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Mädchen und andere komische Dinge

Titel: Mädchen und andere komische Dinge
Autoren: Bastei Lübbe
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schon oft seltsam genug, also erklärte ich meinen Eltern, dass ich dagegen sei.
     
    Meine Eltern lachten, und dann schauten sie sich an wie Kühe, die manmit nassem Gras füttert - und dann küssten sie sich. Bäh! Vielleicht hatten die eine Wette verloren.

    Als mein Vater später in mein Zimmer kam, fragte ich ihn, ob man die Sache nicht abblasen könnte. Er lachte, nein, dafür wäre es nun wohl zu spät, immerhin sei der Vogel schon im Anflug.
»
Welcher Vogel?
«
, fragte ich.
Da erklärte mein Vater mir, dass es einen Vogel gab, der die Babys bringt, er nannte das Tier einen Strolch und küsste mich gutenacht.
     
    Kaum war er raus, kam meine Mutter rein. Sie erklärte mir, dass ich mich freuen sollte, ein kleiner Bruder, das sei doch was Tolles.
     
    Oh Mann, erst wollte sie kein Kind und jetzt freute sie sich. Waren das schon die ersten Anzeichen von Wahnsinn?
Sie küsste mich gutenacht.
     
    Als sie raus war, dachte ich nach.
Bos Tante war verrückt geworden und lebte seitdem in einer Klinik. Da sollte meine Mutter bestimmt nicht hin, denn sie hatte mal gesagt, dass sie ohne mich nicht leben konnte. Und in eine Klinik wollte ich nicht, also wollte ich ihr noch ein paar Jahre mit mir hier geben. Außerdem, wenn sie nicht mehr da wäre, würde mein Vater wohl immer das Abendessen machen, und das, mein lieber Scholli, das hatte ich schon mal erlebt.
     
    Am nächsten Morgen rief ich die Jungs zusammen und erklärte ihnen, dass der Strolch im Anflug sei und dass meine Mutter irre wird, wenn er hier landet.
Wir mussten den Vogel also fangen, bevor er meinen Bruder abliefern konnte. Aber wie?
     
    Bo meinte, wir sollten auf Nummer sicher gehen und meine Eltern gleich mit einfangen. Sein großer Bruder hatte ihm neulich erklärt, dass man nur Geschwister bekäme, wenn die Eltern was miteinander machten.
»
Was denn?
«
, fragte ich.
Bo sagte, das wüsste er nicht so genau, aber sein großer Bruder hätte gesagt, später würden wir das alle tun - und zwar mit Mädchen.
     
    Wir? Mit Mädchen???
Alle lachten.
Oh, Bo ... er war ein wirklich guter Freund, aber manchmal machte ich mir echt Sorgen um ihn.
     
    Aus den Filmen, die ich nicht sehen durfte, wusste ich, dass man wilde Tiere mit einem Köder fängt, also banden wir Le Petit im Garten an einen Baum und legten uns auf die Lauer.
     
    Es war ein heißer Tag. Und nach zwei Stunden im Gebüsch war mir klar, dass dieser Strolch irgendwie Wind von der Sache bekommen haben musste. Jemand hatte uns verpfiffen - aber wer?
In den Filmen, die ich nicht sehen durfte, wurde der Held oft von seinem bestenFreund verraten, also fragte ich Niels, was der Mist sollte. Er meinte, er hätte nichts damit zu tun. Bo müsse dahinterstecken!
     
    Wir fielen mit Gebrüll über Bo her und wollten ihn gerade über die Hecke in Olsens Garten werfen, als wir sahen, wie meine Mutter aus dem Haus gerannt kam und fragte, was zum Teufel jetzt wieder los sei! Ich erklärte ihr, dass Bo uns verpfiffen hatte und deswegen der Strolch nicht kommen würde.
Sie sagte:
»
Was?
«
     
    Der Strolch, erklärte ich ihr, der Vogel, der die Babys bringt! Ach so, der, meinte sie, und dann sagte sie, na, der würde auf jeden Fall kommen.
     
    »
Ja, aber wann denn
«
, fragte ich,
»
und aus welcher Richtung?
«
Sie sagte, das wüsste keiner so genau und jetzt sei Schluss mit dem Quatsch, ich sollte Le Petit sofort losbinden.
Für einen Moment wirkte sie schon ein bisschen verrückt, also beeilte ich mich, Le Petit zu befreien.
     
    Als meine Mutter wieder im Haus war, standen wir ratlos im Garten herum. Niemand wusste, wie wir den Strolch fangen sollten. Wir wussten ja nicht mal, wie der aussah! Und wie brachte der meinen Bruder überhaupt ins Haus?
Hatte der einen Schlüssel oder musste der durch den Kamin wie der Weihnachtsmann?
     
    Da kam Sussie plötzlich in den Garten und meinte, sie wüsste, wo der Strolch sei, aber die Information wäre nicht billig. Wir kratzten alle unser Taschengeld zusammen, also verriet Sussie uns, dass der Strolch bei Frau Jensen in einem Käfig lebte. Frau Jensen wohnte nur drei Häuser weiter. Wir zogen sofort los, um uns die Sache anzuschauen.
     
    Wir schlichen in Frau Jensens Garten und da, gleich hinter der Fensterbank, da saß der Strolch in einem Vogelkäfig und sang. Er war viel kleiner, als ich gedacht hatte, und je länger ich ihn anschaute, desto klarer wurde mir, dass meine Schwester vielleicht auch schon verrückt geworden war. Wie sollte so ein kleiner Vogel
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