Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee
Autoren: N Schulman
Vom Netzwerk:
Blick folgte.
    Sie klingelten, Stefan kam an die Tür. Ohne die Beamten anzuschauen, nahm er seine Jacke von einem Bügel und zog sie an.
    »Was ist denn los?«
    Diana war ihm in den Flur gefolgt. Sie wirkte verwirrt und hektisch.
    »Papa, wohin?«, fragte der jüngste Sohn und zupfte an Stefans Arm. »Wohin gehst du, Papa?«
    »Ich muss mal ein bisschen weg«, flüsterte Stefan, stieg in seine Stiefel und setzte sich eine Mütze von den IK -Vikings auf.
    Das ging alles sehr langsam, wie ein Film, der in Zeitlupe abgespielt wird.
    »Stefan! Was ist denn los?«, schrie Diana und packte ihn an der Jacke, damit er sich umdrehte und sie ansah.
    Jetzt waren auch die älteren Söhne in den Flur gekommen und sahen ihre Eltern mit großen Augen an.
    Langsam drehte sich Stefan um und warf Diana einen langen Blick zu.
    »Verzeih.«
    Stefan saß zusammengesunken auf dem Stuhl in Christers Büro. In regelmäßigen Abständen biss er die Kiefer so fest zusammen, dass Christer schon vom Hinschauen die Zähne wehtaten.
    Er holte tief Luft und schaltete das Aufnahmegerät ein.
    »Verhör mit Stefan Engström, Sonntag, den 29 . Januar. Es ist zwölf Uhr einunddreißig. Zugegen sind neben Stefan Engström Christer Berglund, Petra Wilander und Engströms Anwalt Kennet Bäck.«
    Kurzes Schweigen.
    »Sie stehen unter Verdacht, ein unbekanntes halbwüch siges Mädchen getötet zu haben. Der Mord ist an Silvester in der Nähe von Gustavsfors geschehen. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich gestehe.«
    Christer spürte sein Herz hämmern.
    »Warum haben Sie den Mord begangen?«
    »Weil ich dazu gezwungen war.«
    »Können Sie das näher erläutern?«, bat Petra.
    Stefan sah auf, ließ den Blick von Christer zu Petra schweifen und wieder zurück, während er einen Entschluss zu fassen schien. Dann begann er, stockend zu berichten.
    »Wir haben es in den letzten Jahren ziemlich schwer gehabt, Diana und ich, sowohl, was das Geld angeht, als auch mit – ja, mit unserer Beziehung. Aber hauptsächlich mit dem Geld. Wir haben schon mit den Schulden angefangen, als Oliver und Robin noch klein waren, es mussten neue Kinderwagen gekauft werden, und sie sollten hübsche Kleidung haben, immer gleich angezogen sein. Ich habe gearbeitet und gearbeitet, und sie hat den Geldbeutel weit aufgemacht.«
    Stefan sah müde aus, aber er fuhr trotzdem fort:
    »Nach einer Weile ging es nicht mehr, und wir fingen an, auf Kredit zu leben, mit diesen verschiedenen Karten. Ein paarmal haben wir richtige Krisen gehabt, da klopfte der Fiskus sozusagen schon an die Tür. In den Fällen hat mir mein Bruder Jörgen immer ausgeholfen. Vielleicht taten ihm die Jungs leid. Aber im Grunde weiß ich nicht, warum er das gemacht hat. Zu Anfang habe ich gar nicht begriffen, woher er sein ganzes Geld hatte, ich war nur froh, dass er uns wieder und wieder gerettet hat. Jetzt, kurz vor Weihnachten war wieder Krise angesagt. Eine richtig verdammte Krise. Das Finanzamt drohte mit Konkurs und Versteigerung des Hauses, wir hätten zehn, fünfzehn Jahre am Rande des Existenzminimums leben müssen. Jörgen war bereit, noch mal zu helfen, aber er wollte eine Gegenleistung.«
    Stefan verstummte und verzog das Gesicht.
    »Kann ich vielleicht ein Glas Wasser bekommen?«
    Petra verließ das Zimmer und kehrte mit einem großen Glas zurück. Stefan trank es fast in einem Zug leer.
    »Das heißt, Sie haben für Geld gemordet?«, fragte Petra.
    »Es war so wahnsinnig viel Geld, ich wusste nicht, wie wir das jemals geschafft hätten.«
    Stefan begann zu weinen, erst lautlos, dann schluchzend, das Gesicht in der Armbeuge.
    Die armen Jungs zu Hause, dachte Christer.
    »Jörgen hat gesagt, dass niemand das Mädchen vermissen würde«, sagte Stefan, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
    Seine Augenlider waren geschwollen, und an den Schläfen glitzerten Schweißperlen.
    »Und da machte es nichts aus, fanden Sie?«, fragte Petra.
    Stefan antwortete nicht.
    »Warum sollte sie denn sterben?«, fragte Petra weiter.
    »Jörgen hat gesagt, sie sei widerborstig, unzuverlässig.«
    »Sie war widerborstig?«
    Stefan schluckte. Die Tränen liefen wieder.
    »Mal aus Neugier gefragt«, begann Christer, »warum haben Sie die Leiche dann in den Erdkeller gelegt?«
    Stefan wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab und sah aus, als hätte er die Frage nicht gehört.
    »Mir ist in dem Moment nichts Besseres eingefallen. Es war so kalt, massenhaft Schnee, und ich dachte, ich könnte sie später besser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher