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052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten
Autoren: Bernd Frenz
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Lungen. Ein Schwert hackte in seine Schulter. Das Leben sprudelte rot aus ihm hervor. Wie aus weiter Ferne konnte er die Todesschreie der anderen hören. Lizz, Zakum, die Kinder - niemand wurde verschont.
    Ein letztes Mal bäumte er sich auf, nur um in die Höhe gerissen und von allen Seiten bedrängt zu werden. Maxx spürte, wie die Zombies an ihm zerrten, um ihn bei lebendigem Leib zu zerfetzen. Seine Knochen brachen und die Sehnen rissen.
    Er schrie wie am Spieß, bis ihm der Kopf auf den Rücken gedreht wurde…
    ***
    Rotdorn zwängte sich geschmeidig durchs Unterholz, ohne auch nur ein trockenes Blatt zum Rascheln zu bringen.
    Sein dunkelbraunes Fell verschmolz perfekt mit der ihn umgebenden Schwärze. Beinahe unsichtbar folgte er den tot riechenden Menschen, die nichts von seiner Anwesenheit ahnten. Rotdorn liebte die Nacht, denn sie war die Zeit der Taratzen. Nur bei Dunkelheit konnten sie ihre unterirdischen Behausungen verlassen und sich in die Nähe der Nackthäuter wagen, die sie mit gnadenlosem Hass verfolgten. Die aber auch so viel Verlockendes besaßen, das die Taratzen faszinierte.
    Im Schatten der letzten Bäume verharrte er und blickte über ein brach liegendes Stück Land. Seine scharfen Augen konnten weit und breit keinen Feind ausmachen, aber vielleicht versteckte sich jemand im gegenüberliegenden Unterholz. Er hob die Nase, aber angesichts des alles überlagernden Verwesungsgeruchs war es schwer, eine einzelne Witterung heraus zu filtern.
    Ein borstiger Schatten ließ sich lautlos neben ihm nieder. Kratzer.
    »Was schnüffelst?«, fiepte sein Weggefährte.
    »Riecht alles gleich.«
    »Wir müssen dorthin.« Rotdorn wies mit der gereckten Schnauze auf die gegenüber liegende Seite. »Näher zum Nest. Aber Vorsicht. Überall Fallen.«
    Kratzers Fell sträubte sich. Aus Angst oder Zorn, vielleicht aus beidem. »Rotdorn zu neugierig«, tadelte er. »Besser hier warten.«
    »Angst?« Eine Frage, die Kratzer ärgerte.
    Und die ihn regelmäßig dazu trieb, Dinge mitzumachen, die er für viel zu gefährlich hielt. Rotdorn nutzte das immer wieder gerne für sich aus. »Ich schleiche näher. Du kannst bleiben.«
    Rotdorn löste sich mit einem geschmeidigen Sprung aus dem Schatten und hetzte auf allen Vieren übers Feld. Wie erwartet blieb ihm Kratzer auf den Fersen.
    Versuchte ihn sogar zu überholen.
    Trotz der Gefahr, in der sie schwebten, lieferten sie sich plötzlich ein Rennen.
    Zwei dicke Staubspuren hinter sich lassend, preschten sie auf das nahe Unterholz zu. Sie waren so vertieft in ihren Wettstreit, dass sie den leichten Höhenunterschied im Boden erst im letzten Moment erkannten. Sich gegenseitig mit einem Fiepen warnend, stießen sie sich mit den Hinterpfoten ab. Ihre drahtigen Körper streckten sich, flogen durch die Luft.
    Würde es reichen?
    Die Vorderpfoten bohrten sich in festen Untergrund, aber damit waren sie noch nicht gerettet. Das merkten sie, als die Erde unter ihren Hinterleibern einbrach.
    Verdammte Fallgruben! Die hatten schon mancher Taratze das Leben gekostet. Instinktiv warfen sie sich nach vorn, um den Körperschwerpunkt auf sicheres Terrain zu verlagern. Unter ihnen krachte die Abdeckung auf die angespitzten Grubenpfähle, die nach neuen Opfern gierten. Die Hinterkrallen der Taratzen rissen große Brocken aus der Grubenwand, bis sie genügend Halt fanden, um sich über die Kante zu stemmen.
    Kratzer arbeitete eine Schnauzhaarlänge Vorsprung für sich heraus. Nachdem er sich mit einem Seitenblick vergewissert hatte, dass sein Weggefährte ebenfalls außer Gefahr war, setzte er sich mit drei schnellen Sprüngen in den Schutz der nahen Bäume ab. Mit glänzenden Augen wandte er sich um. Erster!
    Er musste das Wort nicht extra herausfiepen, sein ganzer Körper drückte den Triumph aus.
    Rotdorn folgte betont langsam, damit klar wurde, dass das Rennen für ihn nicht galt. »Nächstes Mal mehr vorsichtiger sein«, mahnte er leise.
    Kratzer fletschte die Zähne zu einem breiten Grinsen. Erster, Erster, Erster!
    Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Es kam nicht oft vor, dass er seinen wagemutigen Gefährten hinter sich ließ. Wenn es nach Rotdorn ging, würde es auch so schnell nicht wieder passieren.
    Schweigend schlichen sie weiter, bis sie das Nest sahen, das die tot riechenden Menschen erstürmt hatten. Der Kampflärm verebbte gerade. Die Nackthäuter, die dort lebten, waren sicher alle schon tot. Eisige Stille breitete sich aus, nur unterbrochen von den schleifenden
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