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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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in der Leitung, meine Mutter hatte aufgelegt. Ich zündete mir noch eine Zigarette an und trank den restlichen Cognac. Der Alkohol benebelte angenehm meine Sinne. Ich rief Susi an und sagte ihr, dass ich bald kommen würde. Dann ging ich in das Zimmer nebenan und stellte das Kopiergerät aus. Bevor ich das Büro verließ, ging ich noch in die Toilette, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Ich strich meine Haare mit etwas Wasser zurück und rieb mein Kinn. Obwohl ich schon 33 Jahre alt war, sah ich noch sehr jungendlich aus, fand ich. Da ich mich an dem Morgen nicht rasiert hatte, spürte ich die Stoppeln unter meinen Fingern. Eigentlich stand mir der leichte Bartansatz gar nicht schlecht, er gab mir ein verwegenes Aussehen. Im Flur nahm ich meinen Trenchcoat von der Garderobe, löschte das Licht und schloss die Büroräume ab. Draußen wehte ein starker Südostwind, und es regnete in Strömen. Ich klappte den Kragen meines Mantels hoch, denn es waren noch ein paar Meter zu meinem Auto. Mein kleiner Augapfel, mein schwarzer Neunhundertelfer, glänzte nass im Licht der Straßenlaternen wie ein durchgeschwitztes Rennpferd kurz vor dem Start. Der dumpfe Klang des Motors erfreute mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin kein Mensch, der auf Statussymbole und Prestige Wert legt, aber dieser Wagen gibt mir doch das Gefühl von Sicherheit und Überlegenheit im Straßenverkehr. Eigentlich macht es mir mehr Spaß, mit dem Porsche langsam zu fahren. Die Gewissheit, jederzeit durch eine kleine Bewegung des Fußes beschleunigen zu können, ist fast schöner als die Beschleunigung selbst.
    Susi wohnt in der Theodor-Storm-Straße, nicht weit von meinem Büro entfernt. Aber in Kiel ist ja eigentlich alles nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Es war kurz vor acht, und um diese Zeit gab es natürlich weit und breit keinen Parkplatz. Nachdem ich zweimal erfolglos um den Häuserblock gefahren war, stellte ich mein Auto in zweiter Reihe ab. Susi war damit beschäftigt, das Abendessen vorzubereiten.
    „Hi, Schatz!“, begrüßte ich sie. „Was gibt es zu essen?“
    „Ich hab einen Salat gemacht, und dazu gibt es ein Steak. Wie war dein Tag?“
    „Anstrengend. Ich ziehe mir mal schnell was anderes an, okay?“
    Im Schlafzimmer riss ich mir den Anzug vom Leib, ich war froh, ihn loszuwerden. Ich zog mir eine Jeans und ein Sweatshirt über. Dann ging ich in die Küche zum Kühlschrank und holte mir ein Bier heraus, setzte mich aufs Sofa im Wohnzimmer und schaltete per Fernbedienung die Glotze an. Ich bekam gerade noch die Acht-Uhr-Nachrichten mit. Susi brachte mir mein Essen und setzte sich neben mich. Wir aßen schweigend. Ich hatte Susi an einem Sonntag im „Rosa Lämmchen“ kennen gelernt. Sonntags war dort Friseurinnen- und Arzthelferinnentag. Natürlich hieß der Tag nicht offiziell so, aber es war doch allgemein in der Männerwelt bekannt, dass Friseusen und Arzthelferinnen fast alle am Montag frei hatten, daher sonntags ausgingen und eine leicht zu ergreifende Beute abgaben. Ich hatte zunächst ihre weniger hübsche Freundin angebaggert, was natürlich ihren Stolz verletzt und sie gleichzeitig herausgefordert hatte. Susi ist eine Frau, auf die viele Männer abfahren: klein, zierlich, mit langen blonden Haaren sowie einem niedlichen Püppchengesicht und daher ziemlich arrogant. Solche Frauen direkt anzumachen, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Der Trick, die weniger gut aussehende Frau zu umwerben, führt jedoch in den meisten Fällen zum Ziel. Hübsche oder schöne Frauen trifft man, wenn sie nicht gerade mit einem Mann unterwegs sind, meistens in Begleitung eines hässlichen Entleins. Wahrscheinlich suchen sie sich instinktiv eine Freundin aus, die keine Konkurrenz darstellt und gleichzeitig das eigene Aussehen unterstreicht. Nach dem Motto: Je größer der Schatten, desto heller erstrahlt das Licht. Auch an diesem Tag hatte ich mit meiner Strategie Erfolg gehabt. Nach kurzer Gegenwehr in meinem Auto hatte sie mich mit in ihre Wohnung und ihr von Plüschtieren umzingeltes Bett genommen. Seitdem waren sechs Monate vergangen. Sie war noch nicht zu mir gezogen, wir sahen uns aber jeden Tag. Sie kochte für mich, wusch meine Wäsche und war immer dann bereit zum Sex, wenn ich es wollte. Mit anderen Worten: Die ideale Beziehung.

2. Kapitel
     

     
    Am nächsten Morgen hatte ich glänzende Laune. Nichts ist positiver für den Körper und das Gemüt, als regelmäßiger Geschlechtsverkehr. Die Horoskop-Tante aus dem Radio erzählte
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