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Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Titel: Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Autoren: Juna Brock , Stefanie Herbst
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schwul!«, feuert er mir zischend entgegen. »Aber Stephen ist nichts weiter als mein bester Kumpel. Ich habe noch nie einen Mann kennengelernt, der so heterosexuell ist wie er.«
    Und genau in diesem Moment taucht der Quarterback samt Teammitgliedern auf und überreicht uns fröhlich lachend neue Bierflaschen. Abwesend nehme ich eine an, doch ich kann nichts anderes tun, als Charlie anzustarren. »Und ich Idiot habe dich nicht einma l angesprochen.«
    Die Umstehenden sehen mich bei dieser Aussage für einen Moment irritiert an. Aber ich falle nicht weiter auf, weil ich in ihren Augen offensichtlich schon immer komisch war. Nur Charlies ganzer Körper scheint plötzlich unter Strom zu stehen.
    »Ich Trottel habe dich nie gefragt, ob du mit mir ausgehen willst«, fahre ich fort.
    Charlie lächelt. Süß und schüchtern. Ich bin fassungslos. Gerade breiten sich vor mir sämtliche verpassten Gelegenheiten aus. »Scheiße, Charlie, du hättest echt mal was sagen können!«
    Die Anderen sehen mich auf einmal erstaunt an. Es ist egal. Stephen ergreift das Wort. »Okay Jungs, hier draußen ist es eindeutig zu voll. Die beiden scheinen etwas klären zu müssen – wurde ja auch Zeit«, murmelt er. »Die werden sich nachher schon wieder zu uns gesellen. Lassen wir sie allein.« Charlie und ich warten, bis die Jungs gegangen sind; dabei taxieren wir uns grinsend.
    »Ich war unsicher«, gesteht mir Charlie, als wir wieder allein sind.
    »Ha! Was ist denn das für eine Entschuldigung?«
    Langsam gehe ich auf ihn zu. Sein hinreißendes Lächeln verwandelt sich vor meinen Augen zu einem erwachseneren, leidenschaftlicheren Ausdruck – den hätte ich damals in der Schule bestimmt nicht bekommen. Ich dränge ihn rückwärts gegen einen Baumstamm und stütze mich mit der Hand neben seinem Gesicht ab. Dann neige ich den Kopf und nähere mich seinem Mund. Ich zögere, nein, ich koste vielmehr den Moment aus. Und schließlich küssen wir uns. Seine Lippen schmecken nach Budweiser. Seine Haut am Hals riecht nach Tommy Hilfiger. Ich lehne mich ganz gegen ihn und ertaste vorsichtig mit der Zunge die seine. Dann endlich küsst er mich zurück.
    Es gibt Momente im Leben, die man verpasst hat und denen man lange hinterhertrauert. Doch diese verlorenen Momente sind nicht vergeudet, wenn man sich immer an den Umstand erinnert, in dem man etwas hätte sagen, tun oder lassen sollen.
    Andere Dinge wiederum werden mit der Zeit einfach besser.

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Lift Boy
    von Juna Brock

    Wie jeden Donnerstagnachmittag besuchte Galen seine Tante Lilian. Sie war eine exzentrische und sehr wohlhabende Dame, die ihre besten Jahre bereits eine Weile hinter sich hatte, jedoch im Umgang mit den Menschen um sich herum kein Blatt vor den Mund nahm. Galen konnte sich glücklich schätzen, als Einziger aus seiner Familie bei der alten Lady einen Stein im Brett zu haben. Sie sah in ihm offensichtlich einen Teil ihrer Selbst, aus längst vergangenen Zeiten. Hart arbeitend, mitunter erschreckend ehrlich und in seiner praktischen Art umgänglicher als so manch anderer Erbschleicher aus ihrer Verwandtschaft.
    Tante Lilian ließ sich gewisse Bequemlichkeiten in ihrem Leben nicht nehmen und wohnte während der Wintermonate in einem der zahlreichen luxuriösen Hotels der Stadt. So exquisit, dass Hotelpagen weiße Handschuhe trugen und Gäste jederzeit mit ihrem Namen angesprochen wurden. Galen mochte die Atmosphäre des Hotels, besonders jetzt nach der hektischen Weihnachtszeit, wenn Anfang Januar alles wieder ruhiger wurde. Dann verbrachte er Stunden mit Tante Lilian; unterhielt sich mit ihr über Literatur und Kunst, stritt sich lautstark über Politik und schwärmte für die großen alten Hollywood-Legenden.
    Doch auch noch aus einem anderen Grund mochte Galen die Besuche bei seiner Tante.
    Wie immer hielt er sich eine Weile in der Lobby auf, um den richtigen Moment abzuwarten. Ungeduldig beobachtete er den Fahrstuhl. Dann, als die Zeitung, in der er lustlos geblättert hatte, schon Druckerschwärze auf seinen schwitzigen Handinnenflächen hinterlassen hatte, ging er mit ausladenden Schritten auf den Lift zu. Auch wenn er nach außen hin kontrolliert wirkte, begann innerlich jedoch das Blut verstärkt durch seine Venen zu pumpen.
    Er betrat die Kabine, spürte den weichen Teppich unter den Schuhen, stellte sich an die hintere Wand und umschlang mit den Fingern die kühle Stange, die horizontal in Hüfthöhe angebracht war. Rings um ihn herum waren Spiegel montiert,
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