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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Autoren: Brenda Joyce
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nach ihm. Ihr war bekannt, wie sehr ihm der Zustand seiner Frau zu schaffen machte. Mit einemMal wollte sie mit ihm nicht mehr über Margaret Cooper reden, sondern über ihn, über seine Frau und über die beiden Pflegekinder, die sie hatten. Sie wollte seine Hand nehmen und ihm irgendwie helfen.
    Doch stattdessen sagte sie mit einem kühlen Unterton: „Ich bin Isaacson vom Tribune begegnet.“ Dann versuchte sie, ihn anzulächeln, doch es kam ihr eher so vor, als würde sie eine Grimasse schneiden. Er sah sie nur weiter eindringlich an. Die Angst wurde stärker und veranlasste sie, ihre Handtasche noch fester mit beiden Händen zu umklammern. „Er muss im Präsidium gewesen sein, als die Meldung hereinkam. Als er mir sagte, es handele sich vielleicht um den Schlitzer und das Opfer sei in einem Haus an der Ecke zehnte Straße und Avenue A gefunden worden, da musste ich einfach herkommen. Maggie und ihre Kinder wohnen nur zwei Häuser weiter, Bragg“, sagte sie mit ernster Stimme.
    „Ja, ich weiß“, entgegnete er, und sein Ausdruck wurde etwas sanfter. „Ich war auch um sie besorgt.“ Er zögerte und sah sie weiter aufmerksam an. Dabei fiel ihm auf, wie verkrampft sie ihre Handtasche festhielt.
    Wieder lächelte sie ihn an, doch er erwiderte ihr Lächeln nicht. Ihm gegenüberzustehen, machte sie momentan nur verlegen. Was sollte sie tun oder sagen? Waren sie immer noch Freunde? Oder hasste er sie? Hatte er ihr vergeben, dass sie mit dem Mann verlobt war, den er von ganzem Herzen verachtete? Hatte er sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie eines Tages Hart heiraten würde? Ihr selbst zumindest war inzwischen – wenn auch nach langen inneren Kämpfen – klar geworden, dass Bragg an die Seite seiner Frau gehörte.
    Am liebsten hätte Francesca ihm in diesem Moment all ihre Fragen gestellt, doch sie wagte es nicht. Es wäre egoistisch von ihr, das zu tun. Aber bei Gott, es gab keinen anderen Menschen, den sie mehr bewunderte, keinen Mann, dergroßmütiger, entschlossener und ehrbarer war als Rick Bragg. Er war zum neuen Police Commissioner ernannt worden und hatte zugleich den Auftrag erhalten, das berüchtigte Police Department der Stadt neu zu strukturieren, um der dort herrschenden Korruption Herr zu werden. Aber dieser Auftrag kam einem Kampf gegen Windmühlen gleich. Er hatte einige Polizisten gefeuert, neue eingestellt, ganze Einheiten anders zusammengestellt, doch jeder winzige Fortschritt wurde für einen hohen Preis errungen. Die Presse verfolgte jeden seiner Schritte, die Geistlichkeit und die Reformbewegung forderten von ihm, noch mehr zu tun, während die Politiker das genaue Gegenteil anstrebten. Tammany Hall hatte die letzte Wahl verloren, regierte aber nach wie vor den größten Teil der Stadt. Er musste sich gegen Platts politische Organisation behaupten, doch der von den Reformern gewählte Bürgermeister stärkte ihm nicht immer den Rücken, da er fürchtete, im Lager der Arbeiterschaft Stimmen einzubüßen. Eine neue Wahl stand unmittelbar bevor, und Bürgermeister Low wollte sie nicht verlieren.
    Für Bragg hieß das, dass er seinen Kampf ganz auf sich gestellt austragen musste.
    Francesca wusste, er würde niemals aufgeben.
    Und zu alledem kam, dass seine Frau im Krankenhaus lag, seit sie in einen tragischen Unfall mit einer Kutsche verwickelt worden war. „Ich hörte, Leigh Anne soll bald wieder nach Hause kommen“, sagte sie auf einmal und griff ohne nachzudenken nach seiner Hand. Er zuckte zusammen, als sich ihre Finger um seine schlossen. Als ihr bewusst wurde, was sie da tat, ließ sie ihn rasch wieder los.
    „Ja, das stimmt. Sie werden sie schon morgen entlassen.“ Er mied ihren Blick.
    Francesca kannte ihn so gut – zumindest hatte sie ihn gut gekannt. Jetzt dagegen vermochte sie nicht zu sagen, ob er sichaus Trauer oder aus Schuld von ihr abwandte. „Gott sei Dank, dass sie innerhalb weniger Tage das Bewusstsein wiedererlangt hat“, flüsterte Francesca, der ein leichter Stich durchs Herz ging. Warum konnte sie ihn nicht einfach in die Arme nehmen und ihn an sich drücken? Er musste von jemandem getröstet werden, daran gab es keinen Zweifel. Auch wenn sie mit einem anderen Mann verlobt war, würde sie Rick doch für alle Zeit lieben.
    Er blickte finster drein und sprach kein Wort.
    „Ist die Prognose unverändert die gleiche?“, wollte sie wissen. Mehrere Male war sie ins Krankenhaus gegangen, doch sie hatte das Krankenzimmer nie betreten, sondern nur die Braggs kommen
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