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1626 - Die Nymphe

1626 - Die Nymphe

Titel: 1626 - Die Nymphe
Autoren: Jason Dark
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Judy hatte immer darüber gelächelt. Es waren Märchen, Legenden.
    Nichts anderes. Eltern wollten ihre Kinder davon abhalten, die Höhle zu betreten. Aber das hatte nicht immer so geklappt, wie sie es sich vorstellten. Es gab genügend Menschen, die neugierig geworden waren - wie jetzt Judy May.
    Das Wasser des Sees lag beinahe so ruhig wie eine Spiegelfläche. Auch die letzten Wellen, die durch Judy entstanden waren, hatten sich verlaufen. Es war nichts mehr zu hören. Auch das leiseste Klatschen war verstummt.
    Sie wartete. Dabei wirkte sie wie ein Mensch, der sich noch nicht entschieden hatte, wie es weitergehen sollte. Ihr Blick war auf den Höhleneingang gerichtet. Ein Oval, dessen untere Hälfte im bläulich schimmernden Wasser verborgen lag.
    Eigentlich zum Fürchten!, dachte sie. Da fährt man nicht freiwillig hinein.
    Die Höhle ist ohne Licht. Zumindest im Hintergrund. Ich sollte umkehren.
    Es wäre für sie kein Problem gewesen. Sie tat es trotzdem nicht und kniete angespannt in ihrem Kajak. Für die hügelige Umgebung hatte sie keinen Blick mehr, nur die Öffnung zog sie an. Je länger sie hinschaute, umso mehr verstärkte sich die Neugierde.
    Sie hatte ihre Augen beim Sehen so angestrengt, dass sie die Lider schließen musste, um sie sich erholen zu lassen. Ein leichter Schauer lag auf ihrem Gesicht und den Armen. Es war nicht kalt. Das Gefühl kam von innen her. Es verunsicherte sie leicht.
    Fahren oder nicht?
    Judy May wusste nicht, wie lange sie darüber nachgedacht hatte. Tun musste sie etwas, und so gab sie sich einen Ruck, der auch nach außen hin wirkte, denn das Boot bewegte sich, sodass erste Wellen entstanden.
    Wenig später stach sie das Paddel ins Wasser. Das Ziel war klar. Sie fuhr auf den Eingang der Höhle zu. Ihre Gedanken und Vorstellungen sowie auch die Erinnerungen versuchte sie auszuschalten. Judy wollte sich durch nichts ablenken lassen. Sie war jetzt entschlossen, in die Höhle zu fahren, um dort ihre Runde zu drehen. Danach wollte sie die Höhle sofort wieder verlassen. Sie nahm sich vor, im helleren Bereich zu bleiben und nicht in die tiefe Dunkelheit vorzustoßen.
    Sie war allein, sie blieb allein. Dieser kleine See zog selbst zu dieser Jahreszeit kaum Besucher an, und nur das leise Klatschen des Wassers war zu hören, wenn sie das Paddel eintauchte.
    Judy kniete und schaute nach vorn. Der Kajak glitt fast schwebend durch das dunkel wirkende Wasser. Darin vereinigten sich die beiden Farben Blau und Grün, und es war keine Sicht in die Tiefe möglich. Was unter dem Kajak lag, blieb geheimnisvoll und verborgen.
    Der Eingang rückte näher. Noch zweimal zog sie das Paddel durch das Wasser, dann hatte sie genug Fahrt gewonnen, um in die Höhle zu gleiten.
    Sekunden später veränderte sich die Umgebung. Das Paddel hatte sie eingezogen. Sie überließ sich voll und ganz der neuen Umgebung, die so anders geworden war.
    Erste Gefühle stiegen in ihr hoch. Es kam ihr vor, als wäre sie in eine Kirche gefahren. Die Decke war mehr zu ahnen als zu sehen. Sie glitt weiterhin lautlos durch das flache Wasser, traute sich nicht mehr, das Paddel einzusetzen, und wartete darauf, dass ihr Kajak zum Stillstand kam.
    Die Umgebung veränderte sich. War es am Eingang der Höhle noch heller gewesen, so änderte sich das rasch.
    Judy glitt hinein in eine diffuse Welt.
    In ein Dämmerlicht aus grünen und grauen Farben, die sich manchmal wie Schlieren über die Oberfläche zogen.
    Es war alles anders geworden. Kein weiter Blick mehr. Die Wände engten ihre Sicht ein. Licht fiel nur durch den Eingang herein. Doch auch das war wenig später verschwunden, als hätte das dunkle Wasser es aufgesaugt.
    Eine stille, eine unnatürliche Welt, die sie umgab, und Judy fröstelte leicht. Das Paddel hatte sie quer vor sich gelegt. Sie hielt sich daran fest, denn sie brauchte einen Halt.
    Der Kajak lief aus.
    Judy May wusste nicht genau, wo sie sich befand. Sie schätzte, dass sie die Mitte der Höhle erreicht hatte, mehr wollte sie auch nicht. Ein Bekannter von ihr hatte von einer besonderen Atmosphäre gesprochen, die in der Höhle herrschen sollte. Genau das wollte sie herausfinden.
    Doch bisher hatte sich noch nichts getan.
    Judy wartete ab.
    Beim Hineinfahren in die Höhle war sie nervös gewesen. Jetzt kehrte ihre Ruhe allmählich zurück. Alles um sie herum war fremd für sie, doch daran konnte man sich gewöhnen.
    Sie schaute sich um.
    Die Rückseite der Höhle sah sie nicht. Sie war in der tiefen Dunkelheit
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