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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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Wunsch an die Kellnerin weiter. Wir plauderten ein wenig übers Geschäft. Rudi Rembrandt ist Steuerberater, ziemlich erfolgreich, vierzig Jahre alt und eingefleischter Junggeselle. Er ist nicht besonders groß, dafür aber sehr wortgewandt und dynamisch. Sein Gesicht erinnert ein wenig an das einer traurigen Bulldogge, außerdem hat er einen kleinen Bauchansatz. An diesem Tag trug er schwarze Stoffhosen, einen wild gemusterten Pullover und eine kurze Lederjacke, wie sie einmal vor vierzig Jahren modern gewesen war. Rudi hat überhaupt gar keinen Geschmack, er sieht fast immer so aus, als sei er einem Film aus den siebziger Jahren entsprungen. Rudis größte Macke ist sein Geiz, aber vielleicht müssen Steuerberater so sein. Ich konnte ihn einmal beobachten, wie er zwei Glückscent von einem Werbeprospekt abkratzte, um sie in sein Sparschwein zu stecken. Ansonsten ist er ein feiner Kerl, mit dem man viel Spaß haben kann.
    Rudi wollte unbedingt ins „Aphrodite“, da er Lust auf eine Frau hatte, aber keine Ambitionen, sich um eine zu bemühen. Als die Rechnung in der „Mausefalle“ bezahlt werden musste, verschwand er vorsorglich für „kleine Königstiger“, so dass ich diese Pflicht übernehmen durfte. Das „Aphrodite“ ist ein Etablissement am Rande von Kiel, in dem nur Männer mit Kohle verkehren. An der Bar saßen zwei Mädels. Die eine hatte lange blonde Haare und trug silberne kurze Hosen und dazu einen schwarzen Spitzen-BH. Die andere hatte kurze rotblonde Haare. Sie trug einen engen schwarzen Lackrock mit einem durchsichtigen Top und hatte ihre langen Beine übereinander geschlagen. Wie schon so oft fragte ich mich, warum so toll aussehende Frauen als Nutten arbeiteten. Wir gesellten uns zu den Damen, und Rudi bestellte eine Flasche Hausmarke-Sekt. Er hatte bereits den Arm um die Schulter der Blondine gelegt und betrachtete interessiert ihre Oberweite, die wirklich beachtlich war. Rudi hatte augenscheinlich Druck und wollte ohne große Umschweife zur Sache kommen. Nach einigen Minuten verzog er sich mit der Frau in eines der Zimmer im oberen Stockwerk. Die Dame neben mir nippte an ihrem Sektglas. „Wie heißt du?“, fragte ich sie. „Nenn mich einfach Nadja“, erwiderte sie grinsend. Wir plauderten angeregt, lachten und schlürften jede Menge Hausmarke-Sekt. Ich fühlte mich angenehm entspannt und bekam einen Steifen. Nadja legte ihre Hand ganz sanft auf meine Wölbung und sagte: „Komm, lass uns gehen!“
    Was dann passierte, entzieht sich, zumindest was den chronologischen Ablauf anbelangt, meiner Kenntnis. Mir war auf einmal unheimlich schwindelig. Hatten die Mädels vielleicht irgendetwas in den Sekt geschüttet? Nadja führte mich in ein Zimmer, stieß mich sanft auf ein großes, rundes Bett, und begann, mich zu entkleiden. Dann zog sie sich aus. Ihr Körper wurde von Spiegeln reflektiert, die sich an der Decke und den Wänden befanden. Dies alles versetzte mich in eine Art Sinnesrausch: Ich sah nur noch ihre steil aufgerichteten Brustwarzen, ihren schmalen Hintern und ihre muskulösen, fast knabenhaften Beine. Sie kam zu mir auf das Bett und wollte mir ein Kondom überstülpen. Ich war unheimlich geil, aber trotzdem verweigerte mein bester Freund seine Dienste. „Oh!“, entfuhr es Nadja. „Was ist denn mit dir los?“
    Ich drehte mich zu dem Nachtschränkchen neben dem Bett um und fingerte mir eine Zigarette aus der Schachtel, die dort lag. „Passiert dir das öfter?“, fragte ich sie cool. Nadja zog ihre Augenbrauen fragend hoch, sagte aber nichts. Sie sprang aus dem Bett, zog sich einen schwarzen, bestickten Kimono über und wandte sich zum Gehen: „Ich bin gleich wieder da! Vielleicht können wir dann ja weitermachen, wo wir aufgehört haben“, sagte sie, und ihre Stimme klang spöttisch. Doofe Nutte, dachte ich, und rauchte meine Zigarette auf dem Rücken liegend zu Ende. Dann muss ich eingeschlafen sein. Ich wachte mit hämmernden Kopfschmerzen und wie benebelt auf. In diesem Moment steckte Rudi sein trauriges Bulldoggengesicht durch die Tür: „Na Alter, viel Spaß gehabt?“, hörte ich ihn sagen. Ich richtete mich auf, blickte mich im Zimmer um und wollte zur Erwiderung ansetzen, aber meine Zunge klebte am Gaumen. Ich brachte keinen Ton heraus. Meine Bettgenossin war verschwunden. Allmählich kehrten meine Lebensgeister zurück. Ich zog mich an und ging die Treppe hinunter. Rudi wartete bereits auf mich: „Lass uns mal bezahlen und gehen, es ist schon spät“, sagte er. An
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