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Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf!
Autoren: Tim Bowler
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Jetzt schaut er mich an, der dicke Bulle mit dem Mopsgesicht, und ich denke: Leg ich ihn um oder lass ich ihn leben?
    Das ist die Frage.
    Fragen mag ich nicht. Fragen bedeuten, du musst dich entscheiden, und das bringt Stress. Ich mag Gewissheit. Du musst dies tun, du musst das tun, kein Hickhack. Leg ihn um, lass ihn leben. Wissen, was du zu tun hast. Gewissheit.
    Nur hier bin ich mir überhaupt nicht sicher. Am liebsten würde ich ihn umlegen. Wenn ich nur sein Gesicht sehe, wird mir schlecht, und ich hasse es, wieder auf der Polizeiwache zu sein.
    Das Messer im Strumpf fühlt sich gut an. Der Bulle hat es nicht mal bemerkt, als er mich gefilzt hat. Aber er wird Bekanntschaft mit ihm machen, wenn er mir dumm kommt. Die Klinge ist nur klein, aber ich weiß damit umzugehen.
    Er schaut mich immer noch aus Schweinsritzen an.
    Â»Also, junger Mann«, sagt er.
    Â»Ich bin nicht Ihr junger Mann.«
    Er achtet nicht darauf, er grinst nur breit.
    Â»In deinen eigenen Worten«, redet er weiter.
    Â»Was denn?«
    Â»Erzähl uns in deinen eigenen Worten, was passiert ist.«
    Â»Wo denn?«
    Er seufzt übertrieben. Ich hasse das. Ich fahre mit den Fingern vorsichtig den Oberschenkel hinunter.
    Er kann das nicht sehen, der Schreibtisch steht im Weg. Die Bullenfrau mit der riesigen Oberweite, die da an der Tür steht, schaut her, aber die hat auch nichts bemerkt. Das sehe ich ihr an.
    Die ist sowieso zu weit weg. Bis die sich auf den Weg macht, habe ich mein Messer gezogen und dem Mopsgesicht die Fresse aufgeschlitzt. Wahrscheinlich reicht die Zeit sogar, sie ebenfalls aufzuschlitzen.
    Er macht weiter auf väterlich.
    Â»Was ist am Fußgängerüberweg passiert?«, fragt das Mopsgesicht.
    Â»Nichts.«
    Â»Du hast auf der Straße gestanden, obwohl die Ampel auf Grün gesprungen war, und hast dich geweigert, aus dem Weg zu gehen und die Autos vorbeifahren zu lassen.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Du hast die wartenden Autofahrer beschimpft.«
    Â»Daran erinnere ich mich nicht.«
    Â»Vor allem den Mann im Auto ganz vorn.«
    Â»Daran erinnere ich mich nicht.«
    Â»Der Mann in dem grünen Kombi. Er hat dich gebeten, aus dem Weg zu gehen, damit er und alle anderen weiterfahren konnten. Du hast ihn beschimpft und obszöne Gesten gemacht.«
    Â»Er war grob zu mir.«
    Â»Meinst du nicht, dass man das eher von dir sagen könnte?«
    Ich zucke mit den Achseln. Allmählich macht mir das Ganze richtig Spaß.
    Â»Also?«, drängt Mopsgesicht.
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Es war gefährlich.«
    Â»Nein. Er hätte mich nie über den Haufen gefahren.«
    Â»Weil er, im Gegensatz zu dir, Verantwortungsgefühl besaß. Dabei wäre es eine Lektion für dich gewesen, hätte er aufs Gaspedal getreten und wäre auf dich zugefahren. Ich glaube, du hättest dich ziemlich rasch aus dem Staub gemacht, wenn er das wirklich getan hätte.«
    Â»Dazu hatte er nicht den Mumm.«
    Â»Das dachtest du also, dass ihm der Mumm dazu fehlt?«
    Â»Ja.«
    Â»Aber du, du hättest ihn gehabt, oder? Hättest du am Steuer gesessen und ein frecher Rotzlöffel steht auf dem Fußgängerüberweg und weigert sich wegzugehen, beschimpft dich und fordert dich heraus, du hättest das Gaspedal durchgedrückt und ihn über den Haufen gefahren, stimmt’s?
    Â»Genau.«
    Er lehnt sich zurück und schaut zu seiner Kollegin hinüber. Jetzt macht es mir richtig Spaß. Beide wissen nicht mehr weiter. Was sollen sie mit mir machen? Anzeigen können sie mich nicht, dazu ist die Sache nicht ernst genug. Ich bekomme eine Verwarnung, weiter nichts.
    Dann erhebt sich Mopsgesicht.
    Â»Sieht so aus, als haben wir da ein Problem.«
    Er kommt um den Schreibtisch herum zu mir, setzt sich auf den Schreibtischrand. Ich mag nicht, wie er jetzt aussieht, ich weiß nicht warum.
    Zu nahe. Ich mag nicht, wenn mir Leute so auf die Pelle rücken. Das erinnert mich an bestimmte Dinge. Ich denke an das Messer, knete die Hände. Wieder schaut er zur Bullenfrau rüber, dann wandert sein Blick zurück zu mir.
    Â»Der Autofahrer hat uns gesagt, er wollte die Sache nicht aufbauschen, aber auf jeden Fall melden.«
    Sag nichts dazu.
    Â»Er machte sich Sorgen, ob wir den Jungen, der fünf Minuten lang den Verkehr aufgehalten und alle Autofahrer beschimpft hat, auch tatsächlich ausfindig machen können.« Mopsgesicht zieht die Nase kraus. »Er
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