Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mädchen und andere komische Dinge

Titel: Mädchen und andere komische Dinge
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
weiterspielen wollten, müsste jemand jetzt den Ball holen, also ging ich los.
     
    Die Mädchen warteten schon am Gartenzaun. Lena meinte, wenn ich den Ball haben wollte, müsste ich fünf Minuten Patent sein. Ich hatte keine Ahnung,was das war, also erklärte Lena mir, dass sie Doktor und ich krank sei, man müsse mich mal untersuchen. Das Abendessen rückte immer näher, also stimmte ich zu.
     
    Patent zu sein, war gar nicht schwer. Ich musste mich in Lenas Gartenhäuschenauf eine Liege legen, und dann glotzten die Mädchen mich an, während Lena ihnen meine Krankheit erklärte.
Die Mädchen kicherten und flüsterten aufgeregt. Ich schaute mich um, konnte aber nichts Witziges entdecken. Mädchen. Was war bloß mit denen los?

    Als mein Vater abends in mein Zimmer kam, fragte ich ihn, was mit Mädchen los sei. Er meinte, mit Mädchen sei so einiges los und das sei doch toll.
Toll? Jungs waren toll! Mädchen waren komisch! Die kicherten ohne Grund!
Ich erklärte ihm, dass ich heute Patent gewesen sei und fragte ihn, was daran so lustig sei. Er meinte, das sollte ich meine Mutter fragen, und küsste mich gutenacht.
     
    Kaum war er raus, kam meine Mutter rein. Als sie hörte, dass ich Patent gewesen war, nickte sie, ja, das sei ein wichtiges Kinderspiel, in dem Jungs und Mädchen lernen würden, dass sie unterschiedlich seien.
Ich fragte sie, welchen Unterschied sie meinte?
Sie schwieg lange, dann fragte sie mich, ob ich noch wüsste, wie ich mich neulich beim Fußball verletzt hatte. Aber hallo, wusste ich das noch! Ich hatte den Ball voll in die Kornjuwelen bekommen und konnte den ganzen Tag nicht sitzen.
»
Und das
«
, meinte meine Mutter,
»
passiert Mädchen nicht.
«

Ja, wie auch, die spielten doch gar nicht mit! Also echt, meine Mutter war auchmal schlauer gewesen, aber das behielt ich für mich. Sie küsste mich gutenacht.
     
    Am nächsten Tag kam Bo wieder auf mein Tor zugelaufen. Ich stürzte raus und verkürzte den Winkel. Bo zog voll ab und wieder flog der Ball über die Hecke in Lenas Garten. Sofort fiel Bo auf den Rasen und hielt sich den Fuß.
     
    Ich sagte:
»
Bo, steh auf, du bist nicht verletzt, du warst nur im Urlaub.
«

Aber Bo rollte sich über den Rasen, als wäre Godzilla auf seinen Fuß getrampelt. Ich wusste echt nicht, was die in Italien mit ihm gemacht hatten, aber er rollte sich durch den ganzen Garten. Mal hielt er sich den linken Fuß, mal den rechten.

Mein Vater hatte mir oft erklärt, dass der Klügere nachgibt, doch ich fühlte mich trotzdem doof, als ich losging, um den Ball zu holen.
     
    Lena erwartete mich bereits am Gartenhäuschen. Wenigstens hatte ich diesmal daran gedacht, mir Fröschi einzustecken. Während Lena den Mädchen meine Krankheiten erklärte, setzte ich mir Fröschi auf den Bauch und dressierte ihn.
Der erste Trick, den er lernte, war zu gähnen, wenn ich ihm auf den Bauch drückte, doch bald gähnte ich mit. Still zu liegen war voll öde und die Mädchen kicherten wieder ohne Grund. Ich beschloss, nie wieder Patent zu sein. Ab sofort würde Bo den Ball holen - egal wie oft er nach Italien fuhr.
     
    Am nächsten Tag schoss Bo den Ball über die Hecke. Sofort sackte er jammernd auf den Rasen und hielt sich das Bein. Ich erklärte ihm, dass er besser den Ball holen sollte, da ich ihn sonst mit Krötenpisse foltern würde. Bo dachte kurz darüber nach, dann rollte er sich weiter über die Wiese.
     
    Niels und ich hatten gerade eine fette Kröte im Gebüsch gefangen, als Lena in unseren Garten kam. Sie brachte uns den Ball zurück und meinte, es sei Zeit für meine Krabbenvorsorge. Wenn ich die jetzt machen würde, würden wir den Ball einen ganzen Monat lang umsonst zurückbekommen. Ich schlug ihr vor, besser mal Bo zu untersuchen, der machte auf mich einen viel kränkerenEindruck, aber Lena bestand darauf, dass ich mitkam, schließlich hätten wir schon einen Vertrauensbehälter aufgebaut.
Bo versprach mir, sich erst foltern zu lassen, wenn ich wieder da war, also ging ich ein allerletztes Mal mit.
     
    Als ich in Lenas Gartenhäuschen kam, war irgendwas anders als sonst. Die Mädchen standen mit roten Köpfen herum und guckten weg.
Lena erklärte mir, dass ich für die Krabbenversorgung nackig sein musste, also zog ich mich aus und legte mich auf die Liege. Ich setzte mir Fröschi auf den Bauch und tat, als würde ich ihn wieder dressieren, aber in Wahrheit beobachtete ich die Mädchen. Diebedeckten ihre Gesichter und guckten zwischen den Fingern hervor,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher