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Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Titel: Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Autoren: Juna Brock , Stefanie Herbst
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könnte. Jetzt kannst du die Gelegenheit nutzen. Vielleicht hast du ja noch eine Chance bei ihm?«
    Für einen Moment glaube ich, dass mir jemand mit einer Pfanne auf den Schädel geschlagen hat. »Woher … wieso … weißt du?«
    Doch da hat Stephen schon aufgelegt und das Tuten in der Leitung vibriert durch meinen ganzen Körper.
    Scheiße.

Drei Wochen später stehe ich zwischen dem ehemaligen Streber Martin und dem Klassenclown Roland an der Theke und stoße auf unseren Mathelehrer Mr. Brown an, der mittlerweile in Rente gegangen ist. Über den Rand des Bierglases behalte ich den Eingang des Lokals im Blick. Von Peter fehlt jede Spur. Wir sind jetzt schon über eine Stunde hier und ich bin mir sicher, dass er nicht mehr kommen wird. Warum fühle ich eine tiefe Enttäuschung? Ich sollte froh sein, dass mir eine Blamage erspart bleibt. Woher sollte ich wissen, dass Stephen schon seit Jahren wittert, dass ich mich in Peter verguckt hatte? Versteckte ich es nicht gut genug? Und wenn Stephen es merkte, dann wird es auch Peter nicht entgangen sein, dass ich ihn andauernd angestarrt hatte, als wäre er die zarteste Versuchung.
    Mein viertes Bier geht runter wie Limonade und ich fühle mich angenehm beduselt. Je mehr Zeit verstreicht, desto entspannter werde ich. Martin erklärt mir eine Kurvendiskussion und ich glaube, ich habe mich noch nie so köstlich amüsiert. Laute Musik, prima Stimmung – wie gut, dass ich doch hierher gekommen bin.
    Plötzlich habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Auf meinen Armen prickelt eine Gänsehaut, als wenn mir kühl wäre. Mein Kopf ist glühend heiß und Schweißtröpfchen perlen meinen Nacken hinab. Ein letzter Schluck Bier und auch das nächste Glas ist leer. Ich stelle es zurück auf den Tresen und als ich mich umdrehe und in Richtung Eingang blicke, wird es mir für einen Lidschlag schwarz vor Augen. Ich stütze mich auf einem Barhocker ab und klammere mich daran, als wäre er meine allerletzte Hoffnung.
    Dort steht Peter. Gleich neben der Garderobe, an der er gerade seine hellbraune Sommerjacke aufhängt. Er trägt ein weißblau kariertes Hemd, eine Jeans und abgetragene Cowboystiefel und sieht so aus, als wäre er gerade einem Werbeposter für Marlboro entsprungen. Fehlen nur noch der Hut auf dem Kopf und das Pferd an seiner Seite.
    Ich versuche, diese wunderschöne Halluzination fortzublinzeln, aber sie ist echt. Er ist wirklich hier. Live und in Farbe. Und wenn ich mich nicht täusche, dann … schaut er geradewegs in meine Richtung. Ich blicke hinter mich, aber da steht niemand. Nur der Barkeeper, der fragend eine Augenbraue hebt und mir wortlos das nächste Bier rüberschiebt. Schlagartig bin ich nüchtern, als hätte mir jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf gegossen. Ich drehe mich zurück und zucke zusammen, weil Peter genau vor mir steht – nur einen Meter entfernt, und mich freundlich anlächelt. Es ist so, als würde mich ein Strudel in der Zeit zurückwerfen. Ich sehe mich, jung und unschuldig, wie ich Peter zum allerersten Mal anschaue. Er hat sich kaum verändert. Doch – er ist … männlicher geworden. Das Gesicht ist markanter, die Schultern breiter. Die Augen aber sind noch genauso karamellbraun, wie ich sie in Erinnerung habe und wie sie mich in den letzten zehn Jahren jede Nacht begleiteten.
    Ich öffne den Mund, möchte etwas sagen, doch irgendwie hat sich meine Stimme verabschiedet und ich bringe kein Wort über die Lippen. Es kommt mir so vor, als hätte jemand alle Geräusche um mich herum ausgeschaltet. Keine Musik mehr, keine lauten Unterhaltungen – nur noch Stille, sodass ich meine vollkommene Aufmerksamkeit auf Peter richten kann.
    »Hallo Charlie.«
    Zwei Worte; meinen Füßen wachsen Flügel und lassen mich sinnbildlich durch den Raum schweben. Er erinnert sich an meinen Namen. »Du erinnerst dich noch an meinen Namen.« Das habe ich jetzt nicht laut gesagt, oder?
    Peter beißt sich auf die Unterlippe, bei der ich mich schon oft fragte, wie sie sich wohl unter meinen Lippen anfühlt. Unbewusst trete ich ein Stück näher. Peter zieht mich an wie ein Magnet.
    »Natürlich erinnere ich mich«, sagt er mit einer Wärme in der Stimme, die es in meinem Bauch kribbeln lässt. Ich bin immer noch in ihn verliebt, und diese Wahrheit kann ich nicht leugnen.
    »Cool«, antworte ich und würde mir dafür am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen. Cool? Bin ich fünfzehn, oder was? Charlie, reiß dich zusammen! Dein Traummann steht vor
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