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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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1. KAPITEL
    New York City
Dienstag, 22. April 1902
17 Uhr
    Der Tatort bot wahrhaftig ein Bild des Schreckens.
    Francesca Cahill fröstelte, während ihr Blick auf der Toten ruhte. Das Opfer war nur in Korsett, Unterhemd und Schlüpfer gekleidet, und es lag in einer Blutlache, die die gleiche dunkelrote Farbe hatte wie ihr Haar. Eine Gänsehaut lief Francesca über den Rücken, die nichts mit den Temperaturen an diesem Tag zu tun hatte, war es draußen doch warm und sonnig – so wie es an einem perfekten Frühlingstag sein sollte.
    Dass Frühling war, konnte man diesem Quartier jedoch nicht anmerken. Das Apartment entlang dem Bahndamm, in das Francesca so forsch geeilt war, bestand aus einem einzelnen schmalen, langen Zimmer. An jedem Ende fand sich ein Fenster, durch das Licht in den Raum fiel. Ein Backsteingebäude, das nur ein paar Schritt hinter diesem Haus errichtet worden war, verhinderte aber, dass es in der Wohnung je richtig hell werden konnte. Am gegenüberliegenden Ende des Zimmers befand sich das Bett, auf dem das Opfer lag.
    Francesca stand in der Tür, hinter ihr der dunkle, muffige Hausflur. Vieles hier sprach dafür, dass das Opfer sein von Armut geprägtes Leben dennoch genossen hatte. Es gab ein kleines Sofa, dessen bräunlicher Bezug zerschlissen und stellenweise aufgerissen war. Auf dem ausgeblichenen Läufer stand ein Kübel mit Wasser, was vermuten ließ, dass sich das Opfer vor dem Zubettgehen noch die Füße darin gewaschen hatte. Dort, wo der Wohnbereich in so etwas wie das Esszimmer überging, standen ein klappriger quadratischer Tisch und zwei gleichermaßen ramponierte Stühle. Bei einem von ihnen warein Bein mit einem Stück Schnur notdürftig repariert worden. Im Küchenbereich sah sie eine Arbeitsplatte aus Holz, auf der ein paar Teller und einige Küchenutensilien ihren Platz hatten. Daneben befand sich der Herd, der mit Holz geheizt wurde, außerdem ein Spülbecken, in dem eine Kanne und etwas Geschirr standen.
    Als Francesca in die andere Richtung blickte, entdeckte sie einen Absperrbock der Polizei mit einem Schild, das jedem Unbefugten den Zutritt untersagte.
    Neben der Toten stand ein stämmiger Mann von mittlerer Größe; sein Tweedanzug war stellenweise abgewetzt. Francesca erkannte den Mann auf Anhieb und räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen, bevor sie einige Schritte nach vorn machte. Ihr marineblauer Rock umwehte dabei ihre Beine; ein paar blonde Haarsträhnen hatten sich unter dem kleinen marineblauen Hut gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Sie trug Handschuhe und hielt eine Handtasche fest an sich gedrückt.
    Abrupt drehte der Mann sich um. „Miss Cahill!“, rief er. Sie in diesem Apartment anzutreffen, überraschte ihn sichtlich.
    Sie lächelte ihn warmherzig an und war fest entschlossen, sich nicht von der Grausamkeit der Tat abschrecken zu lassen, auch wenn das hier nicht ihr Fall war. Schließlich gab es keinen Klienten, der ihr den Auftrag erteilt hatte, diesen Mord zu untersuchen. „Guten Tag, Inspector Newman.“ Sie warf der Toten erneut einen Blick zu. Aus der Nähe betrachtet schätzte sie diese hübsche Frau etwa auf Anfang zwanzig. Newman hatte ihr die Augen geschlossen.
    Er kam ihr einige Schritte entgegen. Ein dünner Film aus Schweißperlen stand auf seinem geröteten Gesicht, als er fragte: „Sind Sie auf den Fall angesetzt, Miss Cahill? Ist der Commissioner auch hier?“
    Ihr Herz machte unwillkürlich einen Satz, als sie die Frage hörte. Sie hatte den Police Commissioner seit Wochen nicht mehr gesehen, sah man von den gelegentlichen Begegnungen im Bellevue Hospital ab, in dem sie seine Frau häufiger besucht hatte. „Tut mir leid, aber ich bin allein. Sieht das nach der Handschrift des Schlitzers aus?“, wollte sie wissen, während ihr Blick zum Opfer zurückkehrte, als sei sie eine Motte, die sich unablässig zur Flamme einer brennenden Kerze hingezogen fühlte.
    Newman blinzelte sie an. „Es war ein Schnitt in den Hals, Miss Cahill, ähnlich wie bei den ersten beiden Opfern auch. Aber in diesem Fall haben wir es nun mit einer Toten zu tun. Für mich sieht es nach dem gleichen Täter aus, aber sicher können wir uns erst sein, wenn der Gerichtsmediziner den Leichnam untersucht hat.“
    Francesca nickte und machte eine ernste Miene, während ihr Blick kurz auf Newman verweilte. Wenn man den Zeitungen glauben durfte – Francesca wusste nur zu gut, dass man genau das nicht immer tun konnte –, liefen die Attacken alle nach dem

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