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Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
Autoren: Jo Zybell
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benutzen. Warum sollte man seinen Freunden nicht einen Gefallen tun hin und wieder? Sie bemühte sich, möglichst schmerzfrei Tofanenbrei vom Teller in den Mund zu befördern, und lauschte dabei den Gesprächen am Tisch. Das half ihr, sich von ihrem Zustand abzulenken.
    „… seit Wochen erproben Damon Marshall Tsuyoshi, Sir Albert und ein Team Retrologen im Hort des Wissens dieses Gerät“, berichtete Rulfan soeben. „Und seit zwei Tagen ist es einsatzbereit. Ist doch so, Damon, oder?“
    „Das möchte ich meinen“, nahm der Marsianer den Faden auf. „Ich brenne geradezu auf einen Ernstfall, um unser Wunderwerk im Einsatz testen zu können.“
    Tsuyoshi war ein auch in technischer Hinsicht mit allen Wassern gewaschener Marsianer, Sir Albert ein Physiker aus der zerstörten Bunkerstadt Leeds, der sich sein halbes Leben lang mit einer Wissenschaft beschäftigt hatte, die Männer wie Maddrax und er Optik nannten. Von welchem Gerät die Rede war, wusste Aruula nicht.
    „Es arbeitet auf der Basis des Schleusenbutler-Projektors, und ich konnte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es einwandfrei arbeitet.“ Enthusiastisch, wie Aruula ihn selten erlebte, berichtete der Albino von einer neuen technischen Entwicklung aus dem Hort des Wissens. „Nimmt man eine Person mit der Kamera von allen Seiten auf, fügt es die Bilder zu einer einzigen Oberfläche zusammen und überträgt ein perfektes Tarnbild auf einen Reflexanzug, der aus Fotozellen besteht … Ist das so korrekt, Sir Albert?“
    Der Techno nickte. „Ich hätte es nicht kompetenter formulieren können.“
    „Wenn ich so einen Anzug trage, kann ich also aussehen, als wäre ich du?“ Juefaan runzelte ungläubig die Stirn.
    Sein Vater nickte. „Vorausgesetzt, die Kamera hat zuvor eine Aufnahme von mir an das Gerät geschickt.“
    „Und wie nennt man so ein Ding?“, fragte Aruula, um nicht ganz unbeteiligt zu erscheinen.
    „Mimikrypter“, antwortete Claudius Gonzales, der marsianische Kommandant. Aus der Gruppe der Marsianer hatte Rulfan nur ihn, Tsuyoshi und dessen Freundin Calora Stanton an den Familientisch eingeladen.
    „Seltsamer Name“, fand Myrial.
    „Als ‚Mimikry‘ bezeichnet man die Nachahmung von Verhaltensweisen und Körpergestalten“, erklärte Sir Leonard. Aruula vergaß für einen Augenblick ihren Tofanenbrei und lauschte den Worten des Alten. „Und ‚kryptisch’ meint etwas Verborgenes, Geheimnisvolles. Insofern ein sehr treffender, geradezu zwingender Name.“
    Alle nickten, auch Aruula. Sie bewunderte Rulfans Vater – gab es etwas auf Wudans weiter Welt, zu dem ihm nicht etwas Kluges einfallen würde? Dass er sich unter Mutters Einfluss gegen seinen Sohn gestellt hatte, war längst vergessen. Alle Ex-Versteinerten hatten diese Veränderung durchmachen müssen, doch seit Mutters Vernichtung waren alle wieder normal.
    Aruula hob den Löffel, wollte weiter essen, da schoss ihr ein heftiger Schmerz durch die Wirbelsäule. Sie zuckte kurz zusammen, verzog aber keine Miene. Jedenfalls versuchte sie, keine Miene zu verziehen; Myrials und Patrics besorgte Blicke trafen sie dennoch. Doch keiner sagte ein Wort – alle wussten ja, dass Aruula möglichst wenig über ihre langwierige Verletzung zu sprechen wünschte.
    „Das Leben ist ungerecht“, seufzte Patric Pancis, der Ex-Techno, der eigentlich in Diensten von König Jed Stuart stand, aber hin und wieder auf Canduly Castle aushalf. So wie in diesen Tagen, da es galt, die Folgen des nahen Meteoriteneinschlags zu beseitigen. Momentan war der hochgewachsene Mann mit dem kurzen Blondhaar damit beschäftigt, eine „Sprechanlage“, wie er es nannte, in die Burg einzubauen, damit man sich von Zimmer zu Zimmer unterhalten konnte, ohne sich zu sehen. „Ihr bastelt an den faszinierendsten Geräten herum und ich ritze Kabelkanäle in die Wände!“ Er sah Rulfan so verdrossen an, dass deutlich wurde, dass für ihn nicht nur das Leben, sondern vor allem der Burgherr ungerecht war.
    „Prahle hier nicht herum!“ Auf einmal lehnte der alte Retrologe Basti Eisenmann im Türrahmen zum nächsten Saal. „ Ich habe dir gesagt, wo die Kabelschächte zu verlaufen haben, und du hast Hammer und Meißel geschwungen!“ Alle lachten, Patric am lautesten.
    „Jeder tut, was nötig ist“, ergriff Rulfan das Wort, „und er tut es für alle. Ich zum Beispiel habe das wilde Horsay gejagt und geschlachtet, das wir gerade verspeisen. Es war zu alt und schwach, um es noch einzureiten. Ich hoffe,
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