Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung
Autoren: Michaela Thewes
Vom Netzwerk:
sicherlich irgendwann selbst beichten.
    »Wie geht es Christopher, Finn und Lukas?«, wechselte Nina das Thema. Ihre Stimme klang besorgt. »Ist mit ihnen alles in Ordnung?«
    »Alles okay. Aber sie haben furchtbare Sehnsucht nach dir.«
    »Ehrlich?«, fragte Nina ungläubig, während sie versuchte, in dem engen Schrank eine bequemere Position zu finden. »Oder fehlt ihnen bloß jemand, den sie piesacken können?«
    »Du darfst den Kindern nicht böse sein. Erika hat sie gegen dich aufgehetzt. Sie hat ihnen weisgemacht, du hättest Daniel nur geheiratet, um ihn ganz für dich allein zu haben.«
    »Das ist ja wohl der Gipfel.« Bislang hatten wir geflüstert, doch nun wurde Ninas Stimme vor lauter Ärger immer lauter. »Na warte, diese alte Giftspritze kauf ich mir.«
    »Ach, lass mal«, sagte ich und fächelte mir mit der Hand etwas Luft zu. »Ich glaube, sie wird sich in Zukunft zusammenreißen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr ...« Nina stieß einen kleinen Seufzer aus. »Hoffentlich wird alles gut. Du glaubst ja gar nicht, wie ich Daniel und die Jungs vermisst habe.«
    Schwer zu sagen, ob es die Freude über das Wiedersehen oder Tränen der Erleichterung waren, die Ninas Augen feucht glänzen ließen. Vielleicht war es aber auch das erste Anzeichen eines Kreislaufkollapses.
    »So, jetzt aber nichts wie raus hier!«
    Ich stieß die Schranktür auf und sog gierig die frische Luft ein. Aaaah, tat das gut! In diesem Moment kam Felix, einer von Christophers Freunden, in die Diele geschlendert. Er steuerte zielstrebig die Gästetoilette an. Als er uns entdeckte, blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Felix war schon oft zum Fußballspielen hier gewesen und war mir immer durch seine große Klappe aufgefallen. Der Anblick von zwei Frauen, die dem Wandschrank entstiegen, verschlug ihm aber offenbar die Sprache. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er uns an.
    Ich zwinkerte ihm zu. »Frauen lieben begehbare Kleiderschränke. Merk dir das für später.«
    Felix nickte eingeschüchtert. Plötzlich hatte er es verdammt eilig, auf die Toilette zu kommen.
    Nicht nur Felix machte ein Gesicht, als hätte er eine Erscheinung. Auch Daniel, Christopher und die Zwillinge konnten ihren Augen offenbar kaum trauen, als Nina an meiner Seite auf die Terrasse hinaustrat.
    Christopher war der Erste, der aus seiner Erstarrung erwachte. »Ninaaaa! Du bist wirklich gekommen!« Jubelnd fiel er meiner Schwester um den Hals.
    »Na klar, was denkst denn du! Ich werde mir doch nicht deinen Geburtstag entgehen lassen.« Nina zauberte ein hübsch verpacktes Geschenk mit einer großen roten Schleife hinter dem Rücken hervor. »Happy Birthday, mein Großer.«
    Obwohl Christopher normalerweise Zuneigungsbekundungen in aller Öffentlichkeit nicht mochte, weil er das peinlich und im höchsten Maße uncool fand, löste er sich nur widerstrebend aus Ninas Umarmung, um Platz für die Zwillinge zu machen. Als Letzter schloss Daniel seine Frau in die Arme – wortlos. Für den Anfang nicht schlecht, aber ich war der Meinung, dass das eine oder andere schnellstens laut ausgesprochen werden sollte.
    »Lasst Papa und Nina mal einen Moment allein nach oben gehen«, bat ich die Kinder.
    »Aber ich will auch mit«, jammerte Finn, der wie ein Bodyguard nicht von Ninas Seite wich. »Schließlich war es meine Idee, den Baumgeist um Hilfe zu bitten.«
    Ach, sieh mal einer an, jetzt wurde mir so einiges klar. Zum Glück gelang es mir, Finn mit einer Wasserschlacht abzulenken, sodass Nina und Daniel sich verdrücken konnten. Während Christopher und seine Geburtstagsgäste mit Wasserspritzpistolen und Wasserbomben bewaffnet den Garten fluteten, warf ich zwischendurch immer mal wieder einen prüfenden Blick hinauf zum Schlafzimmerfenster. Die Zeit verstrich, und ich wurde zunehmend unruhiger. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass Nina und Daniel so lange wegblieben?
    Endlich erschienen die beiden Händchen haltend auf der Terrasse. Gott sei Dank!
    Nina lachte befreit. Man sah ihr an, dass ihr eine ganze Zentnerlast von der Seele genommen worden war. »So, jetzt hab ich aber Hunger«, sagte sie und warf einen enttäuschten Blick auf die leeren Schüsseln und die blank geputzte Kuchenplatte. »Hat die gefräßige Bande nichts übrig gelassen?«
    »Macht nichts, wir grillen gleich noch«, sagte Daniel.
    Als er verschwand, um den Grill aufzubauen, kniff ich meiner Schwester liebevoll in die Hüften. »Kann es sein, dass du seit der Hochzeit ein wenig zugelegt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher