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Mädchen und andere komische Dinge

Titel: Mädchen und andere komische Dinge
Autoren: Bastei Lübbe
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meine Mutter raus war, lag ich noch lange wach und dachte über Mädchennach: Könnten wir wirklich Verbündete werden? Und wenn ja, wobei? Was sollte man schon mit Mädchen anfangen??
Ich dachte lange drüber nach und Stunden später war ich mir sicher. Es gab keine Sache auf der Welt, die mit Mädchen mehr Spaß machte als ohne sie. Erleichtert drehte ich mich auf die Seite und schlief endlich ein.





Le Petit
    An meinem fünften Geburtstag war ich der drittbeste Torwart der Welt. Vor mir lagen nur noch Sepp Maier und Gordon Banks, doch wenn ich so gut werden wollte wie die, musste ich jeden Tag trainieren. Das war einfach, denn wenn ich trainieren wollte, brauchte ich nur in den Garten zu gehen und
»
Niels
«
zu rufen.
     
    Niels wohnte zwei Häuser weiter und war der drittbeste Stürmer der Welt. Vor ihm lagen nur noch Pelé und Gerd Müller, doch wenn er so gut werden wollte wie die, musste er jeden Tag trainieren.
     
    Wir trainierten jeden Tag, alles lief spitze. Spitze war damals das Wort für dufte, doch dann begann der Ärger.
     
    Bei einem Regenspiel holte ich mir eine Lungenentzündung, und als ich krank im Bett lag, wünschte ich mir im Fieberwahn einen Hund. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht verstand, brachte meine Mutter mir am selben Tag einen Pudel mit nach Hause. Er war klein, weiß und hieß Le Petit.

Während ich im Bett lag, hechelte Le Petit blöde durchs Zimmer und kippte alles um. Statt jeden anzufallen, der mit Kamillentee ins Zimmer kam, pinkelte er nur auf den Teppich, wo, wie ich später merkte, meine Weingummis lagen.
     
    Am nächsten Morgen ging ich mit Le Petit zu meiner Mutter und erinnerte sie daran, dass ich mir einen richtigen Hund gewünscht hatte, aber sie weigerte sich, ihn zurückzunehmen.
     
    Ich versuchte es ihr zu erklären: Le Petit war dumm, zu nichts zu gebrauchen! Wenn man sich auf ihn setzte, brach er zusammen. Außerdem hatte er ein nervendes Kläffen, und wenn ich meine Sachen auf dem Boden liegenließ, rochen die schon bald ganz anders. Meine Mutter meinte:
»
Geschenkt ist geschenkt!
»
«
Dann schickte sie mich wieder ins Bett.
     
    Den ganzen Vormittag lag ich krank im Bett, aber still herumzuliegen und mir vorzustellen, wie Sepp Maier und Gordon Banks trainierten, war unmöglich! Also zog ich mich leise an und wollte gerade aus der Haustür schleichen, als Le Petit mich kläffend ansprang. Meine Mutter kam aus der Küche gerannt: Wo ich denn hinwolle, ich sei viel zu krank, um rauszugehen!
     
    Ich erklärte ihr, dass ich von Maier und Banks zum Training gezwungen würde. Meine Mutter meinte, auf demnächsten Elternabend würde sie sich die Alten von den beiden mal so richtig zur Brust nehmen! Dann steckte sie mich wieder ins Bett und wickelte mich in eine Decke.
     
    Als mein Vater abends ins Zimmer kam, erklärte ich ihm alles und fragte, was ich tun sollte. Er schlug vor, dass ich mir einfach vorstellen sollte, dass ich trainiere und dabei immer besser werde. Er nannte das mentol und küsste mich gutenacht.
     
    Kaum war er raus, kam meine Mutter rein. Sie erklärte mir, wieso es wichtig war, dass ich im Bett bleibe, und warum ich nicht aufstehen dürfte und ob mir klar war, dass sie mir den Hinternversohlen würde, wenn ich das Zimmer verlassen würde, solange ich Fieber hätte. Ich sagte
»
Ja, Mami
«
, stellte mir aber die ganze Zeit vor, dass sie Udo Lattek war, der mir nützliche Trainingstipps gab.
Es funktionierte! Ich fühlte mich schon viel fitter!
Udo küsste mich gutenacht.
     
    Am nächsten Tag pflückte ich Flanken. Dann verkürzte ich Winkel. Dann lenkte ich Aufsetzer um den Pfosten und dann wurde ich Weltmeister - und dann wurde ich leider wach.
     
    Mir war klar, dass ich noch ein paar Stunden reales Training brauchte, um meine mentole Leistung einzuholen, aber ich hatte ja Hausarrest. Ich mussteirgendwie einen Weg finden, wie ich trainieren konnte, ohne rauszugehen. Den ganzen Vormittag dachte ich drüber nach.
Und dann kam ich drauf!
     
    Ich fragte Le Petit, ob er Lust auf ein Spielchen hätte. Nachdem ich ihm einen Hundekeks gegeben hatte, stimmte er zu.

    Also schloss ich die Tür und legte damit das Spielfeld fest. Die Bettecke war mein Sechzehner und der kleine Teppich mein Fünfmeterraum.
     
    Ich erklärte Le Petit, dass ich der drittbeste Torwart der Welt war und er der Ball, und dann malte ich ihm schwarze Sechsecke auf sein Fell.
    Der Ball hechelte fröhlich und starrte wie besessen auf das Tor, wo die Hundekekse lagen.
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