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Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
Autoren: Jo Zybell
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ihr schmeckt es nicht allzu deutlich.“ Wieder Gelächter.
    Nur Aruula war nicht nach Lachen zumute. Rulfan Worte hatten sie getroffen. Alle packten mit an – außer ihr. Die Schmerzen und ihre Wirbelsäulenverletzung hinderten sie daran, zu tun, was sie am besten konnte und beherrschte: das Schwert schwingen, zu jagen, zu kämpfen, ihre Freunde zu verteidigen. Kein schönes Gefühl, sich unbrauchbar vorzukommen.
    Sie verzichtete auf den Nachtisch und erhob sich. Schmerzen und düstere Gedanken verdarben ihr den Appetit. Mit geradem Rücken ging sie in die Hocke, legte das Polster zurück auf den Stuhl, nickte in die Runde und murmelte eine Entschuldigung. Dann verließ sie den Speisesaal.
    Draußen, hinter der Schwelle des äußeren Speiseraums, wiederholte sich das qualvolle Spielchen: Stufe für Stufe, und immer schön aufrecht – und Hände weg vom Geländer.
    Ihre Schlafkammer lag im Stockwerk über den Speiseräumen. Als sie die Tür hinter sich schloss, brach sie beinahe zusammen. Sie lehnte ein paar Atemzüge lang gegen die Tür, seufzte und ließ alle Selbstbeherrschung fahren: Der Schmerz verzerrte ihre schönen Züge.
    Nach ein paar tiefen Atemzügen schleppte sie sich zum Bett. Auf dem lag sie dann wach und grübelte. Wollte denn ihre Verletzung gar nicht heilen? Nach dem Kampf gegen die Räuber, die ihr das Schwert stehlen wollten, und der Begegnung mit Wudans Auge hatte sie gedacht, nun ginge es bergauf. 3 Doch sie hatte im Gegenteil wegen der Anstrengungen einen Rückfall erlitten.
    Die Verzweiflung wollte ihr die Tränen in die Augen treiben. Sie biss die Zähne zusammen. „Hilf mir, Wudan, ich flehe dich an“, betete sie murmelnd. „Sende mir deine heilende Kraft und befreie mich von diesen Qualen.“
    Patric Pancis kam ihr in den Sinn, während sie versuchte, sich zu entspannen. Patric Pancis und sein Vorschlag, eines der marsianischen Exoskelette für sie umzubauen, um damit ihren Körper zu stützen. Die Marsianer selbst benötigten sie nicht mehr; ihre Körper hatten sich längst an die Schwerkraft der Erde gewöhnt.
    Für einen winzigen Moment zog sie Pancis’ Vorschlag tatsächlich in Betracht – aber wirklich nur für einen Moment. Nein, verdammt, sie wollte sich nicht von Tekknik abhängig machen! Demütigend genug, dass sie sich auf ein Lederkorsett hatte einlassen müssen, das sie unter dem Mantel trug. Mit einem Metallgerüst um die Glieder herumzustelzen wie die dürren Leute vom Mars, kam überhaupt nicht in Frage!
    Sie war Aruula von den Dreizehn Inseln! Sie war die Königin der schönsten und stärksten Kriegerinnen Eurees! Sie brauchte keine Krücken. Sie würde die Schmerzen durchstehen und sich aus eigener Kraft zu ihrer alten Stärke durchbeißen! Und dann würde sie zu ihrem Volk zurückkehren und ihren Platz wieder einnehmen.

    Das Triebwerk summte, das Fluggerät beschleunigte. Mondshuttle hatten es seine Erbauer genannt, die vom Mars kamen und auf der Erde gestrandet waren. Der Mann aus der Vergangenheit, Matthew Drax, hatte es zuletzt benutzt – und es an ihn verloren.
    Im Frontfenster und in den Projektionsschirmen darüber spiegelte sich seine bernsteinfarbene Gestalt: dünn, hochgewachsen, die dürren Glieder mit Metallstangen geschient, der Kopf mit den vier Tentakeln ein lang gestrecktes Oval, beinahe eiförmig.
    Der aufmerksame Blick des Archivars wanderte über die Armaturen – Geschwindigkeits- und Höhenmesser, Kursrechner, die Anzeigen für Luftdruck und Luftfeuchtigkeit und einiges mehr – und dann hinauf zu den Schirmen, auf die die Außenkameras ihre Aufnahmen projizierten. Dort konnte er das riesige Waldgebiet sehen, das man „Dschungel“ nannte. Auf einer sich entfernenden Lichtung dieses Urwalds stand das Monument seines größten Problems: die Pyramide mit dem versiegelten Tor und dem Tarnschild aus Zeit, das es von allen Blicken und Berührungen verbarg.
    Dieses Schild zu knacken und das Tor dahinter zu öffnen war sein dringlichster Plan. Nur so würde er in seine Zeit, seine Dimension zurückkehren können – und in den zeitlosen Raum hinter dem Tor, in dem sich der Schlüssel für sein weiteres Leben und Streben verbarg: Mit den Technik-Artefakten aus dem zeitlosen Raum würde er diese Erde, auf die es ihn verschlagen hatte, beherrschen können.
    Längst zog es ihn nicht mehr zurück in seine eigene sterile Welt, in der er nur funktioniert hatte, ein Archivar unter vielen. Diese Epoche dagegen bot dem Mutigen und Starken unendliche
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