talent-Test«, entweder weil sie gemerkt hatten, dass sie einem lausigen kleinen Schwindler aufgesessen waren, und sich dafür schämten, oder weil sie gerade dabei waren, einem noch lausigeren Schwindler aufzusitzen.
    Jolanthe allerdings kam zurück. Nach zehn Tagen und nicht alleine. Sie hatte ihren Freund dabei. Guido. Noch mehr als durch seinen schwarzen Jiu-Jitsu-Gürtel beeindruckte er Knut durch seinen Beruf. Guido war nämlich wirklich beim Fernsehen, genauer gesagt, er war Junior Producer bei einemholländischen Privatkonzern. Guido wusste also, wie man wirklich castete, und er wusste, dass seine Freundin Jolanthe auf einen Lügner und Betrüger reingefallen war. Seltsamerweise fühlte Knut bei der Konfrontation mit Guido so etwas wie Erleichterung. Er hatte geahnt, dass er irgendwann mal auffliegen würde. Nun war der Moment also gekommen, und die schon einige Zeit vorherrschende vage Angst Knuts wich der sehr viel konkreteren vor Guidos schwarzem Gürtel. Er würde sich nicht wehren, wenn die Prügel einsetzten, beschloss Knut für sich. Vielleicht würde Guido dann irgendwann mal Mitleid bekommen und aufhören. Möglichst rasch, hoffentlich.
    Natürlich bot Knut sofort die Rückerstattung der 30 Mark an. Guido nahm die Scheine und gab sie Jolanthe weiter. Wer der andere Typ sei, wollte Guido wissen. Das sei Ingo, sein Assistent, sagte Knut, der bediene die Technik. Mit einer Behändigkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, sprang der dicke Ingo plötzlich auf und rannte aus der Halle. Ob er, Knut, die Technik auch bedienen könne, fragte Guido ruhig weiter. Knut erahnte Prügelaufschub. Klar, versicherte er Guido, und wenn er, Guido, wolle, könne er sich das Band mit Jolanthe ansehen. Guido wollte aber gar nicht Jolanthe sehen, sondern ein Band von irgendeiner anderen. Knut legte was ein. Ungerührt betrachtete Guido das Band, auf dem eine gewisse Mara über ihre Träume sprach. Ob er den Mädels die Texte vorgebe?, fragte Guido. Nein, nein, erklärte Knut, die quasselten von sich aus, seien auch nicht von ihm mit Drogen gepuscht oder sonst irgendwie genötigt worden. Da könne er auch Jolanthe fragen. Guido fragte nicht Jolanthe, sondern wollte noch ein anderes Band sehen. Dann noch eines.
    Der Prügelaufschub dauerte Knut zu lange. Das mache ihm jetzt keinen Spaß mehr, auf den ersten Schlag zu warten, sagte er fast flehentlich zu Guido. Der ging nicht drauf ein, wolltenur wissen, ob
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