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Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok

Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok

Titel: Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
Autoren: Katie MacAlister
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1
     
    „Kobolde?“
    Ich stutzte
angesichts der völlig unerwarteten Frage. „Wie bitte?“
    „Kobolde?
Sie sind von der Koboldbekämpfung, ja?“ Die Frau, die mir die Tür zu dem noblen
cremefarbenen Stadthaus öffnete, sah eigentlich überhaupt nicht verrückt aus,
aber wie oft wurde man schon mit der Frage begrüßt, ob man zur Bekämpfung von
Kobolden gekommen sei?
    Vielleicht
bildete ich mir aber auch nur ein, sie habe von Kobolden geredet. Immerhin war
es sehr gut möglich, dass der Jetlag, der mich in London ereilt hatte, meinem
Gehirn immer noch zusetzte. Entweder das, oder die Frau hatte ein tschechisches
Wort benutzt, das nur so ähnlich klang wie „Kobolde“.
    Ich
schüttelte den Kopf, um die verwirrenden Gedanken loszuwerden, lächelte tapfer,
wenn auch ein wenig schief, und sagte langsam: „Guten Abend. Mein Name ist Nell
Harris. Ich bin mit Mrs. Banacek verabredet.“
    „Dr. Harris?“,
rief eine andere Frau und kam an die Tür. „Ich freue mich sehr, Sie endlich
persönlich kennenzulernen! Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug! Bitte
entschuldigen Sie die Verwechslung - wir sind von einer wahren Koboldplage
heimgesucht worden, und die arme Gertrud ist mit ihrer Weisheit am Ende.“
    Die
samtweiche Stimme und die kultivierte Sprechweise - mit einem ganz leichten
slawischen Akzent - passten perfekt zum Erscheinungsbild der Dame. Ich löste
meinen Blick von der Frau, die mir geöffnet hatte (klein, stämmig, stahlgraues
Haar und eine derart strenge Miene, dass ich Mitleid mit den Kobolden bekam -
wer oder was auch immer das sein mochte), und richtete meine Aufmerksamkeit auf
das elegante Geschöpf, das durch den mit Marmor ausgelegten Flur auf mich zuschwebte.
    Melissande
Banacek war nicht nur die schönste Frau, die ich je gesehen hatte, sondern nach
ihrem luxuriösen Zuhause, der teuren Adresse im Herzen von Prag und ihrem
überaus edlen Hausanzug aus purpurroter und persimonen-farbener Seide zu
urteilen auch eine recht wohlhabende Zeitgenossin.
    Wohlhabend
genug jedenfalls, um scheinbar aus einer Laune heraus eine bettelarme
Universitätsdozentin für Mittelalterliche Geschichte von Seattle in die
Tschechische Republik einfliegen zu lassen.
    „Kobolde“,
sagte ich perplex. Mit meinem gesunden Arm drückte ich meine Tasche (von der
ein Bügel abgerissen war) an meine Brust (eingezwängt in einen BH, der bis an
die Grenzen seiner Belastbarkeit gedehnt war, um seinen allzu üppigen Inhalt
fassen zu können) und wünschte wohl zum zehnten Mal, ich hätte meiner Neugier
nicht nachgegeben (die mich noch in ernste Schwierigkeiten bringen würde).
    „Ja! Wissen
Sie vielleicht, wie man sie loswird?“, fragte Melissande und entzog ihre Hand
behutsam meinem starren Griff.
    „Wir haben schon
alles versucht, von Schwalbendreck bis Drachenwurz, aber leider ohne Erfolg! Da
man der Plage offenbar nicht mit solchen Hausmitteln beikommen kann, haben wir
die Koboldfänger bestellt. Kommen Sie, nach der langen Reise sind Sie bestimmt
erschöpft. Kaffee oder Tee?“
    „Kaffee,
bitte“, sagte ich benommen. Das wurde ja immer doller! War ganz Prag mit einem
Schlag verrückt geworden und ich wusste nichts davon? Oder war ich doch müder,
als ich dachte?
    „Und, kennen
Sie ein gutes Mittel gegen Kobolde?“ Melissande wandelte graziösen Schrittes zu
einer cremefarbenen Couch, die perfekt zu dem cremefarbenen Teppich und den
ebenfalls cremefarbenen Satintapeten passte.
    Ich ließ
mich vorsichtig auf das Zweiersofa sinken und fühlte mich augenblicklich wie
eingebettet in einen schützenden Kokon.
    „Ich weiß
nicht einmal, was Kobolde überhaupt sind. Sie... Sie scherzen doch nicht, oder?“
    Das Gefühl,
von dem weichen Sofa umfangen zu werden, vertrieb die vage Verwirrung, die mich
beim Betreten des Hauses erfasst hatte.
    Melissande
neigte den Kopf und sah mich nachdenklich an. Ihr silberblondes Haar fiel wie
ein Seidenvorhang über ihre Wangen. „Wie dumm von mir! Ich habe doch Ihre Akte
gelesen und hätte daran denken müssen, dass Sie sich in unserer Welt nicht
auskennen, obwohl Sie eine von uns sind.“
    Mir
sträubten sich die Nackenhaare. Ich hatte weder einen Jetlag, noch war ich
verwirrt. Die Frau, die mir gegenüber saß und eigentlich für die kommenden zwei
Wochen meine Arbeitgeberin sein sollte, war eindeutig nicht ganz bei Trost. Es
war zwar eine herbe Enttäuschung für mich, wenn ich den unter Mediävisten viel
diskutierten, aber bislang unentdeckten Brustpanzer Milans nun doch nicht
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