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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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der Nase zu. Nach einer Wutrunde um den Block wollte ich wieder zurück,griff in die Jacke nach dem Hausschlüssel. Oben vergessen. Ich läutete. Die Hausanlage klackte.
    »Ja?«
    »Mach auf.«
    »Wieso?«
    »Ich habe keine Schlüssel.«
    »Weiß ich. Ich habe sie dir ja aus der Jacke genommen.«
    »Was soll das?!«
    »Gar nichts soll das. Ich gehe jetzt schlafen.«
    »Und ich?«
    »Du kannst meinetwegen auf einer Bank im Englischen
    Garten übernachten. Oder in Berg am Laim.«
    »Das wirst du mir büßen!«
    »Natürlich. Tschüss.« Klick.
    Die Autoschlüssel lagen ebenfalls oben in der Wohnung. Doch auch sonst wäre ich nicht nach Berg am Laim gefahren. Nichts ist toter als eine aufgedeckte Affäre. Und nichts quälender als diese Art von Kränkung, einfach rausgeworfen zu werden. Sie hatte ja recht. Das war aber noch lange kein Grund, weshalb sie auch recht bekommen sollte.
    Bis tief in die Nacht hinein schlich ich mit anschwellender Wut durch das Viertel, sah immer wieder am Haus vorbei. Da oben im zweiten Stock, da wo wir wohnten, brannte kein Licht mehr. Aber mir ging endlich eines auf.
    Lügner sind treue Menschen. Sie verwenden immer dieselbe Waffe: die Lüge. Da sich natürlich auch mein Handy in der Wohnung befand, ging ich zu dem noch als Letzten verbliebenen Münzfernsprecher der Gegend und entnahm dem dort aufgeklebten Hinweis, dass man die Feuerwehr unter dem Notruf 112 erreichen könne. Ich wählte. Nachdem ich Name und Adresse angegeben hatte, wollte der Mann am anderen Ende der Leitung wissen, worumes sich handelt. Ich begann mit der Wahrheit, um dann … na ja.
    »Meine Frau und ich, wir hatten einen Ehestreit. Einen heftigen Ehestreit.«
    »Soll ich Sie mit der Telefonseelsorge verbinden?«
    »Nein, warten Sie. Meine Frau hat mich rausgeworfen. Ohne Schlüssel.«
    »Ich kann Ihnen auch einen Schlüsseldienst schicken.«
    »Nein, nein, das ist noch nicht alles, bitte. Meine Frau hat eine halbe Schachtel Schlaftabletten geschluckt, bevor sie mich rauswarf. Jetzt ist kein Licht mehr in der Wohnung und ich …«
    »Wir kommen.«
    In knapp vier Minuten waren sie da. Mit Blaulicht, aber ohne Martinshorn. Die Drehleiter wurde in Richtung unseres Balkons ausgefahren. Dann winkte mich ein mit Helm und Brandaxt ausgestatteter Feuerwehrler zu sich, wies auf die Leiter. Ich sollte voranklettern, er hinterher. Fensterln bei der eigenen Frau. Und das auch noch mit der Feuerwehr! Meine Rache nahm Dimensionen an.
    Oben auf dem Balkon entdeckte ich, dass die Balkontür nur angelehnt war. Ich schob sie auf, schaute hinein und erkannte meine Frau, wie sie ahnungslos in unserem (!) Bett schlief. Schon von Berufs wegen wollte der Feuerwehrler nichts anbrennen lassen. Also stürmte er, seine Axt wie Wotan den Speer schwingend, an mir vorbei durch die Wohnung zur Eingangstür, um seine dahinter wartenden Kollegen hereinzulassen.
    Meine Frau schlug die Augen auf. Da standen drei Feuerwehrmänner vor ihr. Sie fuhr erschrocken hoch.
    »Ha! Was machen Sie hier!?«
    »Beruhigen Sie sich, liebe Frau. Wir sind ja noch rechtzeitig gekommen.«
    »Rechtzeitig? Wozu?!«
    »Nachdem Ihr Mann uns gesagt hatte, dass Sie Schlaftabletten …«
    »Mein Mann?«
    Nun erst entdeckte sie mich. Ich hatte mich dezent im Hintergrund gehalten.
    »Du?!«
    Sie wandte sich an die Feuerwehrler. »Der da hat Ihnen gesagt, ich hätte Schlaftabletten genommen? Glauben Sie ihm nichts. Nichts! Mein Mann ist ein notorischer Lügner!«
    Die drei Feuerwehrler sahen mich fragend an. Ich machte eine Sie-sehen-doch-wie-verrückt-die-Frau-ist-Geste.
    Der Ober-Feuerwehrler umriss den Vorgang. »Da steht jetzt Behauptung gegen Behauptung. Und bei Suizid-Verdacht müssen wir Sie leider mitnehmen. So sind die Vorschriften.«
    »Mitten in der Nacht? Wohin denn?«
    »Ins Schwabinger Krankenhaus. Magen auspumpen.«
    »Aber ich habe doch gar nichts genommen!«
    »Das wird sich ja dann beim Auspumpen erweisen. Vergessen Sie Ihren Perso nicht. Und keine Dummheiten beim Anziehen.« Er gab einem der Feuerwehrler ein Zeichen, der sich daraufhin breitbeinig und zu allem bereit in die Balkontür stellte.
    Als meine Frau in Begleitung der drei Feuerwehrler die Wohnung verließ, schaute sie mich mit einer Mischung aus Verachtung und Achtung an. Ob sie mir nach diesem Coup meine Berg-am-Laim-Phantasielosigkeit verzieh? Im Hinausgehen fragte mich ein Feuerwehrler: »Was heißt eigentlich notorischer?«
    Ich zog mich aus, legte mich ins Bett und schlief den Schlaf des
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