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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren
Autoren: Paula Fabian
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»bei welcher Zeitung geben wir denn nun meine Kontaktanzeige auf?«
    »Zeitung?«, fragt Bettina. »Ich denke, du hast es eilig!«
    Ich nicke. »Ja, schon.« Ich verstehe nicht ganz, was sie meint.
    »Dann komm mal mit.« Wie ein kleines Kind nimmt sie mich ans Patschehändchen und schleift mich ins Nebenzimmer. »Voilà!«, sagt Bettina und deutet auf den Computer, der auf dem Schreibtisch in der Ecke steht. Ich bin ja vielleicht etwas begriffsstutzig, aber ich habe immer noch nicht die geringste Ahnung, was das hier werden soll.
    »Ja, und?«, frage ich daher.
    »Wir nutzen die Vorteile der Technik!«, ruft Bettina begeistert aus. »Wir geben eine Anzeige im Internet auf, dann hast du morgen schon Antworten!«
    Das klingt ziemlich gut. »Und wie geht das?«
    »Ganz einfach«, erklärt Bettina, »im Netz gibt es kostenlose Kontaktbörsen.« Sie wirft den Computer an, stellt zwei Stühle vor den Tisch und weiht mich in die Geheimnisse der virtuellen Welt ein.
    »Zuerst müssen wir dir einen Codenamen geben. Es sei denn, du willst das unter deinem echten Namen machen.«
    »Um Gottes willen, bloß das nicht!«
    »Gut, dann nennen wir dich mal … HotGirl!«
    »Ähm, muss das sein?«
    Bettina nickt energisch. »Natürlich muss das sein, soll sich doch nach was anhören!«
    »Ja schon. Die Frage ist nur, wonach es sich anhören soll.« Aber Bettina duldet keinen Widerspruch; also werde ich die peinliche Tatsache, dass ich mal unter dem Namen HotGirl eine Kontaktanzeige aufgegeben habe, in meine Biographie aufnehmen müssen. Hoffentlich werde ich nie so berühmt, dass ich mal meine Memoiren schreiben muss. Das hier würde ich auf alle Fälle unter den Tisch fallen lassen!
    Bettina klickt hektisch mit der Mouse hin und her, bis wir schließlich meine Anzeige aufgeben können.
    »Schieß los«, sagt sie, »was willst du schreiben?«
    »Hm, mal überlegen … Wie wäre es denn mit: Nette, junge Frau, 28, sucht intelligenten Mann, mit dem man Pferde –«
    »Quatsch«, fällt Bettina mir ins Wort, »wen willst du denn damit anlocken? Ich denke, du suchst einen tollen Typen! So wird das nichts!«
    »Hast du eine bessere Idee?«, erwidere ich beleidigt.
    »Ich glaube schon«, antwortet Bettina und beginnt zu tippen. Zehn Minuten später ist sie fertig und bewundert stolz ihr Werk. Als ich den Text lese, falle ich fast vom Stuhl.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Absolut!«, strahlt Bettina. »Mit diesem Text bringst du die Männer zur Raserei.« Das befürchte ich allerdings auch. Bevor ich noch etwas sagen kann, schickt Bettina den Text ab.
    »Jetzt kann ihn gleich jeder lesen.«
    »O Gott, o Gott!«
    »Bleib ruhig und vertrau mir!«
    In Ordnung, ich bin ganz ruhig. »Und was passiert als Nächstes?« »Die Männer, die dich kennenlernen wollen, schicken dir eine eMail, und du hast dann die freie Auswahl.«
    »Eine eMail?«
    »Ja, ich zeig’s dir.« Bettina öffnet ein Fenster, das mit »Meine Post« überschrieben ist. »Hier siehst du ein paar der Briefe, die ich geschrieben bekommen habe.« Ich lasse meinen Blick über die Namen der Absender gleiten. Plötzlich bleibt mein Blick hängen – da steht doch ein Ali!
    »Ich denke, Ali hast du im Supermarkt kennengelernt!« Langsam dämmert mir, wo die Kirsch(e) ihren Männernachschub herbekommt. Sie lächelt mich unschuldig an.
    »Hab ich das gesagt?«
    »Ja.«
    »Da hab ich wohl was durcheinandergebracht.« So ist das also! Bettina verbringt ihre Nächte nicht in aufregenden Nachtclubs, wo sie die tollsten Männer kennenlernt, sondern zu Hause vorm Computer! Und trotzdem gibt mir das Hoffnung. Schließlich ist Bettina der lebende Beweis dafür, dass die Sache mit der Internet-Anzeige Erfolg verspricht.
    »So«, wechselt Bettina das Thema, »deine Anzeige müsste veröffentlicht sein.« Wieder eine paar Mouseklicks, schon sehen wir meinen Text.
     
    Männer im Saft
    Leckere Knackwurst (28, w.) sucht heißen Satansbraten, der weiß, was er mit seinem strammen Max so alles anstellen kann. Wenn Du scharf bist wie eine Salami, saftig wie ein Rumpsteak und das Leben eher »well done« als »medium« magst, dann schreibt mir mit Deiner Telefonnummer.
     
    Na, wenn das mal nicht böse endet! Bloß gut, dass keiner weiß, von wem die Anzeige stammt – ich könnte sonst fortan mit einer Papiertüte über dem Kopf durch die Gegend rennen …

4
Männer im Saft
     
    Bereits um zehn Uhr morgens steht Bettina am Sonntag bei mir auf der Matte.
    »Franzi«, posaunt sie mir entgegen,
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