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Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Titel: Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Autoren: Juna Brock , Stefanie Herbst
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stolz, Dich meinen Sklaven nennen zu dürfen. Zu gerne hätte ich die Wasserperlen von Deiner Haut geleckt, Dich gewaschen oder das Shampoo aus deinen Haaren massiert. Als Belohnung soll Deine Keuschheit um Mitternacht gelöst werden und ich hoffe, dass Du an mich denkst, wenn Du kommst. Erwarte Deine neue Aufgabe morgen in der Früh.

    Ein Kuss auf die Stirn.

Dein Herr

Ich lasse mich auf den Rücken fallen und grinse die Decke an. Ist es möglich, sich aufgrund einer E-Mail so frei und selig zu fühlen? Wie kann es sein, dass ein Mann, den ich nicht einmal kenne und vermutlich niemals kennenlerne, mich mit einer Lust beschenkt, die ich zuvor noch nie gespürt habe? Es gibt Dinge im Leben, die kann und sollte man nicht begründen. Alles was zählt ist … die Uhrzeit.
    Ein hastiger Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch: 20:23 Uhr. Noch lange. Viel zu lange. Ich strecke die Arme über den Kopf und umgreife mit den Händen das Messinggestell des Bettes. Ich male mir aus, wie er mich mit Seilen daran gefesselt hat, neben mir auf dem Laken sitzt und mir dabei zusieht, wie ich mich winde. Wäre er hier, würde ich darum betteln, dass er mich erlöst. Vielleicht würde er seine Hände über meinen Oberkörper streifen lassen, meine Brustwarzen zwirbeln oder mir sogar einen Kuss geben. Besser nicht daran denken. Ich muss mich ablenken, ich möchte meinen Meister nicht enttäuschen. Natürlich könnte ich mich befriedigen und ihm nichts davon sagen. Aber ich bin ein ehrlicher Sklave und weiß, dass ich bestraft werde, wenn ich nicht fügsam bin. Ich schnappe mir die Fernbedienung, schalte den Fernseher ein und versuche, bei einer Folge Queer As Folk zu entspannen.
    Das Erste, was ich jeden Morgen tue, ist, den Laptop anzuschalten. Während er hochfährt, gehe ich ins Bad, benutze die Toilette und putze mir die Zähne. Zu Beginn unserer Beziehung hat mein Herr eine handschriftliche Ausarbeitung meines Tagesablaufes verlangt. Er weiß genau, um welche Uhrzeit ich aufstehe, wann ich zu Mittag esse und an welchen Tagen ich abends Fußball spielen gehe. Er weiß so gut wie alles über mich … und ich kaum etwas von ihm. Aber mir steht es nicht zu, danach zu fragen. Die Rollen sind verteilt und ich bin glücklich mit der des Bottom. Niemand, der nicht auch diese Neigung teilt, würde meine Leidenschaft nachvollziehen können. Aber ich renne schließlich nicht mit einem Schild um den Hals herum »Ich bin ein Sklave«, sondern halte meine Vorlieben geheim.
    Ich spucke den Schaum ins Waschbecken, spüle den Mund aus und eile zum Laptop, wo mich neben einer Menge Spam auch eine E-Mail von ihm erwartet. Es vor Neugierde kaum noch aushaltend, öffne ich sie und lese:
    Guten Morgen, mein Thomas,
    ich hoffe, Du hast gut geschlafen und bist ausgeruht für den heutigen Tag. Ich habe etwas Besonderes mit Dir vor und ich erwarte, dass Du meine Anweisungen genau befolgst.
    Auf dem Kölner Heumarkt ist wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine Eislaufbahn errichtet. Ich möchte, dass Du heute Abend um 19:45 Uhr dort hingehst, bekleidet mit Jeans, einer warmen Jacke und einem roten Schal – den Du vermutlich vorher noch erwerben musst. Du wirst Dir an der Kasse Schlittschuhe leihen und Deine Bahnen ziehen. Bewege Dich so elegant wie möglich, sprich niemanden an, blicke auch niemandem in die Augen. Ich werde dort sein, Thomas, und Dich beobachten. Ich kann es nicht erwarten, Dich zu betrachten, stets mit dem Gedanken daran, dass Du mir gehörst. Und wenn ich mit dem zufrieden bin, was ich sehe, dann werde ich es Dir dieses Mal persönlich sagen und mich bei Dir bedanken.
    Habe einen schönen Tag. Ich freue mich auf Dich.
    Dein Herr.

ALEXANDER

    Gedankenverloren schaue ich zur Eislaufbahn, die zu dieser Zeit restlos überfüllt ist, und muss lächeln. Heute Abend wird es endlich so weit sein. Ich werde Thomas das erste Mal erblicken. Freudestrahlend kommt plötzlich eine Schar Kinder auf mich zugelaufen. Mit erwartungsvollen Augen sehen sie mich an und zappeln ungeduldig umher. Na, das kann lustig werden. Nur noch vier Stunden.
    Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man glücklich ist – und wenn man voller angespannter Vorfreude etwas so Schönem entgegenfiebert, noch viel schneller. Die jauchzenden Kinder werden von den pubertierenden Teenagern abgelöst, die erste Annäherungsversuche wagen. Ein paar noch unentdeckte Eisprinzessinnen geben mit ihren Pirouetten an. Aber auch viele ältere Paare sind unterwegs und laufen mit ineinander
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