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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee
Autoren: N Schulman
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weiter auf und spähte auf die schmale Straße.
    Es war alles still. Wo war Kosta?
    Schnell kletterte sie aus dem Auto.
    Als Magdalena wieder zu Bewusstsein kam, lag sie auf dem Küchenboden, die Arme über dem Kopf verschränkt. Als sie sich zu bewegen versuchte, schmerzten die Hand gelenke. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass der Mann ihre Hände mit einem Lederriemen zusammengebunden und ein Bein vom Küchentisch zwischen ihre Arme gestellt hatte.
    Neben ihr saß der Mann und sah sie an.
    Ihre Versuche, nach ihm zu treten, ließen ihn nur grinsen.
    Er sieht aus wie ein Kind, dachte sie, wie ein fieses Kind, das auf der Straße ein seltenes Insekt gefunden hat, und sich darauf freut, ihm die Beine oder die Flügel auszureißen.
    Magdalena spürte, wie er ihr einen Strumpf auszog. Dann drückte er ihre Kiefer auseinander und schob den Strumpf in ihren Mund. Sie konnte den Würgereflex nicht unterdrücken und krümmte sich zusammen, aber der Strumpf füllte den Gaumen aus und drückte fest gegen das Zäpfchen.
    Magdalena riss und zerrte weiter an dem Tischbein, warf sich von einer Seite auf die andere, trat wie wild um sich.
    Nein, nein … Ich will nicht … Ich will nicht …
    Als der Mann blitzschnell aufsprang und ihre Fußknöchel packte, gab sie auf. Und als er ihre Jeans auf knöpfte und von den Beinen zerrte, schloss sie die Augen. Sie registrierte noch, wie kalt es ohne Unterhose auf dem Fußboden war, aber sie konnte keinen Widerstand mehr leisten, als er ihre Knie auseinanderdrückte.
    Nein.
    »Lass sie los!«
    Was war das? Plötzlich lockerte sich der Griff, und Magdalena machte die Augen auf. In der Tür stand Bengt und zielte mit einem Gewehr.
    Der Mann ließ von ihr ab und blieb vor dem Kühlschrank sitzen.
    »Leg dich hin!«, schrie Bengt.
    Er war kaum wiederzuerkennen, wie er mit dem Gewehr dastand. Dass er so wütend werden konnte!
    Der Mann legte sich mit ausgestreckten Armen auf den Bauch.
    Magdalena drehte sich auf die Seite, schaffte es, das Tischbein hochzudrücken und sich zu befreien. Sie merkte, dass sie rot wurde, weil Bengt sie so sah, wie sie mit nacktem Unterleib in der Hocke saß und mit verbundenen Händen den Strumpf aus dem Mund zog, der ganz blutig geworden war.
    Die Tränen liefen ihr nur so übers Gesicht.
    Gunvor ging in der Küche auf und ab. Wenn die Polizei nur schnell käme! Der bloße Gedanke an Bengt, der mit einem Elchstutzen bewaffnet war, erschreckte sie zu Tode. Bengt hatte seine Waffe noch nie zu Hause geladen. Was ging da bei Magdalena eigentlich vor? Warum hatte sie so geschrien?
    Gunvor trat ans Schlafzimmerfenster und versuchte zu sehen, was dort geschah.
    Plötzlich klingelte es an der Tür. Einmal, zweimal.
    Auf der Treppe stand ein abgemagertes Mädchen mit Ringen unter den Augen, in viel zu dünner Kleidung und in Sommerschuhen. Ihr Blick flackerte zwischen Gunvor, Magdalenas Haus und der Straße hin und her. Die Hände hielt sie fest vor der Brust verschränkt.
    »Aber liebes Mädchen, komm rein«, sagte Gunvor und ließ sie in den Flur. »Was in aller Welt ist denn geschehen?«
    Das Mädchen antwortete nicht, sondern sah Gunvor nur mit aufgerissenen Augen an. Sie sah vollkommen verstört aus und zitterte am ganzen Leib.
    Als Gunvor das Mädchen in die Küche führte, fing es an zu husten. Es war ein schrecklicher Anfall, der Husten stach in ihrer Brust, das Mädchen musste sich zusammenkrümmen und lange nach Atem ringen.
    Kein Wunder bei den Kleidern, dachte Gunvor und setzte sie auf einen Stuhl. Sie horchte auf Geräusche von draußen. Wo um Himmels willen kam das Mädchen her? Was war hier eigentlich los?
    Jetzt musste die Polizei aber bald kommen.
    Magdalena wollte aufstehen, doch die Füße trugen sie nicht. Also kroch sie auf allen vieren an Bengt vorbei in den Flur. Da blieb sie an die Wand gelehnt sitzen.
    Ich muss die Polizei rufen, dachte sie. Wo ist das Handy? Sie machte einen weiteren Versuch aufzustehen, der diesmal etwas besser gelang.
    Die Terrassentür stand immer noch offen, und im Wohnzimmer war es eiskalt. Auf dem Boden zwischen den Glassplittern lag noch ihr Handy. Magdalena ging vorsichtig durch die Scherben und hob es auf.
    »Wenn du dich rührst, schieße ich!«, schrie Bengt draußen in der Küche. »Und die Polizei ist schon unterwegs!«
    Magdalena ging in den Flur zurück, sank wieder auf den Fußboden und schloss die Augen.
    In der Ferne hörte sie, wie die Eingangstür geöffnet und geschlossen wurde, und spürte, wie ihr
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