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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren
Autoren: Paula Fabian
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daran, dass Simon meine Nachricht einfach ignoriert hat, lässt mich erneut in tiefen Weltschmerz versinken. »Wenn ich nur wüsste, warum!«
    »So richtig verstehen kann ich das auch nicht.« Sogar Bettina ist ratlos, und das will was heißen. »Es sah immerhin alles danach aus. als wollte er etwas von dir. Aber vermutlich ist er doch einfach nur süchtig nach Fleischwurst. Was für ein tragisches Schicksal.«
    »Und wer denkt an mein tragisches Schicksal?«, gebe ich leicht beleidigt zu denken. »Ich stehe in der Blüte meiner Jugend, sozusagen, und weit und breit kein Mann in Sicht!« Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich, wie ich alt und grau auf dem Sterbebett liege und dem Pastor, der zu meiner Linken kniet, mit gebrochener Stimme zuflüstere: »Bitte, nehmen Sie mich, hier und jetzt! Nur ein einziges Mal möchte ich es noch erleben, bevor ich dieser Welt für immer Lebewohl sage.« Mir treten die Tränen in die Augen. Sollte es wirklich einmal so kommen?
    »Jetzt mach mal halblang«, unterbricht Bettina mich in meinen tiefschürfenden Gedanken. »Nur, weil dieser Wurstfetischist offensichtlich einen Knall hat, heißt das ja noch lange nicht, dass es keine anderen Männern mehr gibt, die für dich interessant sein könnten.«
    »Ja, klasse! Wie wär’s denn mit Flo? Ist bestimmt spannend, mit jemandem im Bett zu sein, der zwischen den Atemzügen immer mal wieder ein ›Was denkst du?‹ vom Stapel lässt!«
    »Ach was«, winkt Bettina ab, »die Welt da draußen ist voll mit tollen, knackigen Typen, du musst einfach nur zugreifen.«
    »Danke, mein Bedarf ist fürs Erste gedeckt.«
    Bettina mustert mich verständnislos. Scheint ihr schwerzufallen, sich vorzustellen, dass jemand die Nase von Männern voll haben kann.
    »Unsinn«, meint sie dann auch prompt, »wir müssen nur für eine umfangreiche Auswahl für dich sorgen. Dann wird schon einer dabei sein, der dich vom Pfad der Tugend wieder auf den richtigen Weg bringt.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    »Ganz einfach: Du gibst eine Kontaktanzeige auf.«
    »Vergiss es!«
     
    ***
     
    Nachdem Bettina gegangen ist, beschließe ich, die schönen Dinge des Lebens zu sehen, und atme tief durch. Endlich Wochenende – und das will ich mir besonders gemütlich gestalten. Lange schlafen, im Bett frühstücken, Fernsehen gucken (ich gebe es zu: Ich gehöre zu den Serien-Süchtigen), lesen und mich ansonsten von niemandem nerven lassen. Dieser Simon will mich nicht? Auch gut, ich habe ja immer noch mich selbst! Gegen 20 Uhr am Samstagabend wird mir mit mir selbst dann doch ein bisschen langweilig. Schließlich ist jetzt Ausgehzeit! Ich meine, irgendwie ist es nicht richtig, wenn eine junge, hübsche Frau am Wochenende ganz allein zu Hause rumsitzt, oder? Vielleicht sollte ich mich ein bisschen aufbrezeln und das Nachtleben erkunden? Gute Idee, aber mit wem tue ich das? Bettina hat, wie man seit einer Stunde ziemlich deutlich hören kann, Besuch, und damit wäre meine Auswahl an Freundinnen, mit denen ich um die Häuser ziehen könnte, auch erschöpft. Natürlich kenne ich noch ein paar Mädels, mit denen ich studiert habe, aber ich weiß aus Erfahrung, wie ein Abend mit meinen Ex-Kommilitoninnen aussieht:
     
    Bärbel, Nicole, Vanessa in einer Schickimicki-Kneipe. Mein Auftritt.
    Ich: »Hallo, Leute!«
    Bärbel: »Ach, Franzi, wie schön, dass wir uns auch mal wieder sehen!«
    Nicole (zustimmend): »Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen! Wie geht’s dir denn so?«
    Ich: »Och, mal so, mal so. Aber im Großen und Ganzen kann ich nicht klagen.«
    Vanessa (lauernd): »Und, was macht dein Studium? Meldest du dich jetzt bald zum 1. Staatsexamen an?«
    Ich (betont beiläufig): »Ach nö, ich hab das Studium geschmissen. Wisst ihr, Jura ist einfach nicht das Richtige für mich.«
    Bärbel (seufzend): »Ja, ja, da hast du recht. Ich kann dir sagen, dieser Stress jeden Tag in der Kanzlei, das geht einem schon an die Nieren. Aber was soll ich tun? Mein Chef hält eben große Stücke auf mich, und da will ich ihn natürlich nicht enttäuschen. Neulich zum Beispiel: Da bekam ich die Akte eines Kollegen. Ich kann euch sagen, der hatte da unglaublich Mist gebaut (seufzt noch mal). Tja, und ich habe eine ganze Nacht daran gesessen und die Karre mit Mühe und Not noch einmal aus dem Dreck gezogen.«
    Nicole (nickt): »Bei Gericht sieht es auch nicht anders aus. Ich sage nur: Berge von Akten.«
    Vanessa (gönnerhaft): »Dann musst du mal einen Blick in mein Büro
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