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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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Gerächten.
    Wir lebten danach noch eine Reihe von Jahren zusammen.Nicht, weil es keine Gründe zum Rausschmeißen mehr gegeben hätte, sondern weil wir einander nicht mehr rausschmissen.
    Eine Episode aus den frühen 1990er-Jahren, in denen, laut damaliger feministischer Ratgeber-Literatur, bei den Männern offensichtlich eine Generation »Nur Bock« die westliche Hemisphäre bevölkert haben musste. Liest man heute die einschlägigen Publikationen aus dieser Zeit zum Thema Lügen, dann fühlt man sich vom messianischen Versuch belästigt, den flexiblen Umgang mit der Wahrheit als quasi genetisch bedingte Zutat des Schweinseins des Mannes definieren zu wollen. Der Argumentationsgang war damals nicht »Wenn Männer lügen, sind sie Schweine«, sondern »Männer sind Schweine – und lügen tun sie auch noch.« Und zwar nicht nur die üblichen Bed & Breakfast-Lügen (»War toll mit dir«, »Siehst super aus heute Morgen«), sondern auch Männerlügen über ihre finanziellen Verhältnisse, ihren Job, ihre Vergangenheit und – ganz wichtig, weil ganz verderblich und kindisch – über die PS-Stärke des eigenen Autos.
    Das alles, so suggeriert die Lektüre, tut Mann aus lediglich zwei Motiven: um ins Bett und ans Konto der Frauen zu kommen. Die feministische Lebenshilfeliteratur überschwemmte ihre Leserinnen geradezu mit Tipps, wie man die bösen Kerle entlarvt. Das ging bis in Details, wie etwa zum Hinweis, dass rechtshändige Lügner beim Lügen auf ihre linke Hand starren, während es bei linkshändigen Lügnern die rechte Hand ist. Ich als linkshändiger Lügner wollte mich natürlich nicht zu erkennen geben und verschränkte die Arme, aber halt!, das entlarvte mich laut Lebenshilfeliteratur erst recht, weil es eine Abwehrhaltung gegenüber der wahrheitssuchenden Frau darstellte. Dann also die Hände in die Hosentasche? Bloß nicht. Das signalisierte eindeutig, dass ich was zu verbergen hatte.
    Auch die feministische Wissenschaft half den armen, verunsicherten Frauen. So hatten US-Forscher herausgefunden, dass die Nase eines Lügners beim Lügen chemische Stoffe, sogenannte Katecholamine, ausschüttet, wodurch sie anschwillt. Wer also plötzlich aussah wie der San-Francisco-Bulle Karl Malden, obwohl er kurz zuvor eher Michael Douglas geglichen hatte, der brauchte den Mund unterhalb seiner Schwellnase erst gar nicht mehr aufzumachen. Ach ja, und auch der Penis eines Lügners macht sich beim Lügen dicke, fand die Wissenschaft heraus, so dass ich mich meiner Partnerin (in Wahrheit also dem Opfer meiner Geldgier und Geilheit) gegenüber besser nicht durch eine Erektion als Lügner verraten wollte, was dann zu Problemen ganz anderer Art führte. Es dauerte einige Zeit, bis man (und Frau) erkannte, dass diese Art von Lebenshilfeliteratur nur denen hilft, die sie schreiben.
    Dass wir Männer damals überhaupt noch Freigang hatten, muss ein Skandal gewesen sein. Nimmt man noch die anderen charakterlichen Defekte dazu, die man uns anlastete, vom Nichtzuhörenkönnen bis zur Unfähigkeit zum Multitasking, waren wir nach dem Stand der sozialbiologischen Lehre in den 90ern aus Sicht der Frau absolut ein Irrläufer der Natur. Und vielleicht laufen wir heute immer noch in die Irre, jedenfalls wenn wir unser unverändert spannungsreiches Verhältnis zur Wahrheit zum Maßstab nehmen. Aber wir sind nicht mehr allein.
    Der wissenschaftliche Fortschritt in der Genanalyse hat nun in den letzten Jahren auch die Früchte weiblichen Lügens in Form der Kuckuckskinder sichtbar gemacht. »Mother’s baby, Father’s maybe« entwickelte sich zu einem reißerischen und quotenträchtigen Thema in den nachmittäglichen Brüllshows der privaten und in den Soaps der öffentlich-rechtlichen Sender. Dabei liefert ausgerechnet die immer als so heil geltende Natur das Vorbild. Bei Meisen, fand man heraus, sind etwa 20 Prozent der Eier vom Nachbarn und nicht vom aufziehenden Partner befruchtet, einProzentsatz, der in den von Desperate Housewives und ihren Ignorant Husbands bewohnten Reihenhaussiedlungen wohl übertroffen wird. Jedenfalls bestätigen ein Fünftel der wegen dieses Verdachtes unternommenen Vaterschaftstests eine Scheinvaterschaft – bei vermutlich hoher Dunkelziffer. Seit Konrad Lorenz sie uns nahegebracht hat, gelten Graugans und Graugänserich als Traumpaar der 50er-Jahre, als die biedersten, häuslichsten und treuesten aller Tiere. Doch selbst bei ihnen schiebt so manches Schnatterweibchen ihrem Männchen falschen Nachwuchs unter.
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