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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller
Autoren: Duane Louis
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Tja -
So ist das nun mal:
Die Zeit landet die härtesten Treffer.
    - JOSEPH MONCURE MARCH
     
     
     
    Seht ihr den ausgestreckten Körper auf dem Hartholzfußboden, der in einer Lache seines eigenen Blutes schwimmt?
    Das bin ich.
    Vor fünf Minuten hat man mir in den Rücken geschossen. Dreimal, direkt zwischen die Schulterblätter. Der Typ, der unten einen Kiosk betreibt, Willie Shahid, hat die Schüsse gehört - peng, peng, peng - und beobachtet, wie eine Person mit Revolver die Frankford Avenue hinuntergehumpelt ist. Ein paar Minuten später ist er die Treppe hochgerannt, um nachzusehen, was los ist.
    Jetzt steht Willie vor der Wohnungstür. Er klopft und wartet einen Moment. Irgendetwas stimmt nicht. Er schnuppert; der beißende Geruch von Magnesium und verbranntem Papier steigt ihm in die Nase. Schießpulver. Der Geruch ist für Willie Shahid nicht neu. Nicht in dieser Gegend.

    Seht nur, wie Willie Shahid sein Handy hervorzieht und den Notruf wählt, die korrekte Adresse und sogar die Etage durchgibt. Der Typ ist ein echter Profi.
    Wenn ihr noch etwas bleibt, kriegt ihr mit, wie die Rettungssanitäter eintreffen und schließlich die Polizei des fünfzehnten Reviers. Man wird mich auf eine Bahre hieven und durch die Vordertür aus dem Gebäude tragen, unter der rumpelnden Hochbahn entlang, vorbei an ein paar Typen mit übergroßen T-Shirts und ausdrucklosen Gesichtern.
    Anschließend werden mir die Chirurgen im nahe gelegenen Frankford Hospital die Kugeln aus dem Rücken pulen und sie auf ein nierenförmiges Stahltablett legen. Von dort wandern sie in einen Plastikbeutel und weiter ins kriminaltechnische Labor des Philadelphia Police Department, Ecke Achte und Race. So ist der übliche Ablauf - Kugeln aus einer Schusswunde gehen zur ballistischen Auswertung direkt ans Labor.
    Ein paar Tage später wird sich auf den Gesichtern der Kriminaltechniker Verwirrung breitmachen. Den Patronentyp zu bestimmen, ist kein Problem. Kaliber 38.
    Nein, etwas anderes wird ihnen Kopfschmerzen bereiten.
    Nachdem die Ballistiker Kugeln und Schießpulver analysiert haben, werden sie feststellen, dass die Patronen mindestens vierzig Jahre alt sind. Außerdem werden sie herausfinden, dass dieser bestimmte Typ seit 1967 nicht mehr produziert wird.

    Sicher, eine alte Kugel lässt sich manchmal immer noch abfeuern. Aber die Kriminaltechniker werden sich zwangsläufig eine Frage stellen: Warum sollte man jemandem mit vierzig Jahre alter Munition umbringen?
     
    Einige Leute glauben, dass, wenn man stirbt, das eigene Leben rasch an einem vorüberzieht, wie ein Film im Schnellvorlauf.
    Nicht ganz.
    Wenn man lebt, scheint der Zeitpfeil lediglich in eine Richtung zu fliegen. Für die Toten ist das anders. Sobald man jene unsichtbare Grenze überschritten hat, sieht man die Dinge, wie sie wirklich sind. Sieht man, dass offensichtlich alles gleichzeitig passiert.
    Was es schwierig macht, diese Geschichte - oder zumindest ihre wichtigsten Teile - zu erzählen. Normalerweise beginnt man mit dem Anfang. Oder mit dem Mittelteil, um den Zuhörer nicht zu langweilen.
    Allerdings liegen Anfang und Mittelteil nur sehr undeutlich vor mir, weil ich erst gegen Ende dazugestoßen bin. Ich könnte Vermutungen anstellen, aber das wäre reine Spekulation.
    Ich schätze, ich sollte mit jenem Tag beginnen, an dem ich in die Wohnung gezogen und in die Vergangenheit gereist bin.

I
    Thomas Jefferson schaut sich einen Porno an

    Ich hockte auf der Treppe vor meinem Haus, ein Sierra Nevada Pale in der Hand. Ein echtes Luxusbier, das Sixpack zu elf Dollar, darum wollte ich möglichst jeden Schluck genießen. Demnächst würde ich wohl auf Halbliterdosen von Pabst Blue Ribbon umsteigen.
    Nach einer Weile trat Meghan ins Freie, und ich drückte ihr das letzte Bier in die Hand. Sie bedankte sich, indem sie ihre Schulter gegen meine drückte. Einen Moment lang saßen wir in der warmen Innenstadtsonne und tranken unser Bier. Es wäre ein perfekter Tag gewesen, wenn ich nicht gerade dabei gewesen wäre, auszuziehen.
    Meghan stützte sich nach hinten auf die Ellbogen, und ihr blondes Haar fiel ihr in die Stirn.
    »Bist du sicher, dass ich dich nicht fahren soll?«
    Ich nahm einen Schluck und genoss den bitteren Geschmack von Hopfen auf meiner Zunge und die hellen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Dann sah ich sie an.
    »Frankford ist eine ziemlich üble Gegend.«
    »Es gibt keine üblen Gegenden, Mickey. Sie werden nur verkannt.«
    »Nein, im Ernst. Es ist echt übel.
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