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Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Titel: Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Autoren: Juna Brock , Stefanie Herbst
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früher. Doch damals sahen sie stets schnell wieder weg, wenn ich ihnen für eine Sekunde begegnete. Heute nicht.
    Ich lasse mich nach hinten auf den Rücken fallen und starre zum klaren Nachthimmel hinauf, versuche die Sternbilder zu finden, die uns Mr. Gordo beibrachte. Ich liebte Astronomie.
    »Sie sind immer noch wunderschön«, sage ich und spüre, wie Charlie den Blick langsam auf mich richtet. Ich zeige hinauf. »Das da ist Aquila – der Adler.« Ich beobachte, wie Charlie suchend nach oben schaut. »Leg dich hin. Ich zeig ihn dir.«
    Plötzlich wird mir mein schneller schlagendes Herz bewusst. Wie immer, wenn er in meiner Nähe ist. Leider passierte es früher nicht allzu oft. Es gab andere, die sich glücklicher schätzen konnten.
    Charlie legt sich neben mich und sieht mir in die Augen. »Streck deinen Arm aus. Genau so.« Ich rücke näher an ihn heran und er wendet das Gesicht nach oben. Ich hebe meine Hand und umfasse seine, dann führe ich sie weiter nach links und ein Stück runter. »Genau da.«
    Ich lasse Charlies Hand noch nicht los; will sichergehen, dass er das Sternbild entdeckt hat. Seine Haut fühlt sich warm an. Seine Finger beben leicht. Ich fahre mit dem Daumen einmal über sein Handgelenk. Erst dann nehme ich die Hand weg, was mir aufrichtig schwerfällt.
    Wir bleiben schweigend liegen. Sehen uns gelegentlich an. Zehn Jahre waren vergangen; aus Charlie ist ein Mann geworden, unübersehbar.
    Aus der Ferne höre ich plötzlich Geräusche, doch ich will nicht, dass sie näher kommen; nicht hierhin, in unser kleines Refugium. Leider kann ich es nicht vermeiden. Jubelrufe, klirrende Flaschen, Gegröle – wie damals. Als wenn Alkohol und ein elternfreier Abend – heutzutage eher ein frau- und kinderfreier Abend – die höchsten Ziele auf Erden wären. Es dauert nicht lange und wir werden entdeckt. Ich erkenne Stephen schon von Weitem; bei seinen zwei Metern Größe und der etwas in die Breite gegangenen Footballfigur auch nicht schwierig. Gemeinsam mit drei weiteren Klassenkameraden kommt er auf uns zu.
    »Na großartig, das war ja klar«, nuschele ich und stehe auf. Charlie folgt meinem Beispiel und erhebt sich ebenfalls. »Ich habe einfach immer Pech«, sage ich frustriert und verschränke die Arme vor der Brust.
    »Was meinst du?«, fragt mich Charlie.
    »Ist doch offensichtlich, huh? Ach, was soll’s. Es war damals so, warum sollte es jetzt anders sein?«
    Charlie sieht skeptisch bis ratlos aus. »Peter, tut mir leid, aber du sprichst in Rätseln.«
    »Na, Stephen«, sage ich – als wenn es nicht klar wäre – und deute genervt auf den ehemaligen Top-Athleten unserer Schule, der grinsend näher kommt.
    »Was ist mit ihm?«
    Ich mache einen ungeduldigen Schnalzlaut. »Was mit ihm ist? Ich hab doch Augen im Kopf, Charlie. Ihr klebt noch genauso zusammen wie früher. War in der Schule schon ziemlich offensichtlich, dass ihr …«
    Charlie sieht mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. Wohl, weil ich ihn ertappt habe. Ich finde es zwar überflüssig, aber ich erkläre es ihm genauer. Dann habe ich endlich reinen Tisch gemacht.
    »Charlie, ich sah euch heute Abend, als ihr zusammen aus dem Wagen gestiegen seid. Wie ihr gelacht habt, wie ihr so nah beieinander gestanden habt. Deswegen bin ich auch gleich wieder abgehauen – hatte gehofft dass ihr nicht mehr … Doch dann besann ich mich und kam wieder. Ich dachte mir, dass ich dich ihm heute Abend zumindest für eine Weile entführen könnte. Schließlich hatte ich nichts zu verlieren und du bist immerhin gleich drauf eingegangen. Aber nein, auch jetzt stiehlt mir Mr. Quarterback mal wieder die Show.«
    Stephen und Gefolge sind nur noch ein paar Meter entfernt.
    »Moment mal!« Charlies Stimme habe ich noch nie so laut und aufgebracht erlebt. Er packt mich plötzlich an der Schulter und zerrt mich zu sich heran. Wir schauen uns direkt in die Augen. Singend und lallend werden die Anderen uns jede Sekunde erreichen.
    »Peter. Noch mal ganz langsam, damit ich das auch kapiere.« Charlie wischt sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Wangen glühen wunderbar rot; es steht ihm ausgezeichnet. »Du glaubst, dass Stephen und ich, dass wir … dass …?«
    »Du willst wirklich, dass ich es ausspreche, oder?«
    »Peter, du hast ja keine Ahnung, wie weit du von der Wahrheit entfernt bist.«
    Ich sehe ihn entgeistert an. Oh, Gott. Ich habe einen Fehler begangen. »Du … du, du, du bist nicht …«
    »Doch selbstverständlich bin ich
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