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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren
Autoren: Paula Fabian
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gesagt, ich versinke im Linoleumboden? Nun, gerade eben bin ich in Australien angekommen! Schade, dass ich Bettina nicht habe mitnehmen und auf halber Strecke zurücklassen können!
    »Noch ein Fleischwurstfan, wie?«, fragt der junge Mann und deutet mit einer Kopfbewegung Bettina hinterher. Ich bin baff, so viel Taktgefühl ist selten. Die meisten Typen, die ich kenne, hätten sich behaglich in der Feststellung gesuhlt, dass ich offensichtlich schon etwas über sie erzählt habe. Aber dieser hier, nein, der rettete gentlemanlike die Situation.
    »Ähm, ja«, greife ich erleichtert nach dem Rettungsanker, »sie ist auch ganz versessen darauf.« Auf den Lieferservice gehe ich nicht weiter ein – er muss nicht unbedingt wissen, dass Bettina im gleichen Haus wohnt wie ich. Genau genommen muss er noch nicht einmal wissen, dass ich sie kenne. Und noch genauer genommen, muss er sie auch nicht zwingend näher kennenlernen. Wollte ich nicht sowieso irgendwann umziehen? Na ja, ich schweife mal wieder ab.
    »40 Gramm?«, frage ich, um mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Er nickt. Also mache ich ihm sein Päckchen fertig.
    »Franzi«, ruft Herr Paslewski von hinten, der in dem ganzen Chaos nun wirklich noch gefehlt hat, »denkst du an die Rouladen für Frau Havelmann?«
    »Ja«, rufe ich zurück, dabei hatte ich die Rouladen natürlich schon längst vergessen. Aber natürlich schleudert mich das plötzliche Einschreiten meines Arbeitgebers vollkommen aus meinem mühsam wiedergewonnenen Gleichgewicht.
    »Franzi«, strahlt mein Gegenüber, der meinen verwirrten Zustand offensichtlich noch nicht bemerkt hat. »Kommt das von  Franziska?«
    »Ja.«
    »Ein schöner Name.« Was sage ich dazu? Liebe Mama: Warum hast du mir eigentlich nie beigebracht, wie man möglichst elegant auf ein Kompliment reagiert?
    »Und wie heißt du?« Nicht sehr elegant! Erstens geht mich das ja eigentlich gar nichts an, zweitens habe ich ihn auch noch geduzt. Aber er lächelt immer noch freundlich.
    »Simon.« Auch ein schöner Name, aber das sage ich nicht.
    »Aha«, erwidere ich nur.
    »Also dann«, meint er.
    »Ja, also dann«, schließe ich mich an und warte darauf, dass er sich verabschiedet und geht. Er bleibt trotzdem einfach vor der Theke stehen. »Tja, also«, lächle ich schief. Ich komme mir wirklich selten dämlich vor.
    »Ja … Tja …« Er weiß offensichtlich auch nicht weiter und tritt verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Gibst du mir noch meine Wurst?«
    O Mann, es wird immer schlimmer! Aber immerhin – er duzt mich einfach zurück.
    »Ja. klar«, antworte ich schnell und reiche ihm das Päckchen.
    »Danke«, sagt Simon und legt 70 Cent auf die Theke. »Stimmt so. Tschüs.« Dann ist er wieder verschwunden.
    Simon! Klingt wirklich nett.
     
    ***
     
    Zu Hause stürme ich ohne Umwege an meiner Wohnungstür vorbei hinauf zu Bettina. Sie öffnet sofort. Das bedeutet, dass sie allein ist – kommt ja selten genug vor.
    »Hi, Franzi«, begrüßt sie mich, als wäre nichts gewesen, und deutet mit einer Geste in die gute Stube.
    »Du … du … du …«, beginne ich. Bettina steht unbeeindruckt vor mir.
    »Ich, ich, ich?«
    »Ja, du!«, wiederhole ich noch einmal. Ein guter Anfang, Franzi, aber wie geht’s weiter? »Was sollte das vorhin?«
    »Hilfestellung«, erwidert Bettina knapp.
    »Hilfestellung?« Sie nickt.
    »Ja, ich wollte mir deinen Galan einmal aus der Nähe betrachten, um mit dir einen wirkungsvollen Schlachtplan zu entwerfen.« Muss ich darauf hinweisen, dass sie das Wort wirkungsvoll besonders betonte?
    Trotzdem passiert das Unerwartete: Meine Wut verfliegt im Nu. Erwartungsvoll setze ich mich auf einen ihrer Wohnzimmersessel und meine: »Schieß los!« Zu verführerisch ist die Aussicht darauf, von Bettina innerhalb der nächsten fünf Minuten zu erfahren, wie Simon der meine werden könnte. Ich bin tatsächlich ein Mensch ohne Prinzipien.
    »Also«, beginnt Bettina, bei diesem Thema ist sie voll in ihrem Element, »so, wie ich die Sache sehe, ist er durchaus an dir interessiert.«
    »Meinst du wirklich?«, frage ich und komme mir dabei vor wie ein Teenager vorm ersten Zungenkuss.
    »Klar. So gut ist die Fleischwurst bei Paslewski nun auch nicht, dass man danach süchtig werden könnte.«
    »Jetzt mal nix gegen Paslewskis Wurst!«, entgegne ich, verstumme aber sofort, als sie mir einen strafenden Blick zuwirft. Hier geht es nicht um Berufsehre, sondern um die wahrhaft wichtigen Dinge im Leben: um Männer!
    »Auf alle
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