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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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der Kasse saß ein schmieriger Typ, der einen fleckigen Arbeitskittel trug. Rudi bezahlte mit einem Scheck. Als ich an der Reihe war, grinste der Typ verschlagen. Ich hatte den Eindruck, als wisse er ganz genau, was oben passiert beziehungsweise eben nicht passiert war. „Einmal Zimmerservice und vier Flaschen Hausmarke-Sekt – macht 950 Euro!“, sagte er und hielt mir seine schmutzige Hand entgegen. Ich hatte keine Lust, wegen dieser saftigen Rechnung mit ihm zu diskutieren. Also legte ich meine goldene Eurokarte auf den Tisch.

3. Kapitel
     

     
    Am nächsten Tag war ich mit Rudi, Alfred und Heinzi zum Tennis in unserem Club verabredet. Wir spielen jeden Donnerstag von neun bis elf Doppel. Ich hatte noch bis acht Uhr im Büro zu tun gehabt, dann war ich schnell nach Hause gehetzt, hatte die Tennistasche gepackt, mich umgezogen und beide Tennisschläger unter den Arm geklemmt. Kurz vor neun Uhr traf ich in der Tennishalle ein. Meine Partner warteten schon ungeduldig auf mich. Wir machten uns auf den Weg zu unserem Platz, auf dem sich gerade ein Ehepaar ein Match lieferte. Er sah aus wie ein typischer Lehrer mit Vollbart, Brille und pseudo-intellektuellem Gesichtsausdruck. Seine Frau war etwas übergewichtig und hatte ein knallrotes Gesicht, da ihr Gatte sie gnadenlos von einer Ecke in die andere hetzte, um ihr schließlich mit einem gut platzierten und unerreichbaren Volley kurz hinters Netz den Rest zu geben. Es war eine Minute vor neun, aber unser Erscheinen übte auf die beiden gleich psychischen Druck aus, so dass sie ihr Spiel abbrachen und zur Bank gingen. Nachdem wir uns eingespielt hatten, lagen Rudi und ich im ersten Satz vier zu zwei vorne. Alfred trug einen Knieverband, angeblich hatte er eine Bänderdehnung, aber ich hielt seine Verletzung für einen psychologischen Schachzug. Denn immer, wenn er und Heinzi in Bedrängnis gerieten, fing er an, sein vermeintlich verletztes Bein hinter sich herzuziehen. Nichts demoralisiert mehr als ein verletzter Gegner, der mit schmerzverzerrtem Gesicht dem gelben Filzball hinterher hechtet. Ich ließ mich aber von seinem Schauspiel diesmal nicht beeindrucken, sondern schlug jeden Ball so gut ich konnte. Auch Rudi gab alles, was seine kurzen Dackelbeine hergaben. In seiner Jugend hatte Rudi Fußball gespielt, ich glaube sogar in der Verbandsliga, und dies kam ihm jetzt beim Tennis zugute. Er verfügte über einen enormen Antritt, außerdem reagierte er auf jeden Ball in Bruchteilen von Sekunden, vor allem am Netz. Dies hatte ihm in Tenniskreisen den Spitznamen „die schnellste Maus von Mexiko“ eingebracht. Den ersten Satz gewannen Rudi und ich mit sechs zu vier. Im zweiten Satz gingen Alfred und Heinzi in Führung. Die beiden passen spielerisch gut zusammen, da beide ungefähr gleich groß sind. Auch sonst sehen sich beide ziemlich ähnlich, denn beide haben dunkelbraune kurze Haare und tragen eine Brille. Das Augengestell von Alfred ist allerdings modischer, er hat eine sportliche Porschebrille mit leicht getönten Gläsern auf der Nase, während Heinzi ein Kassenmodell mit normalem Metallrahmen trägt. Die beiden üben zudem völlig unterschiedliche Berufe aus. Alfred ist Geschäftsführer in einer Firma, die Bohrmaschinen, Kreissägen und Schleifmaschinen herstellt, während Heinzi Oberstudienrat am Gymnasium ist. Alfreds Bänderdehnung schien sich im zweiten Satz nicht mehr bemerkbar zu machen. Rudi hatte Aufschlag, und es stand zwei zu vier, fünfzehn, vierzig, als zwei junge Frauen den Platz neben uns betraten. Sie tuschelten, als sie ihre Jacken auszogen, ihre Schläger auspackten und den Klang ihrer Saiten mit ihren Handflächen überprüften. Beide Frauen trugen kurze Tennisröcke und eng anliegende Hemdchen. Die eine von ihnen hatte eine ganz ordentliche Vorhand. Die andere spielte zwar technisch nicht so gut, war dafür aber flinker auf den Beinen. Diese Tennismäuse machten mich total verrückt. Ihre Brüste, die durch die körperliche Anstrengung vibrierten, ihre Beine und ihre Slips, die ich immer dann erspähen konnte, wenn sie sich bückten, um einen Ball aufzuheben. Immer wieder musste ich auf den anderen Platz hinüberäugen. Ich spielte unkonzentriert, und der Schweiß rann mir die Stirn hinunter. Ich stand am Netz, wollte einen Volley mit der Rückhand nehmen, als mein Fuß auf dem grünen Teppichboden kleben blieb. Ich stolperte, versuchte mich mit der rechten Hand abzustützen, aber da spürte ich auch schon den Schmerz, als ob jemand
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