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Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Titel: Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Autoren: Juna Brock , Stefanie Herbst
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Dann beugte sich der Mann in einer fließenden Bewegung zur Seite, streckte den Arm aus und drückte auf den Nothalteknopf. Ruckartig kam der Lift zum Stehen und das Licht wurde eine Nuance dunkler. Galens Pupillen weiteten sich vor Schreck. Lächelnd drehte sich der Mann vor ihm um. Galen erhaschte ein goldenes Namensschild auf der linken Seite der roten Weste.
    »Hi«, begrüßte ihn der Mann und lehnte sich an die geschlossene Fahrstuhltür.
    Galen brachte ebenfalls ein leises und überraschtes »Hi« heraus.
    »Sie besuchen Ihre Tante, habe ich Recht? Mrs. van Smitten, stimmt’s? Ich habe Sie beide neulich zusammen das Restaurant betreten sehen. Sie hält immer gerne ein kurzes Schwätzchen, wenn sie mit mir fährt, und ist sich eines Trinkgelds nie zu schade, wenn sie sich gut unterhalten fühlt. Sie hat mir von ihrem Neffen erzählt.«
    Grüne Augen fuhren für einen winzigen Moment über Galens Körper und aus dem Lächeln wurde etwas Anderes, etwas Sinnlicheres. Galen wusste nicht, wie er antworten sollte. Er dachte wieder daran, dass sich unter der schwarzen Hose keine Unterwäsche abgezeichnet hatte. »Sie unterhalten also Ihre Fahrgäste, ja? Mit mir haben Sie vorher noch nie ein Wort gewechselt. Wieso nicht?«
    »Nun, es braucht Mut, um Herausforderungen anzugehen.«
    »Herausforderungen?« Galen runzelte die Stirn. »Ich vermute, ich möchte gar nicht wissen, was meine Tante Ihnen alles über mich erzählt?«
    »Oh, die Geheimnisse einer Dame sollten nicht in alle Welt hinausposaunt werden.«
    Für ein paar Sekunden war es still.
    »Wieso haben Sie den Lift angehalten?«, wechselte Galen das Thema, überkreuzte die Füße und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Um mich mit Ihnen zu unterhalten«, gab der Mann vor ihm schlicht zu.
    »Ich hoffe nicht, dass das von Ihrem Lohn abgezogen wird«, sagte Galen neckend.
    »Manchmal sind schöne Dinge wichtiger als Geld.«
    »Schöne Dinge?«, fragte Galen halb verblüfft, halb geschmeichelt.
    »Sie einmal lächeln zu sehen.«
    Wie von Zauberhand geschah genau dies auf Galens Lippen. Er atmete hörbar aus.
    »Sehen Sie, es hat sich schon gelohnt«, sagte der Mann grinsend, nahm sich die Mütze vom Kopf und fuhr sich durch die Haare. »Und dann wollte ich noch Fragen, ob Ihnen mein …« In diesem Moment klingelte es. »… gefällt?«
    »Wie bitte?«, entfuhr es Galen etwas lauter als beabsichtigt, da er glaubte, bei den träumerischen Betrachtungen des Hinterteils ertappt worden zu sein.
    Es läutete erneut. Sein Gegenüber ging zu dem Bedienfeld und öffnete eine kleine Klappe, hinter der ein Hörer angebracht war. Er nahm ab und versicherte, vermutlich der Rezeption, dass alles in Ordnung war. Er hängte ein und drückte erneut den Nothalteknopf, sodass sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung setzte.
    Galen wusste, dass er rot angelaufen war. Hatte der Mann herausgefunden, dass er jedes Mal seinen Hintern anstarrte, als wäre er ein Stück Schokoladentorte mit Sahne? War es etwa doch so auffällig gewesen?
    »Anscheinend war mein Annäherungsversuch doch ein wenig zu forsch oder billig«, sagte der Mann, als sie laut Display nur noch zwei Stockwerke vom Ziel entfernt waren. »Ich bin aus der Übung. Bitte verzeihen Sie, Sir. Ich werde Sie nicht weiter belästigen.«
    Die Türen öffneten sich und der Mann teilte Galen unnötigerweise mit, dass es das siebzehnte Stockwerk war. Doch Galen bewegte sich keinen Zollbreit vom Fleck weg.
    »Nach unten in die Lobby, bitte«, forderte er mit kratziger Stimme.
    Der Mann drehte sich um und schaute ihn mit einem Strahlen in den Augen an. Dann drückte er den entsprechenden Knopf und die Türen schlossen sich erneut. Galen stellte sich neben ihn und schüttelte ihm die Hand. »Ich bin Galen, schön dich kennen zu lernen, Owen.«
    Überrascht sah der Mann ihn an. Galen hob die Hand und tippte auf das Namensschild auf Owens Uniform.
    »Hm, anscheinend bin ich doch noch nicht aus der Übung«, sagte Owen und zwinkerte ihm frech zu. »Aber was wird deine Tante sagen, wenn du den Besuch heute ausfallen lässt und nicht kommst?«
    »Wer sagt, dass ich heute nicht komme?« Galen spürte, wie ihm die Hitze abermals in die Wangen schoss. Auch er hatte nicht verlernt, wie man kokett flirtete. Owen sah ihn verblüfft an, bis beide lächelten und sich die Spannung zwischen ihnen löste.
    »Erzähl mal, was machst du so, Galen?«
    »Im Moment … versuche ich eine Verabredung für heute Abend zu bekommen. Und selbst?«
    »Oh.«
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