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Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf!
Autoren: Tim Bowler
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problemlos.
    Warum schüttelst du den Kopf? Glaubst du mir nicht? Mir egal. Glaub doch, was du willst. Es stimmt trotzdem. Jeder kriegt sein Fett ab, so ist das Leben. Was ist daran so schwer? Andere Leute machen sich einen Riesenstress. Ich bin da anders.
    Es ist, wie wenn ich oben auf diesem Riesenberg stehen würde, wie heißt er doch gleich, auf dem Everest. Kilometerhoch. Ich steh da oben ganz allein, mein Kopf über den Köpfen aller anderen, und das ist klasse. Da oben kann mir keiner was, denn da oben reicht keiner an mich ran.
    Hörst du mir zu, Bigeyes?
    Darum geht es. Darum, die Dinge von weiter oben zu sehen, höher als alle anderen. Dinge zu sehen, die kein anderer sieht.
    Nimm zum Beispiel den Typ aus dem Café Blue Sox. Ich sehe Sachen bei ihm, die sonst keiner sieht, ja von denen nicht einmal er selbst etwas ahnt. Hast du ihn entdeckt? Der Tisch am Fenster. Nicht der Typ mit dem Gelhaar. Der geht in einer Minute weg. Frag mich nicht, woher ich das weiß.
    Ich meine den anderen, den mit dem Handy. Braunes Haar, um die zwanzig, gepflegt. Siehst du ihn jetzt?
    Solche Typen laufen hier in rauen Mengen rum. Angeber, nichts dahinter. Die City brütet sie aus. Sehr leichte Beute. In einer Minute ist er mit dem Telefonieren fertig, dann wird er seine Jacke über die Stuhllehne legen und nicht mehr daran denken.
    Warum? Weil er nur noch Augen für die Blondine hinter der Theke haben wird.
    Na bitte. Was habe ich gesagt? Gelhaar geht. Nun achte auf die Schafsnase. Steckt das Handy ein, nimmt einen Schluck Kaffe, legt die Jacke über die Lehne.
    Ich raus, bleibe kurz draußen, komme wieder rein. Viel los hier, viel Gequatsche. Umso besser.
    Niemand beachtet mich. Darin bin ich gut. Niemand sieht mich, wenn ich es nicht will. Genauso gut könnte ich unsichtbar sein. Nur das Mädchen an der Theke, die mit den roten Lippen, sieht mich, aber nur, weil ich einen Kaffee will.
    Blondie steht schon drüben am Fenster und redet mit Schafsnase.
    Â»Was darf es sein?«, fragt die Bedienung.
    Â»Latte macchiato, bitte.«
    Sie macht mir den Kaffee. Ich nehme die Tasse mit zum Fenster drüben. Blondie steht immer noch da, beugt sich über den Stuhl von Schafsnase. Sie reden über nichts Bestimmtes, kichern.
    Ich setze mich an den Nebentisch. Die beiden merken nichts. Ich rücke den Stuhl näher heran. Noch mehr Gequatsche und Gekicher. Sie reden über einen Saftsack namens Kenny.
    Rundum checken, Blick auf den Typ, Blick auf das Mädchen.
    Niemand merkt überhaupt, dass ich da bin, so als wäre ich ein Traum oder ein Geist. Ich mag diese Tour. Ich weiß, wo die Brieftasche steckt. Ich sehe den Abdruck von hier aus. Innentasche der Jacke, Reißverschluss geschlossen.
    Noch ein letzter Blick rundum – halt. Blondie richtet sich auf. Sie schaut zu mir, aber sie sieht mich gar nicht. Sie denkt an Schafsnase, auch wenn sie in meine Richtung schaut.
    Der Typ hat sich nicht mal umgedreht. Er verschlingt sie mit den Augen, als wäre sie eine Zuckerschnitte. Sie schaut ihn wieder an, beugt sich zu ihm, legt ihm eine Hand auf die Schulter.
    Zwei Minuten später hab ich meinen Kaffee getrunken und bin weg. Mit einer dicken Brieftasche.
    Und mit einem Problem.
    Man verfolgt mich.
    Zwar sehe ich niemanden, aber jemand ist hinter mir her. Frag mich nicht, woher ich das weiß.
    Sei auf der Hut, Bigeyes.
    Schafsnase ist es nicht, so viel weiß ich. Keiner aus dem Café Blue Sox, jemand anderes. Außerdem sind es mehrere. Ich spüre von mehreren Seiten Blicke auf mir. Lenk mich nicht ab. Ich muss herauskriegen, wie viele es sind.
    Mindestens vier. Vielleicht noch mehr. Schwer zu sagen.
    Dreh dich um, schau die Einkaufsstraße entlang.
    Niemand. Jedenfalls keine gefährlichen Typen. Scharenweise Leute, aber alle harmlos.
    Geh weiter.
    Zwei Männer. Große haarige Kerle, scheinen von einer Baustelle zu kommen. Aber die sind es nicht. Ein weiterer Typ kommt aus der anderen Richtung, aber der rennt nur zum Bus.
    Die Luft ist immer noch nicht rein, das spüre ich. Wo lang? Links oder rechts? Tut nichts, ich entscheide ja. Nach links, die Crowstone Road hinunter, bis zum Ende der Fußgängerzone.
    Geh einfach immer weiter.
    Immer noch kein gutes Gefühl. Es müssen mehr als vier sein. Ich spüre mindestens fünf in der Nähe, vielleicht noch mehr.
    Einmal rundum checken.
    Geh weiter. Ende der Fußgängerzone, jetzt in die Gasse, schnell durch
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