Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mädchen und andere komische Dinge

Titel: Mädchen und andere komische Dinge
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
meinen Bruder tragen?
     
    Bo meinte, das wäre jetzt auch egal, wir sollten auf Nummer sicher gehen, also klingelte Niels an der Haustür, und während Frau Jensen abgelenkt war, klauten wir den Käfig und rannten damit nach Hause.

    Wir wollten gerade den Käfig über die Hecke in Olsens Garten werfen, als meine Mutter aus dem Haus gerannt kam - und diesmal war sie echt sauer! Sie warf wieder mit Essen, aber heute gab’s Spaghetti - die Jungs freuten sich. Die stopften sich jeden Treffer in den Mund und versuchten in der Schusslinie zu bleiben.
     
    Schließlich hatte meine Mutter dann aber doch alle vertrieben und ich stand mit ihr alleine da. Sie befahl mir, den Käfig loszulassen, also erklärte ich ihr, dass der Strolch unsere Familie zerstören wollte, aber das würde ich nicht zulassen.
Meine Mutter meinte, dass sie langsam die Nase voll hätte. Konnte ich denn nicht mal zwei Tage am Stück brav sein?Ich sollte mir ein Beispiel an meiner Schwester nehmen.
»
Ich tue das alles doch nur für dich!
«
, rief ich, aber meine Mutter zwang mich, Frau Jensen den Strolch zurückzubringen, und dann gab es noch eine Woche Stubenarrest. Das Leben war manchmal echt ein Poloch!
     
    Als mein Vater abends in mein Zimmer kam, fragte er mich, ob ich ein Problem mit Frau Jensens Kanarienvogel hätte. Kanarienvogel?? Jetzt ging mir aber ein Licht auf! Ich erklärte meinem Vater, dass Sussie auch schon ganz meschugge war, denn sie hatte Frau Jensens Kanarienvogel für einen Strolch gehalten, und für diese Info hatte sie sogar Geld verlangt, ha, typisch Mädchen! Total doof!Mein Vater lachte und nannte meine Schwester ein tolles Mädchen.
Was?? Wurden denn hier jetzt alle verrückt??
Er küsste mich gutenacht.
     
    Kaum war er raus, kam meine Mutter rein. Sie meinte, dass sie so was wie heute nie wieder erleben wollte.

    Willkommen im Klub, dachte ich mir, aber sagen tat ich:
»
Ja, Mami.
«

Sie küsste mich gutenacht.

    Als meine Mutter raus war, versuchte ich wach zu bleiben. Ich war total müde, aber die Sache spitzte sich zu. Irgendwo da draußen war der richtige Strolch im Landeanflug, meine Mutter war in Gefahr, also zog ich mich wieder an und kletterte aus dem Fenster. Gott, war es anstrengend mit Eltern. Ständig musste man irgendwas für sie tun.
     
    Im Geräteschuppen war es dunkel, aber mit der Taschenlampe fand ich alle Sachen, die ich für die Strolchenfalle brauchte. Eine Kiste, eine Schnur und mein Tornetz. Ich trug alles in denGarten. Dort band ich die Schnur um einen Ast, klemmte den Ast unter die Kiste und legte ein paar Süßigkeiten rein. Dann band ich mir das andere Ende der Schnur um das Handgelenk und legte mich im Gebüsch auf die Lauer.

    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich immer noch im Gebüsch, die Sonne war schon aufgegangen und irgendwas machte komische Geräusche. Ich schaute mich um. Die Kiste kroch fauchend über die Wiese. Ha! Meine Falle hatte funktioniert! Ich hatte den Strolch gefangen!! Ich sprang auf die Beine und rannte los.
Ich lief jubelnd durch die Nachbargärten und rief, dass meine Mutter jetzt doch nicht überschnappen würde, was die Jungs echt krass fanden. Sogar ihre Eltern kamen raus und wollten wissen, was los war. Als sie hörten, dass ich den Vogel gefangen hatte, der die Babys bringt, wollten die das unbedingt mit eigenen Augen sehen, also rannten wir zurück in unseren Garten.
     
    Die Kiste kroch immer noch über den Rasen. Wir holten das Tornetz und stellten uns an die Kiste, dann nickte ich Bo zu. Bo hob die Kiste an und die Hölle brach los! Himmel, Tod und Teufel! Jørgensens Katze kam fauchend aus der Kiste gesprungen und sie war echt schlecht drauf. Bevor ich sie mit dem Tornetz fangen konnte, zerfetzte sie Bo und verschwand hinter die Garage.
     
    Als mein Vater abends in mein Zimmer kam, erklärte ich ihm, dass ich mein Bestes gegeben hatte, aber es hätte nicht gereicht, um den Strolch zu fangen und meine Mutter zu retten, der Wahnsinn würde nun über unsere Familie hereinbrechen, aber ich wüsste echt nicht, was ich dagegen tun könnte.Er meinte, das sei schon in Ordnung, das Leben sei eh ein bisschen verrückt.
Er küsste mich gutenacht.
     
    Kaum war er raus, kam meine Mutter rein. Sie erklärte mir, dass ich einen Monat Taschengeldsperre hätte, weil ich rausgegangen war, obwohl ich Stubenarrest hatte. Ich nickte bloß. Neulich hatte ich mir ausgerechnet, dass ich eh erst wieder in fünfundzwanzig Jahren Taschengeld bekommen würde.
     
    Meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher