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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung
Autoren: Michaela Thewes
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genauso sehr gewünscht wie ich, dass Katharina von hier verschwindet.«
    Okay, der Punkt ging an Erika.
    »Ja, ich gebe zu, ich war dankbar, dass ihr versucht habt, mich wieder mit Daniel zusammenzubringen«, sagte Rebecca ehrlich. »Aber irgendwann muss man einfach einen Schlussstrich ziehen und nach vorne schauen. Ich habe viel zu lange in der Vergangenheit gelebt und mir damit selbst die Chance auf ein neues Glück verbaut.«
    Bravo, beglückwünschte ich Rebecca zu dieser Selbsterkenntnis! War das nicht die Stelle, an der ich eigentlich namentlich erwähnt werden müsste? Schließlich war ich es gewesen, die ihr das neue Glück aufgezwungen hatte.
    Rebecca sah Erika bittend an. »Meinst du nicht, es wird langsam Zeit für einen Neuanfang?«
    »In meinem Alter macht man nicht so einfach einen Neuanfang«, sagte Erika barsch.
    Zack, das saß.
    »Aber es spricht nichts dagegen, es zumindest zu versuchen«, lenkte sie nach einem kurzen Moment der Stille versöhnlich ein.
    Plötzlich war es viel heller im Zimmer. Die Schatten der Vergangenheit schienen zu verblassen. Was für ein Zeichen! Okay, ein bisschen lag es auch an Lukas. Er war beim Reinkommen aus Versehen an den Lichtschalter gestoßen ...
    Ich arbeitete ebenfalls mit Hochdruck an einem Neuanfang.
    »Ich hoffe, du weißt, worauf du dich hier einlässt«, sagte ich zu Jette, als wir uns am nächsten Morgen an einem der scheußlichen Kantinentische in der Dorfschenke gegenübersaßen. »Schlafen und Essen sind von jetzt an überflüssiger Luxus. In den kommenden Wochen werden wir schuften müssen bis zum Umfallen, um den Laden zum Laufen zu bringen.«
    Jette strahlte, als hätte ich ihr nicht Schlafentzug und Nulldiät, sondern Savoir-vivre und Schampus in Aussicht gestellt. »Nichts lieber als das!«
    Als die Maklerin, die wir kurz rausgeschickt hatten, um uns in Ruhe zu besprechen, in den Gastraum zurückkehrte, konnte Jette es kaum erwarten, ihr die gute Nachricht mitzuteilen: »Wir nehmen ...«
    Um Jette am Weitersprechen zu hindern, trat ich ihr kräftig auf den Fuß. Ohne ihr schmerzvolles Aufheulen zu beachten, vervollständigte ich ihren Satz: »Wir nehmen an, dass Sie uns – sofern wir uns für das Objekt entscheiden sollten – mit der Pacht noch entgegenkommen.«
    Die Maklerin zog ein Gesicht, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. »Also, eigentlich ist die Pacht schon ausgesprochen günstig.«
    »Eigentlich. Und wir hatten eigentlich vor, unser Restaurant in einer weniger ländlichen Gegend zu eröffnen.«
    Man sah der Maklerin an, dass sie innerlich mit sich rang. »Wissen Sie was? Ich rufe den Besitzer einfach noch mal an.«
    »Ja, tun Sie das.«
    Die Maklerin verschwand erneut nach draußen.
    Während Jette nervös auf der Tischplatte herumtrommelte, tigerte ich ruhelos umher. Ich hoffte, die Maklerin würde mit guten Nachrichten zurückkehren, denn jeder Euro, der für die Pacht draufging, musste erst einmal wieder eingenommen werden. Gemeinsam mit Jette hatte ich am Abend zuvor alles genau durchkalkuliert und nicht eher geruht, bis unser Businessplan absolut wasserdicht war.
    Endlich betrat die Maklerin wieder den Gastraum. »Der Besitzer hält, genau wie ich, die Pacht für angemessen«, sagte sie.
    Ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Jette und ich würden es auch so schaffen! Dann mussten wir den Gürtel halt im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig enger schnallen. Wie ich Jette bereits unmissverständlich klargemacht hatte, würden wir in Zukunft sowieso keine Zeit mehr zum Essen haben – das war nicht nur gut für die Figur, sondern auch für die Finanzen. Und welche Frau brauchte schon ständig neue Klamotten? Der Kleiderschrank hing doch ohnehin voll ...
    »Da die Dorfschenke nun aber schon seit anderthalb Jahren leer steht«, unterbrach die Maklerin meine ehrgeizigen Sparpläne, »ist der Besitzer bereit, Ihnen etwas entgegenzukommen. Er würde mit der Pacht noch mal zweihundert Euro runtergehen.«
    Jette und ich fielen uns jubelnd in die Arme. »Ich weiß schon, warum ich den ganzen kaufmännischen Kram dir überlasse«, meinte Jette. »Wenn ich diese ganzen Geldangelegenheiten allein regeln müsste, wäre ich schon vor der Eröffnung pleite.«
    Ich nickte zustimmend. Zu einer guten Geschäftspartnerschaft gehörte es dazu anzuerkennen, wenn der andere recht hatte ...
    Nach der Vertragsunterzeichnung hatten Jette und ich die Zukunft der Dorfschenke mit einer Flasche Prosecco begossen. Den
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