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Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
Autoren: Jo Zybell
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Möglichkeiten.
    Dieses Konzept des Herrschens war ihm zuvor nie bewusst gewesen. Erst hier hatte es sich in ihm festgesetzt und war stetig gewachsen – im gleichen Maße, wie auch sein Körper durch das Schlangengiftserum mehr und mehr erstarkt und sein Geist mehr und mehr gereinigt worden war …
    Ein optisches Signal blinkte am Funkmodul. Er griff nach dem Sprachsensor und bog ihn zu seinem Mund herunter.
    „AV-01 an den Großen Herrn“, tönte die gleichmütige Altstimme seines Prototyps aus der Hörmuschel; eine gut gelungene Stimme, wie der Archivar fand. „Beide Hominiden gefangengenommen. Von dem Androiden immer noch keine Spur. Auch das neurokinetische Spezialmodul ist nicht mehr anzupeilen. Kommen.“
    „Dann hat es sich doch wieder selbst deaktiviert“, vermutete er. „Vielleicht durch eine Erschütterung, vielleicht durch einen Defekt.“ Er überlegte kurz das weitere Vorgehen. „Scanne er sämtliche neuronalen Schaltfelder der Gefangenen. Wir brauchen ihren vollständigen Bewusstseinsinhalt. Und dann nehme er sie in sicheren Gewahrsam, bis Wir zurückkehren. Wiederholen.“ Eine Marotte: Er befehligte seine Roboter im Pluralis Majestatis , um seine Position noch mehr hervorzuheben.
    AV-01 wiederholte den Befehl, dann beendete er die Funkverbindung. Der Archivar blickte zu den Schirmen hinauf. Das Meer dehnte sich in Flugrichtung aus, hinter dem Shuttle blieb im Südwesten der Dschungel zurück und mit ihm das entartete Tor und AV-01 mit seinen Schwärmern und den beiden gefangenen Hominiden. Wo mochte nur der Android stecken, von dem seine Roboter vor Cancún berichtet hatten? War er gar nicht an Bord gewesen – oder gar entkommen? Unmöglich; dazu hätte er den EMP, mit dem er das Shuttle vom Himmel geholt hatte, überstehen müssen.
    Die beiden Menschen waren ein erstaunlicher und überaus glücklicher Fang! Beide waren einzigartig: der Mann ein Zeitreisender aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, die Frau eine quasi Unsterbliche, deren Geist seit undenklichen Zeiten von Körper zu Körper sprang.
    Er würde sich nach seiner Rückkehr intensiv mit den beiden beschäftigen. Erst einmal war etwas anderes wichtiger. Denn ein erster oberflächlicher Gehirnscan, den ihm AV-01 von den Fremden übermittelt hat, hatte Erstaunliches zutage gefördert: Der männliche Hominide hatte ein Artefakt aus dem zeitlosen Raum zeitweise in seinem Besitz gehabt, das Superior Magtron , einen Supermagneten, der noch stärker war als das irdische Magnetfeld. Vielleicht die entscheidende Komponente, um die Waffenphalanx um das entartete Tor zu vervollständigen und das Zeit-Tarnfeld aus der Phase zu bringen.
    Laut dem Gehirnscan befand sich das Superior Magtron derzeit in Besitz eines Albinos namens Rulfan, der in einer primitiven Burg hauste: Canduly Castle . Sie lag auf der anderen Seite des Ozeans, im Norden einer dem Festland vorgelagerten Insel: England.
    Offensichtlich befanden sich noch weitere Hominiden bei diesem Rulfan, aber die interessierten den Archivar nicht – bis auf eine Frau namens Aruula, die Drax’ Bewusstsein als Telepathin ausgewiesen hatte. Ob sie sich am Zielort aufhielt? Man würde sehen. Eine Telepathin jedenfalls hielt der Archivar für wertvoll und seinen weiteren Plänen zuträglich genug, um seine Aufmerksamkeit auf sie zu richten.
    Mit Leichtigkeit hatte er die in Matthew Drax’ Erinnerungen vorgefundenen Ortsangaben mit den geographischen Daten im Navigationssystem des Shuttles abgleichen können. Der Kurs war programmiert, die Zielkoordinaten einigermaßen verlässlich; der Archivar konnte beruhigt auf Autopilot umschalten. Im Moment dehnte sich nichts als Meer unter dem Shuttle aus.
    Er löste die sperrigen Gurte und erhob sich aus dem für seine Anatomie nicht wirklich bequemen Schalensitz. Tief musste er sich bücken, um durch die Cockpitluke zu schlüpfen. Die kleinen Servomotoren seines Exoskeletts summten leise und irgendwie auch beruhigend.
    Im Laderaum sichtete der Archivar die Ausrüstung des Shuttles; dazu war vorher keine Zeit gewesen. Sorgfältig untersuchte er die Schrankwände und -schubladen, kontrollierte die medizinischen Hilfsmittel von der Mullbinde bis zum Einwegskalpell, prüfte die Flaschen mit dem Notsauerstoff, studierte das teilweise doch recht primitive Werkzeug in den Halterungen der Bodenluken.
    Der Proviant war kaum mehr genießbar, das Trinkwasser dagegen schon. Das erschien ihm am wichtigsten, denn feste Speise brauchte er nicht viel – sein
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