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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren
Autoren: Paula Fabian
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vorbei. Solltest Du keine Zeit oder Lust haben, ruf mich einfach an.
     
    Darunter schreibe ich noch meine Adresse und Telefonnummer. Wenn er nachher kommt und seine Fleischwurst abholt, werde ich schon ein Päckchen mit dem Zettel vorbereitet haben. Und wenn er die Wurst zu Hause auspackt, findet er meine Botschaft, kommt vorbei und dann …
     
    Ansonsten spielt sich die Szene später tatsächlich beinahe so ab, wie ich sie geträumt habe – die Sache mit dem Gulasch fehlt natürlich. Stattdessen strecke ich ihm das präparierte Päckchen entgegen. Simon nimmt es, bedankt sich und geht. Ich werfe dem Fleischblock hinter mir fast sehnsuchtsvolle Blicke zu. Zu schade, aber kann ja alles noch kommen.
    Zu Hause hilft Bettina mir mit dem Styling und rückt sogar eine Flasche Chianti für den feierlichen Anlass raus. Von meiner Idee war sie ziemlich beeindruckt – so viel weibliche Raffinesse hätte sie mir scheinbar nicht zugetraut.
    »Erst trinkt ihr den Chianti. Dabei Musik und Kerzenschein«, instruiert sie mich, während ich noch mit den ausgeliehenen Strapsen kämpfe. Wie kann Bettina sich nur fast jeden Abend freiwillig in so etwas hineinquälen? »Und wenn er schon ein bisschen intus hat, fängst du ganz langsam an, deinen Rock Stück für Stück hochzuziehen.«
    »Was soll ich denn da noch hochziehen, der hört ja schon knapp unterm Hintern auf«, meine ich. Dieses kleine, enge Teil, das Bettina mir aus ihrem Bestand mitgebracht hat, ist tatsächlich nicht viel mehr als ein Gürtel! Und das Oberteil aus Spitze, das ich dazu anziehen soll, zeigt auch mehr, als es verbirgt. Aber Bettina lässt sich nicht beirren.
    »Vertrau mir, so klappt das in jedem Fall. Wenn’s um Männer geht, kenne ich mich aus.« Dagegen ist nichts einzuwenden. Also füge ich mich ergeben in mein Schicksal.
    »Ich hoffe nur, dass Simon nicht vor lauter Schreck die Treppe herunterfällt, wenn ich ihm die Tür öffne.«
    »Keine Sorge«, beruhigt Bettina mich, »bei deinem Anblick ist das Stichwort wohl eher ›Schlafzimmer‹ als ›Schreck‹!« Das glaube ich, ehrlich gesagt, auch.
    »Vielleicht hätte ich ihn doch lieber erst fragen sollen, ob er mit mir ins Kino geht. Die Einladung nach Hause ist womöglich zu direkt.«
    »Ins Kino könnt ihr immer noch gehen. Hinterher!«
     
    Eigentlich möchte ich mich gar nicht erst über den weiteren Verlauf des Abends auslassen, nur so viel: Gegen Mitternacht liege ich angesäuselt im Bett. Alleine – bis auf die leere Flasche Chianti neben mir.
     
    ***
     
    »’n Abend! 40 Gramm Fleischwurst bitte.« Ich kann es nicht glauben. Simon steht vor mir, als wäre nichts gewesen. Hatte ich ihn vorgestern noch als besonders taktvoll beschrieben? Vergesst es! Der Typ hat doch tatsächlich die Nerven, meine Nachricht zu ignorieren und dann trotzdem noch einmal hier in der Metzgerei aufzukreuzen!
    Na gut, eine Chance gebe ich ihm noch: Er hat genau fünf Sekunden Zeit, mir zu erklären, weshalb er sich nicht bei mir gemeldet hat. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Er steht immer noch vor mir und grinst dämlich.
    »Was ist?«, fragt er.
    »Was soll schon sein?«, pampe ich zurück.
    »Na, bekomme ich nun meine Fleischwurst, oder nicht ?« Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich versucht, ihm kurz und prägnant meine Meinung über ihn im Allgemeinen und sein Verhalten (beziehungsweise sein Nichtverhalten) am gestrigen Abend im Speziellen zu erläutern. Aber ich halte mich im letzten Moment zurück. Gut, er möchte so tun, als sei nichts gewesen – das kann er haben. Was weiß ich, was für ein Problem dieser verklemmte Kerl hat, mich geht das ab sofort nichts mehr an. Besser gesagt: Gut,
    dass es mich bisher auch noch nichts angegangen ist!
    »Hier, bitte«, schnappe ich und knalle ihm ein Päckchen mit seiner dämlichen Fleischwurst auf die Theke. »Der Preis ist der gleiche«, füge ich so unfreundlich wie möglich hinzu.
    Simon blickt mich irritiert an. Aber was erwartet er denn auch? Einen Moment lang wandern seine Blicke unschlüssig zwischen mir und dem Päckchen hin und her. Dann nimmt er die Wurst, legt das Geld hin, murmelt ein »Danke« und geht.
    Das war’s dann wohl. Adios, du Flasche! Und lass dich hier bloß nie wieder blicken! Ich habe die blöde Vermutung, er wird sich daran halten.
     
    ***
     
    »In Ordnung, das war also nichts«, kommentiert Bettina die gescheiterte Expedition.
    »So könnte man das nennen«, stimme ich ihr noch immer ziemlich selbstmitleidig zu. Allein der Gedanke
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