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052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten
Autoren: Bernd Frenz
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Maxx löste das Zugband von der Glocke, bevor sie noch aus ihrer Wandhalterung gerissen wurde. »Wahrscheinlich nur ein Tier«, versuchte er die anderen zu beruhigen, obwohl ihm selbst das Herz bis zum Hals schlug.
    Hastig tastete er nach dem Revolver im Hosenbund. Ein 38er Ruger Spezial, seit über zehn Generationen der kostbarste Besitz seiner Familie. Über die Jahrhunderte gut geölt und gepflegt, hatte er seine Ahnen stets vor dem Schlimmsten bewahrt. Maxx war fünfzehn gewesen, als er die Waffe zum ersten Mal benutzte. Er hatte sie seinem sterbenden Vater aus den Händen gewunden, um dessen Mörder mit zwei gezielten Schüssen zu richten. Das war der erste Mann gewesen, den er getötet hatte, und viele waren seitdem gefolgt.
    Der brünierte Stahl verströmte ein beruhigendes Gefühl in seiner Faust. Die alten Hülsen waren mit frischem Schwarzpulver und selbst gegossenen Kugeln gefüllt.
    Das Zündplättchen am Patronenboden bestand aus einer Salpeter-Schwefelmischung nach eigenem Rezept. Wer immer auf ihr Grundstück vorgedrungen war, würde sein blaues Wunder erleben.
    Zakum umklammerte seinen Speer mit beiden Händen, um Einsatzbereitschaft zu demonstrieren. Gemeinsam eilten sie zur Vordertür. Lizz und Ronna schoben den schweren Querbalken zur Seite und hielten brennende Sturmlaternen bereit. Tiefe Sorgenfalten zerfurchten die Gesichter der Frauen. Sie ließen ihre Männer nur ungern ziehen, doch es musste sein. Sie konnten nicht die ganze Nacht in Panik verbringen, nur weil vielleicht ein Gerul in die Falle gelaufen war. Die Menschen im Haus mussten Gewissheit haben.
    Die Blendlaternen geschlossen, huschten Maxx und Zakum ins Freie. Vor dem Haus fanden sie sich auch im Dunkeln zurecht. Es war nicht nötig, ihre Anwesenheit durch planloses Herumleuchten zu verraten. Nach einigen Schritten gingen sie in Deckung und warteten, bis sich ihre Pupillen an die Finsternis gewöhnt hatten.
    Abgesehen von einem weit entfernten Rascheln herrschte absolute Stille. Kein gutes Zeichen. Wenn das Getier der Nacht schwieg, musste etwas Größeres auf der Pirsch sein.
    Im fahlen Mondschein eilten sie durch den verwilderten Garten, in dem das ganze Jahr über Früchte, Pilze und Beeren wuchsen, die ihren Speiseplan bereicherten.
    Ein wahrer Schatz, den sie mit Händen und Füßen vor jenen verteidigen mussten, die noch mehr hungerten als sie. Darum gab es überall Fallen, die den Besitz vor nächtlichen Übergriffen schützten. Um nicht selbst in eine davon zu treten, wechselten sie mehrmals die Richtung.
    Den ganzen Weg über blieb es ruhig.
    Nirgendwo ließ sich etwas Verdächtiges entdecken. Alles was sie hörten, war der Schlag ihrer eigenen Herzen. Lautlos erreichten sie Nummer 13, einen knorrigen dicken Baum mit weit ausladenden Ästen. An der untersten Gablung, gut zwei Mannslängen über dem Boden, zappelte ein unförmiger Schatten wie eine überreife Frucht. Das Bodennetz war in die Höhe geschwungen und hatte etwas gefangen, das verzweifelt um seine Freiheit kämpfte. Statt Hilfeschreie drangen nur kehlige Laute zu ihnen herab.
    Maxx entspannte sich. Offenbar war doch nur ein Tier in die Falle gegangen.
    Fragend hielt er die Blendlaterne in die Höhe. Zakum nickte. Sie konnten es wagen.
    Mit einem lauten Quietschen sprang die Vorderklappe in die Höhe. Durch den umliegenden Stahlkörper reflektiert, brach ein gebündelter Strahl aus der Laterne und riss die Netzkugel aus der Finsternis. Hinter den engen Maschen zeichnete sich eine wild zuckende Gestalt ab, die laut aufbrüllte. Ein Mann, kein Zweifel. Unartikulierte Laute, die weder Worte noch Sätze ergaben, drangen über seine Lippen.
    »Was hat der Kerl?«, fragte Zakum.
    »Seine Zunge verloren?«
    Maxx zuckte mit den Schultern. Irgendetwas nicht näher Bestimmbares gefiel ihm an dem Gefangenen nicht.
    Den Revolver in der Rechten, trat er aus der Deckung. Er konzentrierte den Laternenstrahl auf das nach unten baumelnde Gesicht, das wie eine einzige schwärende Wunde wirkte. Blanker Knochen glänzte unter zerfetzten Wangen hervor. Die zerfressenen Lippen entblößten ein lückenhaftes Gebiss. Am schlimmsten war jedoch der Gestank, der mit jedem Schritt stärker wurde.
    »Der scheint krank zu sein«, vermutete Maxx, fast ein wenig mitleidig.
    Die Augen des Gefangenen wurden schmal. Fixierten ihn. Drohend und unheimlich, voll unergründlicher Mordlust.
    Dann, ohne jeden Grund, riss er die Zähne auseinander und ließ sie zuschnappen.
    Wieder und wieder, als ob er
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