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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung
Autoren: Michaela Thewes
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war ein richtiger Schock für mich.«
    Das konnte ich gut verstehen. Ich war ebenfalls geschockt. Und wie! Geschockt über meine eigene Dummheit! Als Simon mich gefragt hatte, ob wir noch einmal von vorne anfangen könnten, war ich dusselige Kuh gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass er das rein platonisch gemeint haben könnte. Und in diesem Moment liebte ich ihn dafür. Auch rein platonisch natürlich ...

Kapitel 22

    »So, und jetzt noch die Kerzen.«
    Christopher holte tief Luft, schloss die Augen und pustete alle zehn Kerzen auf einmal aus. Während Daniel und die Zwillinge johlend applaudierten, fragte ich das Geburtstagskind leise: »Verrätst du mir, was du dir gewünscht hast?«
    Christopher sah mich mit gerunzelter Stirn ernst an. »Aber nur, wenn du es für dich behältst. Sonst geht es nicht in Erfüllung.«
    »Großes Ehrenwort«, versprach ich und hob dabei feierlich die Hand zum Schwur.
    »Ich habe mir gewünscht, dass Nina zurückkommt«, flüsterte Christopher mir ins Ohr.
    »Sie denkt heute bestimmt ganz fest an dich«, antwortete ich mit feuchten Augen und drückte aufmunternd seine Hand. Wie gerne hätte ich Christopher versichert, dass Nina – wenn schon nicht heute, an seinem Geburtstag, dann doch zumindest bald – heimkehren würde. Aber ich konnte dem Jungen doch keine leeren Versprechungen machen! Abgesehen von dem kurzen Telefonat, bei dem ich vor lauter Rauschen und Knistern kaum Ninas Stimme erkannt hatte, gab es bislang immer noch kein Lebenszeichen von meiner Schwester. Langsam machte ich mir so meine Gedanken, ob Nina wirklich vorhatte wiederzukommen.
    Zum Glück war Christopher voll und ganz mit seinen Geschenken beschäftigt, sodass er keine Zeit hatte, Trübsal zu blasen. Daniel hatte ihm einen Scooter mit allem möglichen Schnickschnack geschenkt, und der wurde jetzt erst mal im Wohnzimmer ausprobiert.
    Als es an der Tür klingelte, begann mein Herz aufgeregt zu pochen. Vielleicht gingen manche Wünsche ja tatsächlich in Erfüllung. Um auf Nummer sicher zu gehen – doppelt gemoppelt hält besser –, schickte ich auf dem Weg zur Haustür schnell noch ein kleines Stoßgebet gen Himmel. Doch irgendetwas musste bei der Übermittlung schiefgelaufen sein, denn anstelle meiner zierlichen Schwester stand ein muskelbepackter Kerl, die Beine leicht gespreizt und die Arme vor der Brust verschränkt, vor mir. Er sah aus wie der Zwillingsbruder von Meister Proper.
    »Tach«, grunzte er.
    Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. »Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Dat is juut.« Der Muskelprotz, der einen blauen Overall trug, der an den Oberarmen und Schultern gefährlich spannte, lachte dröhnend und drehte sich zum Gartentor um. »Habt ihr dat jehört, Jungs?! Die Lady hier will uns helfen.«
    Erst jetzt bemerkte ich vier weitere Männer in blauen Overalls, die den schmalen Weg von der Straße zum Haus heraufkamen und sich wie eine Gruppe Schlümpfe vor der Haustür postierten. Im Hintergrund entdeckte ich einen großen Transporter mit der Aufschrift HAB UND GUT – UMZUGSUNTERNEHMEN.
    Ich versuchte, die Puzzleteile aneinanderzufügen, aber irgendwie wollte mir das nicht so recht gelingen. Bevor ich nachfragen konnte, was zum Teufel hier eigentlich los war und was dieses Überfallkommando zu bedeuten hatte, schob der Muskelprotz mich mit den Worten »So, dann woll’n wir mal. Zeit is Jeld« ohne große Kraftanstrengung zur Seite und betrat den Hausflur.
    »Können Sie mir vielleicht mal verraten, was Sie hier treiben?«, fragte ich ungehalten.
    »Die Dame des Hauses hat uns beauftragt, ihre Habseligkeiten abzuholen.«
    Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte ich nach Luft. Das konnte Nina doch nicht bringen! Einfach auszuziehen, ohne vorher wenigstens noch einmal mit Daniel zu reden! Wenn sie wüsste, was Daniel mir über seine Albträume anvertraut hatte, würde sie ihre Entscheidung bestimmt noch mal überdenken. Zumindest hoffte ich das! Ich musste was tun, um die Männer aufzuhalten! Kurz zog ich es in Erwägung, Daniel zu Hilfe zu rufen, doch aus dem Wohnzimmer erklang ohrenbetäubend laute Musik. Offenbar hatte Christopher soeben seinen neuen CD-Player ausgepackt und ihn bis zum Anschlag aufgedreht.
    Derweil warf Meister Propers Zwillingsbruder einen Blick auf eine lange Liste, die er in den Händen hielt. »Tim und Walter, ihr jeht nach oben«, wies er zwei seiner Männer an, die sogleich im Laufschritt die Treppe in die erste Etage hinaufrannten.
    Fassungslos sah
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