Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Autoren: Katie Kacvinsky
Vom Netzwerk:
gab ich zu. »Aber du scheinst nur zu sehen, was du sehen willst, während ich bei meinen Freunden sein kann, wer ich wirklich bin.«
    »Ist ihnen klar, dass du im Grunde schüchtern und unsicher bist? Hast du ihnen deine Schwächen gezeigt?«
    »Diese Schwächen scheine ich bei ihnen nicht zu haben«, sagte ich. »Vielleicht entstehen sie nur, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist keine Anführerin. Bestimmt ist es im Moment sehr aufregend, die Rebellin zu spielen. Aber lange wirst du diesen Lebensstil nicht durchhalten. Er widerspricht deinem Wesen, und am Ende wirst du scheitern. Ich habe dir eine Wahl gegeben, und kann nur hoffen, dass du die richtige Entscheidung triffst.«
    »Dad …«
    Er unterbrach einfach die Verbindung. Plötzliche Stille herrschte im Raum und der Wandschirm verblasste zu einem kalten Grau.
    Wie sollte ich eine Wahl treffen? Die Entscheidung war unmöglich. Ich hatte inzwischen zwei Familien. Justin, Clare, Pat, Gabe, Justins Eltern … Menschen, die ich von ganzem Herzen liebte. Und Mom und Dad. Ich konnte es nicht ertragen, jemanden von ihnen zu verlieren. Aber mir war klar, dass ich jetzt keine Chance mehr hatte, beide Familien zu behalten.

30. April 2061
    Ich habe keine Angst mehr. Im Center bin ich jeden Tag gestorben … ganz langsam, als würde man mich verdursten lassen. Ich spürte, wie ich mich immer weiter auflöste und eine Zelle nach der anderen zerfiel. In meinen Träumen musste ich zusehen, wie meine Familie und alle meine Freunde starben. Jede Nacht wurde ein Teil von mir getötet.
    Jetzt ist es eine Erleichterung zu wissen, dass das Leben nicht schlimmer werden kann. Nachdem ich diese Hölle ertragen habe, kann ich auch alles andere überleben. Im Center hatte ich ständig Panik davor, welche Tragödie als Nächstes auf mich lauert. Ich kam mir vor wie ein medizinisches Experiment … als hätten sie mein Schmerzempfinden auf Maximum gestellt und würden zuschauen, wie ich mich wand. Wenn man ganz unten angekommen ist, liegt darin ein gewisser Trost. Man hört auf, sich zu fürchten.
    Inzwischen glaube ich, dass Justin recht hat. Erst durch Schmerz lernen wir unsere wahre Stärke kennen. Vielleicht braucht man Tragödien, um das Paradies zu erschaffen.
    Ich finde die Idee ermutigend, dass man jeden Tag ganz von vorne beginnen kann, wenn man nur die Vergangenheit loslässt. Mir ist klar, dass ich nicht einfach vergessen oder verdrängen darf, was ich erlebt habe. Wenn ich eine bessere Zukunft entwerfen will, muss ich auf der Vergangenheit aufbauen. Beides geht Hand in Hand und lässt sich nicht trennen. Aber die Vergangenheit wird nicht länger wie ein Anker sein, der mich festhält, sondern wie eine Landkarte, um meinen Weg zu finden.
    Ich weiß, welche Wahl ich treffen muss.

Kapitel Achtunddreißig
----
    Justin stand in der Einfahrt, und sein Wagen wartete zwischen uns. Windböen bliesen mir Haarsträhnen in die Augen und ich strich sie hinter die Ohren zurück.
    »In ein paar Tagen bin ich zurück«, sagte er.
    Ich nickte. Mir war klar, dass es zu gefährlich gewesen wäre, ihn nach L.A. zu begleiten, wo die Anhörungen zu den Umerziehungscentren stattfanden. Im Moment musste ich mich vom Rampenlicht fernhalten. Aber es fiel mir immer schwerer, ohne Justin zurückzubleiben. »Alleine habe ich wenigstens genug Zeit zum Grübeln«, murmelte ich mit einem Stirnrunzeln. Seit dem Gespräch mit meinem Vater waren zwei Tage vergangen. Ich hatte ihm noch immer keine Antwort gegeben.
    »Was gibt es denn da nachzudenken?«, fragte Justin, als wäre es einfach, sich zwischen zwei Familien zu entscheiden. »Ich finde, die Antwort ist offensichtlich.« Justin kam um das Auto herum und stellte sich neben mich. »Schauen wir uns mal deine bisherige Erfolgsbilanz an. Hast du es je geschafft, deinem Vater für längere Zeit zu gehorchen?«
    »Nein«, murmelte ich.
    »Und wieso willst du jetzt damit anfangen?«
    Er nahm seine Reisetasche vom Boden und warf sie in den Kofferraum.
    »Weil mir klar geworden ist, dass er immer noch die Kontrolle über mein Leben hat.«
    Justin schüttelte den Kopf. »Nur, wenn du ihn lässt. Dein Vater ist ein Meister der Einschüchterungstaktik. Ich glaube, er blufft nur.«
    Vor einem Jahr hätte ich das vielleicht auch geglaubt. Aber jedes Mal, wenn ich mir einbildete, die Oberhand zu haben, zwang er mich wieder zur Unterwerfung. Wann immer ich glaubte, frei zu sein, lief ich in Wirklichkeit in eine neue Falle.
    Ich war seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher