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Mädchen und andere komische Dinge

Titel: Mädchen und andere komische Dinge
Autoren: Bastei Lübbe
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Alles klar. Der Schiri pfiff das Spiel an.
     
    Zuerst war es ein leichtes Abtasten, doch nach und nach kam das Spiel in Schwung und tobte hin und her. Der Ball kam immer wieder unberechenbar vor meinen Kasten, aber mit meinem Stellungsspiel konnte ich das Schlimmste verhindern.
     
    Kurz vor der Halbzeit war es dann so weit: Die erste Großchance! Der Ball kam als Aufsetzer wie ein Strich auf meine untere linke Ecke zugeschossen. Ich warf mich ihm in den Weg, doch plötzlich schlug der Ball einen Haken,den ich so auch noch nicht gesehen hatte. Ich warf mich herum, aber zu spät: Der Ball rauschte ins Tor und fiel über die Hundekekse her. Mist!

    Der Schiri pfiff zur Halbzeit. Mit gesenktem Kopf verschwand ich in die Kabine, aber es gab keine Vorwürfe von Udo. Er nahm mich nur zur Seite und sagte:
»
Vergiss nicht aufzuräumen.
«
Ich nickte, er hatte recht. Ich nahm mir vor, in der zweiten Halbzeit richtig aufzuräumen.
     
    Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag! Wieder kam so ein tückischer Steilpass! Ich rannte dem Ball entgegen, täuschte links an, und als der Ball wieder einen Haken schlug, ließ ich mich nach rechts fallen und vergrub ihn unter mir. Der Ball jaulte erschrocken auf.
     
    Ich sprang auf die Beine und mit einem superweiten, genauen Abwurf leitete ich den Ausgleich ein. Eins zu eins, das Stadion drehte durch! Ich bekam stehende Rotationen!
     
    Danach war der Gegner geschockt.
Minutenlang trieb der Ball sich im sicheren Mittelfeld herum, ich hatte nichts zu tun.
     
    Ich begann mich ein bisschen zu langweilen, also warf ich einen Hundekeks vor den Sechzehner. Sofort kam der Ball wieder gefährlich vor mein Tor! Mein Libero war bereits ausgespielt.
Ich lief dem Gegner einsam entgegen, die Augen auf den Ball fixiert, in Gedanken schon beim Abwurf - und da zeigte es sich, wie viel ich noch lernen musste. Ich täuschte links an und ließ mich nach rechts fallen, doch diesmal schlug der Ball keinen Haken. Stattdessen sprang er im hohen Bogen über mich, das Tor war völlig frei, er musste nur noch über die Linie. Siebzigtausend Leute schrien auf.

Sollte meine Karriere hier zu Ende sein? Nein! Jetzt zahlte sich das Mentoleaus! Ich warf mich nach hinten und mit einem Reflex konnte ich den Ball gerade noch über die Latte fausten.
     
    Der Ball jaulte zur Ecke, die Leute drehten durch!
»
Spitze! Spitze!!
«
, riefen sie und winkten wie verrückt. Ich winkte zurück und unterschrieb einen Zehnjahresvertrag bei Barcelona.
     
    Die folgende Ecke wurde erst gar nicht mehr ausgeführt. Der Schiri pfiff ab. Eins zu eins. Schiedlich, friedlich, auch wenn der Ball winselnd herumhumpelte. Ich warf ihm einen Belohnungskeks zu und fragte ihn, ob er Lust auf ein Rückspiel hatte. Nach einem weiteren Keks stimmte er zu.

Strolchenalarm
    Eines Abends rief meine Mutter mich in die Küche - also versteckte ich mich.
Ich hatte nichts getan, doch das dachte ich oft. Meine Mutter rief:
»
Komm her!
«
Aber aus den Filmen, die ich nicht sehen durfte, wusste ich, dass man dann umgelegt wird - also blieb ich im Bettkasten.
     
    Meine Mutter begann mich Freundchen zu nennen, aber wenn ich eines gelernthatte, dann dass wir nie Freunde waren, wenn sie mich Freundchen nannte.
     
    Schließlich fing sogar mein Vater an, nach mir zu rufen. Was war das?
Hatten die was miteinander? In letzter Zeit waren die echt seltsam.
Sie flüsterten ständig, und wenn ich sagte,
»
wer flüstert der lügt
«
, lachten sie und stupsten sich an.
Irgendwas ging hier vor sich, aber ich wusste echt nicht was.
     
    Meine Eltern riefen weiter nach mir. Meine Mutter versprach mir sogar, nicht sauer zu sein, wenn ich jetzt rauskäme, und als ich nicht rauskam, sperrte sie mir mein Taschengeld. Vielleicht gab sie es Sussie, dennmeine Schwester klopfte an den Bettkasten und meinte, ich solle rauskommen, es gäbe krasse Neuigkeiten. Krass war damals das Wort für spitze, also kroch ich aus dem Bettkasten, doch dann begann der Ärger richtig ...
     
    Als wir in die Küche kamen, schimpfte meine Mutter mit mir, ganz ohne sauer zu sein. Als sie damit fertig war, erklärte sie mir, dass es Grund zur Freude gäbe, ich würde ein Brüderchen bekommen.
Ich sah sie entsetzt an.
Einen Bruder?? Oh nein!!
Erst neulich hatte ich sie belauscht, wie sie mit Tante Gertrude telefonierte.
Und genau da hatte meine Mutter gesagt, dass sie überschnappen würde,wenn sie noch so ein Kind hätte.
Ich wollte nicht, dass meine Mutter überschnappt, ich fand sie so
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