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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee
Autoren: N Schulman
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verstecken.«
    »Aber warum ausgerechnet dort?«
    »Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst«, sagte Stefan, »aber meine Mutter war ein paar Jahre mit Göran Thellin zusammen, als wir klein waren.«
    Christer schüttelte den Kopf. Als wir Kinder waren, wolltest du nie etwas mit mir zu tun haben, dachte er. Woher soll ich das wissen?
    »Der war so verdammt fies und hat Mutter beim kleinsten Anlass geschlagen. Und dann so ein wahnsinniger Pedant. Wir sind damals ziemlich viel in der Hütte gewesen. Ich weiß auch nicht, vielleicht fand ich, dass ich mich so ein bisschen rächen könnte. Aber das andere Mädchen war ein Versehen.«
    Stefan holte Luft und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Als ich wieder zum Auto gehen wollte, habe ich sie plötzlich entdeckt. Wo war sie hergekommen? Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Sie muss mehrere Kilometer diesen Schotterweg entlanggelaufen sein. Einfach unbegreiflich. Sie stand völlig regungslos unter einer Tanne, und wenn sie nicht diese rote Jacke angehabt hätte, wäre sie mir wahrscheinlich nicht mal aufgefallen.«
    Stefan schluchzte.
    »Als sie merkte, dass ich sie gesehen hatte, fing sie an zu rennen. Sie hatte einen ziemlich guten Vorsprung, aber ich habe mich ins Auto gesetzt und bin hinter ihr hergefahren. Im Lichtkegel der Scheinwerfer sah sie aus wie ein Tier. Verdammt, was ist sie gerannt! Aber dann kletterte sie über die Schneewechte und lief in den Wald. Ich bin voll in die Eisen und hinterher. Habe Panik gekriegt. Ich …«
    Stefan unterbrach sich und sank mit der Stirn auf den verschränkten Armen über dem Tisch zusammen. Sein Körper bebte.
    Mehrere Minuten verstrichen.
    »Ich muss zu Hause anrufen dürfen«, flüsterte Stefan in die Tischplatte. »Ich muss einfach.«
    Als Magdalena aufwachte, hatte sie das Gefühl, im ganzen Körper Muskelkater zu haben.
    »Wie geht es dir?«, fragte Petter.
    Er musste lange auf ihrer Bettkante gesessen und ihr beim Schlafen zugesehen haben. Plötzlich genierte Magdalena sich. Wie sie wohl aussah? Wenn sie an das dachte, was geschehen war, konnte sie eigentlich keinen schönen Anblick abgeben.
    »Schon okay.«
    Sie versuchte ein Lächeln.
    »Sollen wir zum Arzt fahren?«, fragte er und strich mit seinem Daumen über ihre Wange.
    Magdalena zog schon bei dieser sanften Berührung eine Grimasse.
    »Nein, nein, das geht schon wieder vorüber.«
    »Warum hast du mir nicht erzählt, was ihr da vorhattet? Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Angst ich gestern gehabt habe.«
    »Ich wusste, dass du versuchen würdest, mich daran zu hindern. Tut mir leid.«
    »Aber du musst solche Sachen erzählen, das ist doch wohl klar.« Petter ordnete Magdalenas lange Haarsträhnen. »Dir darf doch nichts zustoßen.«
    Magdalena senkte den Blick. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht?
    »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    »Halb eins.«
    »Halb eins? Ich habe ja ewig lange geschlafen.«
    Sie versuchte, sich im Bett aufzusetzen, hatte aber solche Kopfschmerzen, dass sie gleich wieder auf das Kissen zurücksank.
    »Ich muss Nils in Filipstad abholen«, sagte sie und schloss die Augen.
    »Heute fährst du sicher nicht Auto. Ich komme mit dir. Hast du Hunger?«
    Magdalena überlegte. Nein, eigentlich nicht.
    »Komm«, sagte Petter und half ihr, sich auf die Bettkante zu setzen.
    Dann holte er ihren Morgenmantel, legte ihn um ihre Schultern und half ihr, in die Ärmel zu schlüpfen.
    Magdalena war schwindelig.
    Vielleicht habe ich eine Gehirnerschütterung, dachte sie, griff nach Petters Arm und erhob sich mühsam.
    »Wir machen alles ganz langsam und vorsichtig«, sagte er.
    Im Wohnzimmer waren fast keine Spuren von der vorangegangenen Nacht zu sehen. Die Glassplitter waren weggefegt. Das Einzige, was an den Eindringling erin nerte, war die Pappe, die jemand über das Loch in der Terrassentür geklebt hatte.
    »Willst du einen Kaffee?«, fragte Petter, als sie in die Küche kamen.
    Magdalena nickte.
    »Ich muss dir etwas erzählen«, sagte Petter, und schenkte ihr einen Kaffee aus der Maschine ein.
    Er klang so ernst, dass Magdalena es fast mit der Angst bekam.
    »Vor ein paar Stunden ist die Polizei gekommen und hat Stefan abgeholt.«
    »Stefan?«, fragte Magdalena und sah aus dem Küchenfenster. »Was heißt abgeholt?«
    Das Haus auf der anderen Straßenseite lag still da. Sogar die kleinen Lampen auf dem Fensterbrett in der Küche brannten nicht.
    »Christer und eine Beamtin sind gekommen und haben geklingelt, und
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